Horridoh, der Sturmadler lockt!

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Der Jugend­bund Stur­mad­ler gibt wie­der ein Lebens­zei­chen von sich. Nach­dem 2010 das Win­ter­la­ger man­gels Inter­es­sen­ten abge­sagt wer­den muss­te, gibt’s jetzt einen Anlauf für ein Som­mer­la­ger 2012. Der Vor­stand des Ver­eins Jugend­bund Stur­mad­ler rotiert.

Das Rotie­ren des Ver­eins­vor­stan­des bezieht sich aller­dings nur auf die Funk­tio­nen. War bis zuletzt M.P., Olym­pe, der Vor­sit­zen­de des Ver­eins, so darf jetzt Mark Ram­mel­mül­ler ran, der schon frü­her ein­mal Sekre­tär und Finanz­re­fe­rent war. Vol­ker Thor Lein­we­ber darf die­se Funk­tio­nen wei­ter ausüben.

Das Som­mer­la­ger soll heu­er im Zei­chen Fried­rich des Gro­ßen statt­fin­den. Das kann ja hei­ter wer­den! Der wur­de in sei­ner Jugend zu Fes­tungs­haft ver­ur­teilt, nach­dem er mit sei­nem Pagen erfolg­los vor sei­nem Vater zu flie­hen ver­such­te. Die groß­deut­sche Gesin­nung der „Sturmadler“-Burschen ficht das eben­so wenig an wie der Umstand, dass Fried­rich erfolg­reich Krie­ge gegen Öster­reich geführt hat. Im Zwei­fel für Deutsch­land bzw. Preu­ßen, oder?

Für das Som­mer­la­ger wird jeden­falls eif­rig in den ein­schlä­gi­gen Krei­sen mobi­li­siert: „Sei du dabei, nimm aber auch Dei­ne Bun­des­brü­der, Alt­her­ren­kin­der, Geschwis­ter und Mädels mit.“ Mal sehen, ob sich noch jemand für eine Lager­ro­man­tik à la Hit­ler­ju­gend, Bund Hei­mat­treu­er Jugend interessiert!


Thia­zi-User zu Sturmadler

Der „Sturmadler“-„Jahrweiser“ 2008

Wenn die „Sturmadler“-Burschen nicht gera­de ander­wei­tig beschäf­tigt sind, neh­men sie sich auch Zeit für das deut­sche Kul­tur­er­be. Für das Jahr 2008 brach­ten sie etwa einen „Jahr­wei­ser“ her­aus, den sie an „wer­te, zuge­neig­te Gesin­nungs­freun­de“, z.B. frei­heit­li­che Funk­tio­nä­re und Man­da­ta­re mit einem Begleit­schrei­ben ver­sand­ten. Der dama­li­ge „1.Bundesführer“ von Stur­mad­ler, Bern­hard Distl­ba­cher, auch ein Olym­pe, zeich­ne­te in gesto­che­ner Kurrentschrift.

Für schlap­pe neun Euro wur­de der „Jahr­wei­ser“ sogar zum Ver­kauf ange­bo­ten. Uns inter­es­sie­ren aller­dings weni­ger die Hoch­glanz­bil­der als die Sinn­sprü­che, die den „Jahr­wei­ser“ beglei­tet haben. Sie waren teil­wei­se mit Hin­wei­sen auf die Autoren ver­se­hen, aller­dings ohne nähe­re Erläu­te­run­gen. Eini­ge Ergän­zun­gen holen wir hier nach, weil sie ein stim­mi­ges Bild auf die Geis­tes­hal­tung der „Sturmadler“-Truppe werfen.


Zum ver­wech­seln ähn­lich: Der Jah­res­wei­ser des HDJ

„Jugend wächst heu­te“ ist kein Text von „Unbe­kannt“, son­dern des Nazi-Bar­den Frank Ren­ni­cke, der eini­gen der „Sturmadler“-Proponenten, die ja auch Mit­glie­der der „Olym­pia“ sind, von gesel­li­gen Heima­ben­den bei der „Olym­pia“ bekannt sein dürfte.

„Es ist nicht schwer” von Joseph Hieß. Hieß (1904–1973) war Nazi der ers­ten Stun­de, Gau­red­ner der NSDAP, Grün­der des Dich­ter­stein Offen­hau­sen und ein anti­se­mi­ti­scher. und ras­sis­ti­scher Schriftsteller

„Pfeift der Wind uns Lügen zu“ von Georg Stamm­ler. Stamm­ler hat das „Jung­deut­sche Füh­rer­buch“ und „Feu­er­sprü­che“ her­aus­ge­ge­ben, war Schrift­stel­ler der völ­ki­schen Szene.

„Nicht vom Brot allein“ von Josef Wein­he­ber. Der Schrift­stel­ler Wein­he­ber war ille­ga­ler Nazi, hat etli­che wider­li­che lyri­sche Hul­di­gun­gen des NS-Regimes ver­fasst und 1945 Selbst­mord begangen.

Inter­es­sant sind aber auch die Fund­stü­cke, die eher ein Pro­blem für die treu­deut­schen Gesin­nungs­freun­de sein sollten:

Fried­rich Rück­ert (1788 – 1866) war zwar deut­scher Schrift­stel­ler, was ihm zur Auf­nah­me in den Kalen­der ver­hol­fen haben dürf­te, aber ein sehr offe­ner Geist, von dem eine der ers­ten „Koran“-Übersetzungen und Über­set­zun­gen ara­bi­scher Lite­ra­tur stammen.

Atha­la­rich wird auch zitiert, war König der Ost­go­ten und bereits als Jugend­li­cher dem Alko­hol verfallen.