BRD/ Ö: Erdlager mit Bomben oder Zahnpaste?

Die Mel­dung war merk­würdig: ein recht­sex­tremer und psy­chisch kranker Bomben­bauer, Michael Krause aus Berlin, hat­te 38 geheime Erd­de­pots angelegt. In den deutschen Erd­lagern wer­den Hand­granat­en, Sprengstoff, Bomben, Zün­der und Schuss­waf­fen gefun­den, in den öster­re­ichis­chen dage­gen nur Zah­n­paste und Camp­ingkocher. Mit­tler­weile ist etwas mehr bekan­nt, was die Angele­gen­heit noch merk­würdi­ger macht.

Die deutschen Ermit­tlungs­be­hör­den haben im Zusam­men­hang mit den Mordtrio NSU (Nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unter­grund) auch alte, abgelegte Fälle neu aufgerollt. Dabei wurde auch der Fall Michael Krause untersucht.


Michael Krause, Foto Polizei­di­rek­tion Bayreuth
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Am 25. Mai 2008 war ein­er Bayreuther Polizeistreife ein Mann aufge­fall­en, der sich an einem Fahrrad zu schaf­fen machte. Als die Polizei eine Per­so­n­enkon­trolle durch­führen will, schießt Krause sofort und ver­let­zt einen Polizeibeamten schw­er. Obwohl der zweite Polizist zurückschießt und Krause mehrmals im Bere­ich der Brust trifft, flüchtet Krause und tötet sich wenig später mit einem Schuss in den Rachen. Am Tatort wird ein zweites Fahrrad gefun­den, das dem Täter gehörte, eine selb­st­ge­bastelte Waffe, Muni­tion, eine Schuss­waf­fe­nat­trappe und Ein­bruch­swerkezug in ein­er Tasche enthielt.

Mit in der Tasche: aufwendig ver­schlüs­selte Lage­pläne zu 38 geheimen Erd­de­pots in den Wäldern von Sach­sen, Thürin­gen, Bran­den­burg, Bay­ern und Öster­re­ich. Ein Jahr dauerte die Entschlüs­selung, dann wur­den die Erd­de­pots aus­ge­hoben. Während in den deutschen Erd­lagern jede Menge Waf­fen und Bomben gefun­den wur­den, ergab die Unter­suchung der Erd­lager in Tirol und Oberöster­re­ich laut Nach­frage des Kuri­er( 13.12.2011) nur „Dinge des täglichen Bedarfs“, von Zah­n­paste bis Camp­ing-Kocher.

Was die Auskun­ft der öster­re­ichis­chen Polizei nicht enthielt, war ein Hin­weis darauf, dass Krause bere­its im Dezem­ber 2006 von der öster­re­ichis­chen Polizei kon­trol­liert wor­den war: „Zum dama­li­gen Zeit­punkt war er ohne fes­ten Wohn­sitz. Er machte einen ver­wirrten Ein­druck und führte eine selb­st­ge­baute Pis­tole mit sich. Weit­er­hin ein Mess­er, eine Axt, Mag­a­zine und Stahlkugeln. Gegen Krause wurde deshalb ein vor­läu­figes Waf­fenbe­sitzver­bot gemäß dem öster­re­ichis­chen Waf­fenge­setz erlassen“, heißt es in der gemein­samen Presseerk­lärung von Staat­san­waltschaft und Polizei­di­rek­tion Bayreuth im Jahr 2008.

Warum war Krause damals kon­trol­liert wor­den? Wussten die öster­re­ichis­chen Behör­den nichts von sein­er poli­tis­chen Ein­stel­lung und der psy­chis­chen Erkrankung? Krause war in den let­zten 20 Jahren vor seinem Tod 25 mal umge­zo­gen und hat nach Darstel­lung der Bayreuther Behör­den auch zeitweise hier in Öster­re­ich gelebt und nicht nur Erdlöch­er gegraben.

Eine par­la­men­tarische Anfrage an das Innen­min­is­teri­um zu den Vor­fällen ist nicht nur in Öster­re­ich unter­wegs. Auch die säch­sis­chen Grü­nen haben eine par­la­men­tarische Anfrage gestellt und mit­tler­weile auch eine über­raschende Antwort erhal­ten. Dem­nach — so das Innen­min­is­teri­um – habe der Ver­fas­sungss­chutz des Lan­des Sach­sen erst im Dezem­ber 2011 (!) nach den Presse­bericht­en über die möglichen Verbindun­gen zwis­chen Krause und dem NSU von den Erd­de­pots und den Waf­fen­fun­den erfahren. Die am 28. Mai in Sach­sen geöffneten vier Erd­de­pots hät­ten – so die näch­ste Über­raschung – „Werkzeug, Klei­dung, per­sön­liche Gegen­stände, Audioträger und Spreng­be­häl­ter“, aber wed­er Waf­fen noch Sprengstoff enthalten.

Immer­hin kon­nte das säch­sis­che Innen­min­is­teri­um in sein­er Antwort auss­chließen, dass der recht­sex­treme Bomben­bauer Krause nach den Erken­nt­nis­sen seines Ver­fas­sungss­chutzes Verbindun­gen zum NSU hat­te. Das war zwar nicht über­raschend, aber man freut sich ja über jede kleine Erken­nt­nis! Warten wir erst ab, was das öster­re­ichis­che Innen­min­is­teri­um antwortet – möglicher­weise weiß man dort noch immer nicht, dass es Recht­sex­trem­is­mus gibt!

BMI: Mein Name ist Hase
Öster­re­ichis­che Recht­sor­d­nung: Mikl-Leit­ner braucht Nachhilfe