Die SMS war knapp, aber eindeutig. Es war eine Einladung für „geeignete“ Personen zu einer Sonnwendfeier am 9. Juni, um 20 Uhr in die Lichtenauergasse, vulgo „Küssel-Haus“. Das ist die Immobilie, in der ein Teil der führenden Neonazi-Szene in Österreich wohnte. Zumindest bis zum Frühjahr 2011, bis zu den Verhaftungen von Gottfried Küssel und Felix B.
„Am Samstag, dem 09.06.2012 ab 20.00 Uhr, findet unser alljährliches ‚Sommerfest’ statt. Lichtenauergasse 1020 Wien. Bitte an geeignete Personen weiterleiten. Gruss! Paul“, so der Text der SMS-Einladung. Aufmarschiert sind dann die üblichen Verdächtigen. Für eine echte deutsche Sonnwendfeier war der Termin sehr früh, aber in den nächsten Tagen gibt es ja noch einige andere Festivitäten dieser Art.
„Paul“ selbst kam fast zu spät. Schlendrian in den deutschen Reihen? Aber wo kein Führer, der gerade in „Festungshaft“ sitzt, da auch kein Rapport wegen Verfehlungen. Keine Reichsmarschkapelle und auch kein Reichsinländerrum zur Feier des Sommers. Alles in allem eine sehr maue Veranstaltung. Interessant war nur, dass die besinnliche Feier an die Besäufnisse der Ferialverbindung Reich anknüpft, den Verein von Gottfried Küssel. Mehr als seltsam: Der Verein wurde aufgelöst, seine Mitglieder treffen sich trotzdem weiter?
Der Versender der Einladung ist kein Unbekannter. Paul B. ist ein eifriger Besucher diverser Neonazi-Kundgebungen und im Brotberuf als bewaffneter Security-Mensch in der Wiener Innenstadt im Einsatz. Paul B. marschierte mit anderen Neonazis um Alpen-Donau.info auch bei der Neonazi-Demonstration in Dresden 2010 mit. Dort versuchte der Österreich-Block mit Paul die Absperrungen der NPD zu durchbrechen und lieferte sich ein Scharmützel mit den neonazistischen NPD-Ordnern.
Bildquelle: recherche-nord
Bildquelle: recherche-nord
Video des Versuchs die Absperrungen zu durchbrechen (Ab Minute 0:40). Zu sehen auch Wurfgeschosse auf die Polizei:
Ein Beitrag von Bild.de mit Video: 10 000 Dresdner bilden Menschenkette gegen Rechts. Gleich zu Anfang ist der Versuch der österreichischen Neonazis zu beobachten, die Absperrung zu durchbrechen. Ab Minute 0:30 ist der „Österreich”-Block mit Paul B. deutlich zu erkennen.
Hier ist Paul B. auf der Kundgebung für Walter Nowotny zu sehen, hinter ihm unter anderem Norbert B., Martin S. und Wolfgang L., Aktivisten der (ehemaligen) Neonazigruppen Siegfriedskopf, Der Funke bzw. Stolz und Frei:
Quelle: kuesselskameraden.blogsport.eu
Mehr Sorgen bereitet uns aber, dass Paul B., der Neonazi aus dem Umfeld von Alpen-Donau.info und des Küssels Verein „Ferialverbindung Reich“ mitten in Wien, in der Naglergasse, nähe Graben, mit einer Pistole der Marke Glock stehen darf:

Für die Security-Firma Hel-Wacht schiebt er dort gelangweilt und meistens privat telefonierend seinen Dienst mit Waffe. Einen Neonazi aus dem Umfeld Gottfried Küssels, der in Deutschland dadurch auffällig wurde, dass er selbst extremer als die neonazistische NPD ist und gewaltsam eine Neonazi-Demonstration durchzusetzen versuchte, ist ungeeignet für den Dienst mit Waffe.