Schon in den vergangenen Monaten wurde in das Vereinslokal eingebrochen, aber da waren die Täter auf der Suche nach Habseligkeiten. Bei dem Anschlag auf das Lokal des Volkskulturvereins wurde so ziemlich alles in den Räumlichkeiten verwüstet: Fenster, Mobiliar und der Billardtisch mit dem Hakenkreuz.
Rund zwei Stunden wüteten die Täter. Die Ternitzer Polizei hatte offensichtlich rasch eine Ahnung von den Tätern und nahm, nachdem am Dienstag der Vorwoche die Attacke entdeckt wurde, zwei Jugendliche fest, die ein Küchenmesser aus dem Vereinslokal bei sich trugen. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass noch ein dritter Jugendlicher an der Attacke beteiligt war. Die drei Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren wurden angezeigt. Die NÖN (23.6.14) schreiben über das Motiv: „Sie verantworteten ihre Taten mit Unbesonnenheit.“
Von wem die lyrische Formulierung mit der Unbesonnenheit stammt, ist unklar. Der „Kurier“ (NÖ-Ausgabe, 24.6.14) nennt „Langeweile” als Motiv. Angeblich würden die Jugendlichen ihre Tat auch schon bereuen. Deren Eltern haben sich nämlich bei Tuncay Arslan, dem Obmann des Vereins, entschuldigt und wollen den Schaden auch begleichen.
Die Attacke auf das Lokal des Volkskulturvereins ist nicht die einzige in den letzten Monaten in Niederösterreich, bei der rassistische, ausländerfeindliche bzw. neonazistische Motive sichtbar wurden. In Ebreichsdorf fand im Dezember 2013 eine Attacke auf eine Familie mit türkischem Migrationshintergrund statt, die nach unseren Informationen noch nicht aufgeklärt ist. In Herzogenburg, in Neulengbach und in Pöchlarn wurden ebenfalls im Vorjahr türkische Einrichtungen attackiert – immer mit der Hinterlassenschaft von Hakenkreuzen.
Vermutlich gibt es noch einige ähnlich gelagerte Vorfälle (nicht nur in Niederösterreich) mit rassistischem oder rechtsextremem Hintergrund, über die nicht berichtet wurde oder die auch nicht angezeigt wurden. Vor allem in ländlichen Gemeinden sind Betriebe, aber auch Einrichtungen von Zuwanderern abhängig von der „einheimischen“ Mehrheit. Deshalb wird manchmal auch geschwiegen oder regelt die Angelegenheiten „amikal“ geregelt. Das Problem dabei: Die politische Dimension, der latente Rassismus von Jugendlichen, der sich durchaus mit der Langeweile als Motiv verträgt, wird dabei nicht sichtbar.