Die FPÖ auf seltsamen Reisen

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Auf­fäl­lig ist es schon. Immer wenn die FPÖ-Innen­po­li­tik im brau­nen Sumpf fest­steckt, wer­den die Rei­se­schu­he ange­zo­gen. Weni­ge Tage nach dem Bur­schen­schaf­ter­ball und den Ent­glei­sun­gen Stra­ches fin­den sich Johan­nes Hüb­ner, außen­po­li­ti­scher Spre­cher der FPÖ und Johann Gude­nus, Stell­ver­tre­ter von Stra­che und Wie­ner Klub­ob­mann, mit einer Dele­ga­ti­on in der tsche­tsche­ni­schen Haupt­stadt Gros­ny ein, um aus­ge­rech­net Ramsan Kady­row, dem mehr als umstrit­te­nen Macht­ha­ber, ihre Auf­war­tung zu machen.

Im Mai 2011 konn­te Stra­che plötz­lich sei­ne Trau­er­re­de am Hel­den­platz nicht mehr hal­ten, weil er ganz drin­gend an einem ganz gehei­men Tref­fen der Euro-Rech­ten teil­neh­men muss­te. Im Juli 2011, als die Cau­sa Königs­ho­fer schon ordent­lich dampf­te, schick­te Stra­che sei­nen Frie­dens­bot­schaf­ter David Lasar auf eine beein­dru­cken­de Mis­si­on nach Liby­en. Jetzt der Kra­cher mit Tsche­tsche­ni­en! Stra­che selbst konn­te an die­ser Mis­si­on nicht teil­neh­men, weil er sich, wie „Öster­reich“ (8.2.2012) berich­tet, ver­mut­lich gera­de auf sei­ne Syri­en-Mis­si­on vor­be­rei­tet, wo er im Bür­ger­krieg ver­mit­teln will. Es ist ihm jeden­falls anzu­ra­ten, sein Bier­tönn­chen mitzupacken.

Hüb­ner und Gude­nus sind ein ein­ge­spiel­tes Team. Sie haben schon mit Bra­vour einen Auf­tritt bei der rechts­extre­men Job­bik-Par­tei in Buda­pest absol­viert und dort viel Applaus erhal­ten. Da konn­ten ande­re nicht nach­ste­hen und muss­ten auch rei­sen. Möl­zer und Ober­mayr besuch­ten im August 2010 den Yasuku­ni-Schrein gemein­sam mit den Kame­ra­den von Job­bik, Bri­tish Natio­nal Par­ty, Front Natio­nal und Vlaams Belang.

In Gros­ny waren sie, soweit bekannt, allein, ohne die Sturm­trupps von Job­bik und ande­ren. Und sie haben sich gründ­lich und lan­ge auf ihre Mis­si­on vor­be­rei­tet: Schon im August 2011 konn­te Johann Gude­nus über den FPÖ-Pres­se­dienst (OTS, 8.8.2011) fest­stel­len, dass bei uns in Öster­reich nahe­zu jeder erwach­se­ne Tsche­tsche­ne mit einem Mes­ser her­um­läuft. Ob er Kady­row jetzt nach des­sen Mes­ser gefragt hat, ist unbe­kannt. Sicher aber waren sie in Kady­rows Kel­ler, denn „wir konn­ten uns selbst über­zeu­gen, dass kei­ne Ver­fol­gung sei­tens Kady­rows vor­liegt“ (Die Pres­se, 8.2.2012). Des­halb „wür­den wir uns über eine Koope­ra­ti­on mit Tsche­tsche­ni­en freu­en“, hat Hüb­ner laut „Pres­se“ erklärt.

Wel­che Koope­ra­ti­on? Geht es um Koope­ra­ti­on bei Abschie­bun­gen oder um wirt­schaft­li­che Koope­ra­ti­on? Mit wem? Gude­nus, der schon im August wuss­te, dass Mos­kau „über die Zustän­de in Öster­reich zutiefst besorgt ist“, ver­rät nur so viel: „Das Tref­fen kam unter Ver­mitt­lung rus­si­scher Freun­de zustan­de“. Dann wird Johan­nes Hüb­ner sicher im Außen­po­li­ti­schen Aus­schuss des Natio­nal­rats aus­führ­lich dar­über berich­ten, wie Peter Pilz dies in einer Pres­se­aus­sendung forderte:

Pilz: FPÖ-Geheimtreffen mit Israilov-Mördern

Grü­ne für sofor­ti­ge Ein­be­ru­fung des außen­po­li­ti­schen Aus­schus­ses zur Klä­rung der Affä­re Hübner.

Wien (OTS) — Anfang der Woche hat sich der FPÖ-Abge­ord­ne­te Hüb­ner gemein­sam mit dem Wie­ner FP-Gemein­de­rat Gude­nus mit zwei der Mord­ver­däch­ti­gen im Fall des Wie­ner Tsche­tsche­nen-Mor­des in Gros­ny getrof­fen. „Offen­bar gibt es Geheim­kon­tak­te zwi­schen dem tsche­tsche­ni­schen Regime und der FPÖ mit dem Ziel, die tsche­tsche­ni­schen Flücht­lin­ge in Öster­reich an den Dik­ta­tor in Gros­ny aus­zu­lie­fern”, meint der Sicher­heits­spre­cher der Grü­nen, Peter Pilz. „Offen­sicht­lich ist Staats­chef Ram­zan Kady­rov der Ersatz für die ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen FPÖ-Freun­de wie Sad­dam Hus­sein und Muammar Gad­da­fi. Ich ver­lan­ge eine Erklä­rung und die sofor­ti­ge Ein­be­ru­fung des außen­po­li­ti­schen Aus­schus­ses zur Klä­rung der Affä­re Hüb­ner und zur
Klä­rung fol­gen­der Fra­gen”
:

Was hat die FPÖ mit den Hin­ter­män­nern des Wie­ner Mor­des zu tun?
War­um ver­tritt die FPÖ die Inter­es­sen des tsche­tsche­ni­schen und des­rus­si­schen Regimes?
Wel­che geschäft­li­chen Bezie­hun­gen gibt es zwi­schen den Regimes in Gros­ny, Mos­kau und Kiew und frei­heit­li­chen Politikern?