Unfreiwillige Komik liefert die Begründung der Seite: „Ein guter Freund und Kamerad ist dem willkürlichen Arm des Gesetzes zum Opfer gefallen.“ Wer denkt beim willkürlichen Arm nicht gleich an die willkürlichen Zuckungen, von denen die Arme von Neonazis immer wieder befallen werden?
Philip Tschentscher ist so einer. In den 1990er-Jahren fiel er schon auf, als er – damals noch Schüler in Hessen – am Geburtstag von Adolf Hitler mit gescheiteltem Haar und Oberlippenbart im Unterricht erschien und einschlägige Parolen rief. Seinen Aktionsradius hat Tschentscher in den Folgejahren dann auf Thüringen erweitert, wo er in der neonazistischen „Kameradschaft Freiheitskämpfer Erfurt“ sehr aktiv war. Später dann taucht er als Schreiber für die Rundbriefe der „Deutschen Bürgerinitiative“ des Manfred Roeder auf. Roeder, mittlerweile 84, war über Jahrzehnte hinweg ein Idol der deutschen Neonazi-Szene, der in den 1980er-Jahren die militanten „Deutschen Aktionsgruppen“ gegründet hatte, die Sprengstoff- und Brandanschläge unter anderem gegen Asyleinrichtungen durchführte.
Über seine Thüringer Kontakte dürfte auch die Bekanntschaft mit den „Objekt 21“- Neonazis gelaufen sein. Jedenfalls ist er auch dort des öfteren aufgetaucht und hat offensichtlich nicht nur Nazi-Devotionalien verkauft, sondern auch Dinge eingekauft, die mit zu seiner Verhaftung beigetragen haben.
Solidaritätsaktivitäten für den inhaftierten Tschentscher werden von der neonazistischen „Bruderschaft Hessen“ bzw. von seiner Freundin koordiniert.
Die Neonazi-Kameraden, die die FB-Seite „Freiheit für Philip“ frequentieren, sind jedenfalls nicht sehr optimistisch, was seine strafrechtlichen Aussichten betrifft. „Kann leider nur noch für ihn hoffen, das [sic!] er net zu lang bekommt“, schreibt einer, der ihn sehr gut kennt. Mittlerweile wurde auch der Strafverteidiger gewechselt, „da der andere ihn sehr schlecht betreut hat“. Die Aussichten haben sich dadurch aber nicht verbessert: „Bewährungsstrafe oder gar Freispruch ist ausgeschlossen”, heißt es in der letzten Botschaft. Die Beschuldigungen sind zu hart, wissen die Neonazis und sprechen von einem Prozesstermin im Oktober. Besorgt sind auch einige Neonazis von „Objekt 21“, die nicht in U‑Haft sind. „Wie waren die Umstände, die zu seiner Verhaftung führten???“, will da einer wissen, der offensichtlich auch von einer gewissen Sorge um seine eigenen Umstände getrieben ist.