In der Vorwoche (16.11.) veröffentlichte Zakrajsek auf seinem Blog den Kommentar „Korrekt muß es zugehen“. Darin beschäftigt er sich nach einem dünnen Witzchen über die Zahl 18 („Wie die Eingeweihten wissen, ist die Verwendung der Zahl Achtzehn eine Art Wiederbetätigung, deren [sic!] wir uns nicht schuldig machen.“) mit den Morden des NSU: „Die Unschuldsvermutung gilt nicht, sind ja Nazis. Zwei der Täter haben sich umgebracht, eine Komplizin wird jetzt wegen all der Taten angeklagt. Beweisen kann man ihr zwar nichts, die vorgelegten Beweise sind alle nichts wert und äußerst zweifelhaft. Macht aber nicht wirklich etwas.“
Es ist schon ein kleines Kunststück, der deutschen Öffentlichkeit und Justiz Vorverurteilung vorzuwerfen, indem man selbst – vor dem Prozess ! – urteilt: „Beweisen kann man ihr zwar nichts …“ Zakrajesek scheint jedenfalls die knapp 500 Seiten Anklageschrift gegen Beate Zschäpe, die der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich war, bestens zu kennen, wenn er sich seine Bewertung anmaßt.
Plakat der NSU-Opfer auf dem Neuen Markt vor dem Rathaus in Rostock; Bildquelle: zeit.de
Uns interessiert aber auch, wie’s weitergeht im Kommentar: „Macht aber nicht wirklich etwas. Die deutsche Gerechtigkeit wird schon Wege finden und die Opfer sind auch schon mit horrenden Beträgen entschädigt worden.“
Horrende Beträge für die Opfer? Haben wir das richtig gelesen und als Vorwurf verstanden? Die zehn Mordopfer des NSU waren neun Migranten und eine nicht-migrantische Polizistin. Darüber hinaus wird dem NSU auch die Verantwortung für etliche brutale Banküberfälle, zwei Bombenanschläge in Köln mit mehr als zwanzig Schwerverletzten und den schwer verletzten Kollegen der ermordeten Polizistin zugeschrieben .
Tatsächlich gibt es Entschädigungszahlungen der deutschen Justiz: an die zahlreichen Opfer der beiden Bombenanschläge in Köln wurden insgesamt 140.000 Euro überwiesen, Ehepartner und Kinder der Ermordeten erhielten eine Pauschalzahlung von jeweils 10.000 Euro, Geschwister jeweils 5.000 Euro. Dazu werden noch die Bestattungskosten übernommen. (Quelle: welt.de) Von „horrenden Beträgen“ ist die Gesamtsumme von 832.000 Euro für die Entschädigungszahlungen weit, sehr weit entfernt!
Angesichts der besonderen Umstände der NSU-Mordserie, bei der die Mordopfer und ihre Angehörigen jahrelang grundlos verdächtigt wurden, selbst im Umfeld einer als Tätergruppe vermuteten „Türken-Mafia“ aktiv gewesen zu sein, ist es schon eine Chuzpe der besonderen Art, sich in dieser verächtlichen Art mit der Neonazi-Mordserie auseinanderzusetzen. Es sei denn, man will grundsätzlich bezweifeln, dass es sich bei der Tätergruppe um Neonazis handelt. Das wagt aber auch Zakrajsek nicht, deshalb spielt er lieber mit Ironie und Sarkasmus („Die Unschuldsvermutung gilt nicht, sind ja Nazis“).
Wes Geistes Kind Zakrajsek ist, wird nicht nur durch seinen prominent platzierten Link zu unzensuriert.at deutlich, sondern auch durch seine Einstellung zur „Erziehung” an der Waffe: „Einem Buben das Schießen beizubringen ist ein wertvoller Teil der Erziehung“, hatte er 2007 erklärt, als besorgte Eltern wegen ihres zwölfjährigen Sohnes Alarm schlugen.