Ein Polizist ermittelt privat in Sachen Natascha Kampusch, weist sich aber dabei als Exekutivbeamter aus. Wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch stand er jetzt vor Gericht. Während aber der Name des Missbrauchs- und Entführungsopfers Kampusch immer ausgeschrieben wird, kürzen die meisten Medien den Namen des Polizisten vornehm ab. Warum eigentlich? Josef Winkler ist auch Gemeinderat und Ortschef der FPÖ in Langenzersdorf und ziemlich rechts positioniert.
Warum sich ausgerechnet ältere Männer nachträglich so intensiv um das Leben von Natascha Kampusch während ihrer Entführung kümmerten, ist eine eigene Geschichte, die hier nichts zur Sache tut.
Fakt ist, dass Josef Winkler (63) , der Wiener Polizist, im Jahr 2012 in einer niederösterreichischen Volksschule zu ermitteln begann. Mittels DNA-Test wollte er feststellen, ob eine bestimmte Schülerin das Kind von Wolfgang Priklopil, dem Entführer, und Natascha Kampusch ist. Dazu wollte er an ihr Taschentuch herankommen, was ihm allerdings nicht gelang, weil die Volksschuldirektorin sehr aufmerksam war und absolut richtig reagierte.
FPÖ-Polizist befreundet mit „All Cops Are Bastards” …
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Außerdem: Winkler ist zwar Polizist, hatte aber keinen dienstlichen Auftrag, die DNA-Probe einzufordern. Die illegale Ermittlung flog noch an der Schule auf, Winkler wurde vom Dienst suspendiert und wegen Amtsmissbrauchs angezeigt. Vor Gericht bekannte er sich zwar des Amtsmissbrauchs schuldig, beteuerte aber, dass ihm das damals nicht bewusst gewesen sei. Er habe sich mit seinen Ermittlungen damals einen Namen machen und einen Medienwirbel auslösen wollen, erzählte Winkler jetzt dem Gericht.
Dazu muss man wissen, dass die Ermittlungen in der Causa des entführten Mädchens von Beginn an schlampig geführt wurden und neben berechtigter Kritik viel Raum für Spekulationen ließen. Besonders üppig dampften die Gerüchte im blauen Umfeld, aber auch –wie schon erwähnt – bei älteren Herren. Bezeichnenderweise war da meistens das Entführungsopfer Gegenstand von Verdächtigungen.
Facebook-Freundschaft mit Karl Heinz Hoffmann, Chef der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann
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Eines dieser hartnäckig immer wieder in Umlauf gebrachten Gerüchte betraf die angebliche Schwangerschaft. Winkler wollte davon „zufällig“ durch ein Gespräch mit dem ehemaligen Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, Johann Rzeszut (73), damals Mitglied einer Evaluierungskommisssion für die Causa, erfahren haben. „Wirklich tätig geworden“ sei er aber erst nach dem Vortrag eines FPÖ-Nationalratsabgeordneten, „der dabei überzahlreiche Ungereimtheiten berichtetet“ (Kurier 24.6.2014).
Freiheitliche Abgeordnete haben mit einer regelrechten Flut an parlamentarischen Anfragen die Spekulationen rund um den Entführungsfall immer wieder aufs Neue angeheizt. Josef Winkler, der freiheitliche Spezialermittler, wollte einen großen Coup landen und eine (weitere) Wiederaufnahme der Ermittlungen erreichen. Ob er im Auftrag von anderen gehandelt hat, das sollte dieser Prozess eigentlich noch klären. Einstweilen wurde auf August vertagt.