Objekt 21: Noch ein deutscher Neonazi in Haft

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Er sitzt seit Juni in der Jus­tiz­an­stalt Kor­neu­burg in Unter­su­chungs­haft wegen des Ver­dach­tes auf NS-Wie­der­be­tä­ti­gung und Ver­sto­ßes gegen das Waf­fen­ge­setz. Phil­ip Tsch­ent­scher ist ein deut­scher Neo­na­zi, der auch im Umfeld von „Objekt 21“ gesich­tet wur­de. Seit Juni gibt es auf Face­book auch eine Sei­te, die „Frei­heit für Phil­ip“ trommelt. 

Unfrei­wil­li­ge Komik lie­fert die Begrün­dung der Sei­te: „Ein guter Freund und Kame­rad ist dem will­kür­li­chen Arm des Geset­zes zum Opfer gefal­len.“ Wer denkt beim will­kür­li­chen Arm nicht gleich an die will­kür­li­chen Zuckun­gen, von denen die Arme von Neo­na­zis immer wie­der befal­len werden?

Phil­ip Tsch­ent­scher ist so einer. In den 1990er-Jah­ren fiel er schon auf, als er – damals noch Schü­ler in Hes­sen – am Geburts­tag von Adolf Hit­ler mit geschei­tel­tem Haar und Ober­lip­pen­bart im Unter­richt erschien und ein­schlä­gi­ge Paro­len rief. Sei­nen Akti­ons­ra­di­us hat Tsch­ent­scher in den Fol­ge­jah­ren dann auf Thü­rin­gen erwei­tert, wo er in der neo­na­zis­ti­schen „Kame­rad­schaft Frei­heits­kämp­fer Erfurt“ sehr aktiv war. Spä­ter dann taucht er als Schrei­ber für die Rund­brie­fe der „Deut­schen Bür­ger­initia­ti­ve“ des Man­fred Roe­der auf. Roe­der, mitt­ler­wei­le 84, war über Jahr­zehn­te hin­weg ein Idol der deut­schen Neo­na­zi-Sze­ne, der in den 1980er-Jah­ren die mili­tan­ten „Deut­schen Akti­ons­grup­pen“ gegrün­det hat­te, die Spreng­stoff- und Brand­an­schlä­ge unter ande­rem gegen Asy­l­ein­rich­tun­gen durchführte.

Über sei­ne Thü­rin­ger Kon­tak­te dürf­te auch die Bekannt­schaft mit den „Objekt 21“- Neo­na­zis gelau­fen sein. Jeden­falls ist er auch dort des öfte­ren auf­ge­taucht und hat offen­sicht­lich nicht nur Nazi-Devo­tio­na­li­en ver­kauft, son­dern auch Din­ge ein­ge­kauft, die mit zu sei­ner Ver­haf­tung bei­getra­gen haben.

Soli­da­ri­täts­ak­ti­vi­tä­ten für den inhaf­tier­ten Tsch­ent­scher wer­den von der neo­na­zis­ti­schen „Bru­der­schaft Hes­sen“ bzw. von sei­ner Freun­din koordiniert.

Die Neo­na­zi-Kame­ra­den, die die FB-Sei­te „Frei­heit für Phil­ip“ fre­quen­tie­ren, sind jeden­falls nicht sehr opti­mis­tisch, was sei­ne straf­recht­li­chen Aus­sich­ten betrifft. „Kann lei­der nur noch für ihn hof­fen, das [sic!] er net zu lang bekommt“, schreibt einer, der ihn sehr gut kennt. Mitt­ler­wei­le wur­de auch der Straf­ver­tei­di­ger gewech­selt, „da der ande­re ihn sehr schlecht betreut hat“. Die Aus­sich­ten haben sich dadurch aber nicht ver­bes­sert: „Bewäh­rungs­stra­fe oder gar Frei­spruch ist aus­ge­schlos­sen”, heißt es in der letz­ten Bot­schaft. Die Beschul­di­gun­gen sind zu hart, wis­sen die Neo­na­zis und spre­chen von einem Pro­zess­ter­min im Okto­ber. Besorgt sind auch eini­ge Neo­na­zis von „Objekt 21“, die nicht in U‑Haft sind. „Wie waren die Umstän­de, die zu sei­ner Ver­haf­tung führ­ten???“, will da einer wis­sen, der offen­sicht­lich auch von einer gewis­sen Sor­ge um sei­ne eige­nen Umstän­de getrie­ben ist.