NSU: Verhöhnung der Opfer

Er ist — laut IWÖ-Home­page — Gene­ral­se­kre­tär der Inter­es­sen­ge­mein­schaft libe­ra­les Waf­fen­recht in Öster­reich (IWÖ) und betreibt den Blog Quer­schüs­se. Dr. Georg Zak­ra­j­sek kämpft dort nicht nur für das Recht auf mög­lichst unge­hin­der­ten Waf­fen­ge­brauch, son­dern vor allem gegen das, was er für „poli­ti­cal cor­rect­ness“ hält.

In der Vor­wo­che (16.11.) ver­öf­fent­lich­te Zak­ra­j­sek auf sei­nem Blog den Kom­men­tar „Kor­rekt muß es zuge­hen“. Dar­in beschäf­tigt er sich nach einem dün­nen Witz­chen über die Zahl 18 („Wie die Ein­ge­weih­ten wis­sen, ist die Ver­wen­dung der Zahl Acht­zehn eine Art Wie­der­be­tä­ti­gung, deren (sic!) wir uns nicht schul­dig machen“) mit den Mor­den des NSU:

„Die Unschulds­ver­mu­tung gilt nicht, sind ja Nazis. Zwei der Täter haben sich umge­bracht, eine Kom­pli­zin wird jetzt wegen all der Taten ange­klagt. Bewei­sen kann man ihr zwar nichts, die vor­ge­leg­ten Bewei­se sind alle nichts wert und äußerst zwei­fel­haft. Macht aber nicht wirk­lich etwas.“

Es ist schon ein klei­nes Kunst­stück, der deut­schen Öffent­lich­keit und Jus­tiz Vor­ver­ur­tei­lung vor­zu­wer­fen, indem man selbst – vor dem Pro­zess ! –urteilt: “Bewei­sen kann man ihr zwar nichts….“. Zak­ra­je­sek scheint jeden­falls die knapp 500 Sei­ten Ankla­ge­schrift gegen Bea­te Zsch­ä­pe, die der Öffent­lich­keit bis­her nicht zugäng­lich war, bes­tens zu ken­nen, wenn er sich sei­ne Bewer­tung anmaßt.


Pla­kat der NSU-Opfer auf dem Neu­en Markt vor dem Rat­haus in Ros­tock; Bild­quel­le: zeit.de
-

Uns inter­es­siert aber auch, wie’s wei­ter­geht im Kommentar:

„Macht aber nicht wirk­lich etwas. Die deut­sche Gerech­tig­keit wird schon Wege fin­den und die Opfer sind auch schon mit hor­ren­den Beträ­gen ent­schä­digt worden.“

Hor­ren­de Beträ­ge für die Opfer? Haben wir das rich­tig gele­sen und als Vor­wurf ver­stan­den? Die 10 Mord­op­fer des NSU waren 9 Migran­ten und eine Poli­zis­tin. Dar­über hin­aus wird dem NSU aber auch die Ver­ant­wor­tung für etli­che bru­ta­le Bank­über­fäl­le, zwei Bom­ben­an­schlä­ge in Köln mit mehr als zwan­zig Schwer­ver­letz­ten und den schwer ver­letz­ten Kol­le­gen der ermor­de­ten Poli­zis­tin zugeschrieben .

Tat­säch­lich gibt es Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen der deut­schen Jus­tiz: an die zahl­rei­chen Opfer der bei­den Bom­ben­an­schlä­ge in Köln wur­den ins­ge­samt 140.000 Euro über­wie­sen, Ehe­part­ner und Kin­der der Ermor­de­ten erhiel­ten eine Pau­schal­zah­lung von jeweils 10.000 Euro, Geschwis­ter jeweils 5.000 Euro. Dazu wer­den noch die Bestat­tungs­kos­ten über­nom­men. (Quel­le: welt.de)

Von „hor­ren­den Beträ­gen“ ist die Gesamt­sum­me von 832.000 Euro für die Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen weit, sehr weit entfernt!

Ange­sichts der beson­de­ren Umstän­de der NSU-Mord­se­rie, wo die Mord­op­fer und ihre Ange­hö­ri­gen jah­re­lang grund­los ver­däch­tigt wur­den, selbst im Umfeld einer als Täter­grup­pe ver­mu­te­ten „Tür­ken-Mafia“ aktiv gewe­sen zu sein, ist es schon eine Chuz­pe der beson­de­ren Art, sich in die­ser ver­ächt­li­chen Art mit der Neo­na­zi-Mord­se­rie aus­ein­an­der­zu­set­zen. Es sei denn, man will grund­sätz­lich bezwei­feln, dass es sich bei der Täter­grup­pe um Neo­na­zis han­delt. Das traut sich aber auch Zak­ra­j­sek nicht so sagen, des­halb spielt er lie­ber mit Iro­nie und Sar­kas­mus („Die Unschulds­ver­mu­tung gilt nicht, sind ja Nazis“).

Wes Geis­tes Kind Zak­ra­j­sek ist, wird nicht nur durch sei­nen pro­mi­nent plat­zier­ten Link zu unzensuriert.at deut­lich, son­dern auch durch sei­ne Ein­stel­lung zur „Erzie­hung” an der Waf­fe: „Einem Buben das Schie­ßen bei­zu­brin­gen ist ein wert­vol­ler Teil der Erzie­hung“ hat­te er 2007 erklärt, als besorg­te Eltern wegen sei­nes 12-jäh­ri­gen Soh­nes Alarm schlugen.