In Bayreuth wird im Mai 2008 ein scheinbar obdachloser Mensch „mit auffälligen roten Handschuhen“ (Kurier) von der Polizei gestellt, als er sich an einem Fahrrad zu schaffen macht. Der Verdächtige schießt sofort mit einer Pistole auf die Polizisten, die zurückfeuern. Der Mann kann weglaufen und erschießt sich dann selbst.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich um den Betonbauer Michael Krause aus Berlin. In seinem Rucksack wurden „38 verschlüsselte Lagepläne für Erddepots und Listen mit Handgranaten, Sprengstoff, Bomben, Zünder und Schusswaffen” (Kurier) gefunden. Die auffälligen Handschuhe trug Krause, weil sie säurebeständig waren (taz.de).
In den deutschen Erdlagern wurden tatsächlich Sprengstoffe, darunter auch Zehn-Kilo-Bomben, gefunden, in den österreichischen anscheinend nur „Dinge des täglichen Bedarfs“, wie die schon erwähnte Zahnpaste.
Dass die deutschen Behörden jetzt jeder möglichen Spur, die zu den NSU-Neonazis führen könnte, nachgehen und dabei auch Fälle aufrollen, die schon zu den Akten gelegt wurden, ist klar. Die Causa Krause war schon abgeschlossen worden, weil keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gefunden wurden und Krause vorher, abgesehen von einer psychiatrischen Behandlung und kleinerer Delikte, anscheinend nicht aufgefallen war.
Die übliche Charakterisierung als „Waffennarr“, „Spinner“, „Einzeltäter“ ist angesichts der offensichtlich gewaltigen Waffen- und Bombenlager, die in den deutschen Erdlöchern gefunden wurden, tatsächlich hinterfragenswert. Ob sich daraus eine Spur zu den Neonazi-Terroristen ergibt, ist eine zweite Sache.
Was uns etwas irritiert, sind nicht nur die seltsamen „Funde“ in den österreichischen Erdlöchern, sondern eher der Umstand, dass die österreichischen Behörden nach den gewaltigen Waffenfunden bei der SS-Kampfgemeinschaft Prinz Eugen im Jahr 2002 anscheinend ebenfalls die „Einzeltäter“-Theorie akzeptiert und ihre Ermittlungsakten geschlossen haben.
↳ SS-Kampfgemeinschaft Prinz Eugen (I): Ein merkwürdiges Verschwinden
↳ SS-Kampfgemeinschaft Prinz Eugen(II): Kein Prozess, kein Urteil?