Schießübungen für Ostarrichi?

Fal­ter und Stan­dard bericht­en in ihren Aus­gaben von heute aus­führlich über den Vere­in Mil­itärisch­er Fallschir­mjäger Ver­bund Ostar­richi (Milf‑O), der unter anderem die „Kretafeiern“ im süd­steirischen Feld­bach mitor­gan­isiert hat.

Der Über­fall und die nach­fol­gende Beset­zung Kre­tas durch Hitlers Trup­pen im Jahr 1941 war eine bru­tale und ver­lus­tre­iche Offen­si­vak­tion. Noch bru­taler aber waren in der Folge die Vergel­tungsak­tio­nen der Hitler-Wehrma­cht gegen die kretis­che Zivil­bevölkerung.

Warum gedenken öster­re­ichis­che Sol­dat­en, Offiziere und auch Polizis­ten eines Über­falls der Hitler-Trup­pen? Eine Frage, die der Präsi­dent des Vere­ins Milf‑O, Josef Paul Puntigam, früher Brigadier des Bun­desheeres und Kom­man­dant der Jäger­schule, eigentlich beant­worten sollte. Doch Puntigam erk­lärt dazu nur: „In Feld­bach gedenken wir dem Ende des Zweit­en Weltkriegs und aller Opfer” (Stan­dard, 22.8.2012) und hält die Vor­würfe gegen den Vere­in Milf‑O für „Ver­leum­dung“.

Zum Ulrichs­berg und den dort stat­tfind­en­den Ver­samm­lun­gen und Feiern von promi­nen­ten Alt- und Jung­nazis, Burschen­schaftern, ehe­ma­li­gen Wehrma­cht­sange­höri­gen und Sol­dat­en des Bun­desheeres fie­len ihm aber deut­lichere Worte ein. Puntigam war 2011 in der Face­book-Gruppe „Wir gedenken den Vet­er­a­nen – Ulrichs­bergtr­e­f­fen 2011“ aktiv: „Jedes Volk hat eine solche Gedenkstätte! Jedes Volk ver­jagt dort die, die nur Bös­es im Kopf haben! Jene, die nicht verzei­hen kön­nen! Jene, die nur Hass und Unver­söhn­lichkeit mit Schaum vor dem Munde schreien kön­nen! Jene, die kein Herz für die Zukun­ft haben! Daher auf zum Ulrichs­berg! Horridoh!“

Neben Puntigam kündigte damals auch eine der Licht­gestal­ten der heimis­chen Neon­azi-Szene, der Funk­tionär der Heimat­partei Öster­re­ich, Mario Wieland­ner, sein Kom­men an.


Aufruf zum Ulrichs­berg-Gedenken von Puntigam, Mario Wieland­ner und anderen ein­schlägi­gen Personen

Puntigam, der bei den öffentlichen Auftrit­ten von Milf‑O immer eine bunt zusam­mengestop­pelte Phan­tasie-Uni­form trägt, legt Wert darauf, dass er nie an Ulrichs­berg-Feiern im Sep­tem­ber teilgenom­men hat, „aber im August, Okto­ber und Dezem­ber“. Dem Fal­ter erzählt er, er habe lediglich zu einem Tre­f­fen ein­er  „Wan­derge­mein­schaft ehe­ma­liger Sol­dat­en“ aufgerufen.

Zur angekündigten Teil­nahme von Neon­azis gibt es von Puntigam eben­so wenig eine Erk­lärung oder Dis­tanzierung wie zur Teil­nahme der Kam­er­ad­schaft IV (die Ange­höri­gen der ehe­ma­li­gen Waf­fen-SS) bei den „Kretafeiern“ in Feld­bach. Milf‑O hat einen Antrag auf „Anerken­nung eines wehrpoli­tis­che rel­e­van­ten Vere­ins“ beim Bun­desmin­is­teri­um für Lan­desvertei­di­gung gestellt. Wie der Stan­dard berichtet, wurde dieser Antrag vor sechs Wochen wieder zurück­ge­zo­gen. Den­noch gibt es in etlichen Kaser­nen Unter­stützung für den Vere­in, schreibt der Fal­ter.

Höch­ste Zeit, dass da etwas passiert! Eine paramil­itärisch organ­isierte Gruppe mit Verbindun­gen zu Alt- und Jung­nazis sollte eigentlich unden­bkar sein.