Deutsche Burschenschaften streiten für Arierparagraphen

Lesezeit: 3 Minuten

Auch nach dem „Kom­pro­miss“ beim Ver­bands­tag der Deut­schen Bur­schen­schaft (DB) in Eisen­ach Mit­te Juni 2011 zur “Deutsch­tums­fra­ge“ bzw. dem „Arier­pa­ra­gra­phen“ gibt es kei­nen Frie­den. Fred Dus­wald aus Kall­ham (OÖ), sehr alter Herr der Bur­schen­schaft Danu­bia in Mün­chen, der erst in der Juni-Aus­ga­be der „Aula“ gegen Ruth Klü­ger gehetzt hat, unter­liegt offen­sicht­lich einem fehl­ge­lei­te­ten Johan­nis­trieb. In der Som­mer­aus­ga­be der „Aula“ ficht er gegen „Umer­zo­ge­ne und Volks­ver­ges­se­ne“ in der Deut­schen Bur­schen­schaft und wird von diver­sen neo­na­zis­ti­schen Ras­se­ex­per­ten hef­tig unterstützt.

„Umer­zo­ge­ne“, „Volks­ver­ges­se­ne“, „Ver­rä­ter in den eige­nen Rei­hen“, „Gut­bur­schen­schaf­ter“ haben sich, so Dus­wald, „dem Dik­tat der Dem­ago­gen“ unter­wor­fen und „in hün­di­scher Unter­wür­fig­keit“ das alte Gut­ach­ten des Rechts­aus­schus­ses vom Novem­ber 2010 gekippt. Dus­wald ist nicht zu brem­sen: „Dass ein Asi­at kein Ari­er ist, sieht jeder ohne Nach­weis”, gei­fert er und warnt: „Siegt der Chi­ne­se, dann heißt sei­ne Ziel­grup­pe Au wie Ausländer.”

„Au” ist der Name des Bur­schen­schaf­ters der Han­sea Mann­heim, den die offen rechts­extre­men und anti­se­mi­ti­schen Bur­schen­schaf­ter ger­ne über die Neu­in­ter­pre­ta­ti­on des fast ver­ges­se­nen Arier­pa­ra­gra­phen aus der DB gekippt hät­ten. Als das streng „ari­sche“ Gut­ach­ten des Rechts­aus­schus­ses vor dem Ver­bands­tag im Juni öffent­lich wur­de, war Feu­er am Dach der DB. Die rechts­extre­men Bur­schen­schaf­ten, die haupt­säch­lich in der Bur­schen­schaft­li­chen Gemein­schaft (BG) orga­ni­siert sind und von den öster­rei­chi­schen Bur­schen­schaf­ten domi­niert wer­den, konn­ten sich aber am Ver­bands­tag nicht mit ihren offen ras­sis­ti­schen und (ver­deckt) anti­se­mi­ti­schen Posi­tio­nen durch­set­zen. Außer­dem wur­de das Gut­ach­ten vom Novem­ber durch ein neu­es, weni­ger offen ras­sis­ti­sches ersetzt.

Die BG, die nach dem Ver­bands­tag der DB im Juli in Mün­chen einen Fest­kom­mers anläss­lich ihres 50-jäh­ri­gen Bestehens abhielt, ver­such­te noch, sich bei den Medi­en anzu­die­nen bzw. auszuweinen:

Wir hal­ten fest, dass die Medi­en in der Bericht­erstat­tung über den Bur­schen­tag 2011 und über die Bur­schen­schaft­li­che Gemein­schaft Begrif­fe wie „Ras­sis­mus”, „Arier­nach­weis” oder auch „Rechts­extre­mis­mus” infla­tio­när und mit dif­fa­mie­ren­der Absicht als poli­ti­sche Kampf­be­grif­fe, die gleich­zei­tig defi­ni­to­risch äußerst unscharf sind, verwendeten.

Fred Dus­wald, des­sen Bur­schen­schaft Danu­bia eben­falls Mit­glieds­bund der BG ist, macht die Sache wie­der klar, spricht den Arier­pa­ra­gra­phen deut­lich an und sich gegen die „Gelb­süch­ti­gen“, die „Pig­men­tier­ten“ aus.

Von den Ras­se­ex­per­ten auf dem Neo­na­zi-Por­tal Alter­me­dia Deutsch­land, das zuletzt eini­ge Tage off­line war, erhält er zwar Unter­stüt­zung, doch kom­men die Neo­na­zis hef­tig in die Bre­douil­le, ob sie auf die „wei­ße“ oder die „ger­ma­ni­sche Ras­se“ set­zen sol­len. Eini­ge Öster­rei­cher mit bur­schen­schaft­li­chem Hin­ter­grund sind eben­falls unter den Ras­se­ex­per­ten auf „alter­me­dia“. Wie bemerk­te schon „Schim­pan­so“ , ein deut­scher Bur­schen­schaf­ter, zutref­fend im Jahr 2010? „Wenn wir unse­re ost­mär­ki­schen Ver­bin­dun­gen nicht hät­ten, wäre die DB schon längst in die poli­ti­sche Belie­big­keit abge­glit­ten.“ 2010, anläss­lich des dama­li­gen Ver­bands­ta­ges der DB, über­ka­men einen deutsch­deut­schen Bur­schen­schaf­ter („Paul Pan­ther“) weh­mü­ti­ge Erin­ne­run­gen an die ost­mär­ki­schen Kameraden:

„Etwas ver­söhn­li­ches jedoch viel­leicht noch zum Abschluss. Wäh­rend der Demons­tra­tio­nen in Leip­zig 1989, zu denen wir damals mehr­fach gefah­ren sind, mar­schier­te vor uns ein gro­ßes Trans­pa­rent, auf dem sinn­ge­mäß zu lesen stand „2000 Wie­der­ver­ei­ni­gung BRD-DDR, 2010 Wie­der­ver­ei­ni­gung BRD-Öster­reich“. Wir dräng­ten uns natür­lich sofort hin und frag­ten nach dem Woher?
Als wir dann erfuh­ren, dass es sich um Bur­schen­schaf­ter aus Wien han­del­te (Ver­bin­dung habe ich lei­der ver­ges­sen) war die gegen­sei­ti­ge Freu­de groß.“