In einem lesenswerten Interview für derstandard.at zeichnet ein Überlebender von Utøya, der Ökonom Ali Esbati, ein eher bedrückendes Bild der politischen Entwicklung Norwegens: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Konservativen nach den Parlamentswahlen Anfang September eine Regierung gemeinsam mit der rechtspopulistischen Fortschrittspartei bilden könnten, hält er für hoch: „Meiner Meinung nach wäre das eine sehr negative Entwicklung für die norwegische Gesellschaft. Die Fortschrittspartei hatte allerdings auch schon ohne Regierungsbeteiligung einen großen Einfluss auf die Politik in Norwegen.“
Ob die Festnahme von Kristian „Varg“ Vikernes einen aktuellen Bezug zu Norwegen hatte, ist unklar. Vikernes, der seit 2010 in Frankreich lebt, war einer der Adressaten von Breiviks Manifest. Er wird sich vermutlich wegen Aufwiegelung zum Rassenhass vor Gericht verantworten müssen.
Der zweite Jahrestag des rechtsextremen Terroranschlags von Breivik ist auch der des rechtsextremen Mordes von Traun. Ebenfalls am 22.Juli 2011 hat Johann Neumüller in Traun einen Menschen ermordet und zwei weitere schwer verletzt. Im Unterschied zu Breivik wurde nicht durch ein Gerichtsverfahrene Verantwortung und Motiv des Hitler-Verehrers geklärt. Nach dem Suizid von Neumüller, der sich während der Untersuchungshaft in seiner Zelle erhängte, erlosch das Interesse an einer öffentlichen Abklärung weitgehend.
Kundgebung in Traun, vor dem Wohnhaus des rechten Mörders; Bildquelle: kvinfoladenwels.wordpress.com
Eine beeindruckende Foto-Reportage von Andrea Gjestvang setzt sich mit den Opfern des Terroranschlags von Breivik auf Utøya auseinander (in einer Reportage der Daily Mail gibt es auch Texte dazu).
Über die Angehörigen und Opfer des Breivik von Traun und deren Verarbeitung des Mordanschlags gibt es keine Informationen.