Seit 2. Februar 2012 verbreitet die FPÖ über ihren Channel „Österreich zuerst” auf YouTube ein Propagandavideo zum Beweis für die Bösartigkeit der Anti-WKR-Ball-DemonstrantInnen vom 27. Jänner 2012. Abgesehen davon, dass der Beweisversuch eher peinlich ist und die FPÖ mit dem Video möglicherweise UrheberInnenrechte verletzt (darunter auch jene des ORF), hat das peinliche Machwerk eine bewegte Geschichte.
Das Video mit dem Titel „Antidemokratische Ausschreitungen bei WKR-Ball-Demonstrationen” auf der Facebook-Seite von Heinz-Christian Strache
Die erste Version wurde vom Administrator des FPÖ-Channels auf YouTube am 31. Jänner hochgeladen und schnell via Nazi-Forum Thiazi, aber auch über Strache-Facebook-Seite und Standard-Forum verbreitet. Bereits nach wenigen Minuten war das Machwerk mit dem Titel „Pogromstimmung bei NO ‑WKR-Demonstration“ wieder offline. Möglicher Hintergrund: Der führende Zahntechniker der FPÖ plante gerade seinen Peinlichkeitswettbewerb in der abendlichen ZiB 2 und konnte zusätzliche Aufreger nicht gebrauchen.
Das Video mit dem Titel „Pogromstimmung bei NO ‑WKR-Demonstration” im Neonazi-Forum „Thiazi”
Wenig später ging das nur minimal veränderte – der Verweis auf das Wort Pogrom wurde herausgeschnitten – Video wieder online unter dem neuen Titel „beängstigende Stimmung bei NO-WKR-Demonstration“. Wieder war es vom Administrator (oder der Administratorin) des FPÖ-Channels auf YouTube hochgeladen worden.
Wenig später war das Video neuerlich vom Netz. Es scheint, als habe wer bei YouTube die UrheberInnenrechtsverletzung beanstandet. Seit 2. Februar ist das fast idente Video wieder im Netz: Wieder vom Administrator des FPÖ-Channels hochgeladen; und schon landet der Link binnen kurzem auf dem Nazi-Forum Thiazi, aber nunmehr unter dem Titel „antidemokratische Ausschreitungen bei WKR-Ball-Demonstrationen”.
Die Endversion „Antidemokratische Ausschreitungen bei WKR-Ball-Demonstrationen” im Neonazi-Forum „Thiazi”
Die Videos zeigen im Wesentlichen Blockadeaktionen sowie Parolen rufende DemonstrantInnen, ansonsten viel Polizei und unbehelligte BallbesucherInnen. An einer Stelle wird ein massiver Angriff auf die Polizei konstruiert: Ein junger Mann nimmt Anlauf und es scheint, als ob er einen Polizisten mit voller Kraft von hinten trete. Damit das auch alle ordentlich mitkriegen, wird das Wort „Fußtritt“ eingeblendet. Seltsamerweise rührt sich der massiv körperlich attackierte Polizist nicht im geringsten und auch keiner seiner zahlreich anwesenden KollegInnen sieht einen Grund zum Einschreiten. Es handelt sich also ganz offensichtlich um eine optische Täuschung und keinen Angriff auf die Polizei.
Aber auch in anderer Hinsicht ist das Video interessant: Es dokumentiert nämlich auch, dass mehrere Personen, die öffentlich in Zusammenhang mit dem Verbot von NS-Wiederbetätigung auffällig geworden sind, am Ball als Gäste teilgenommen haben. Die FPÖ, die jeden Zusammenhang mit Rechtsextremismus und der Nazi-Szene in Abrede stellt, verbreitet also über ihren YouTube-Channel den Bildbeweis, dass diese Behauptung falsch ist.