Siehe auch: Elisabeth Sabaditsch-Wolff verlangt folgende Gegendarstellung
Einfach nur „primitiv und letztklassig”, wie Heinz-Christian Strache die Anschuldigung, die FPÖ habe indirekte Mitschuld an den Attentaten in Norwegen, abtat, ist sie nicht. Die ideologischen Verstrickungen zwischen dem Attentäter von Norwegen und der ehemals an dem freiheitlichen Bildungsinstitut (FBI) Vortragenden Elisabeth Sabaditsch-Wolff, sind eindeutig. Sabaditsch-Wolfs Texte, die sie auf dem rechtextremen Blog „Gates of Vienna” veröffentlichte, wurden von dem Attentäter Breivik in seinem Pamphlet direkt zitiert.
Verhetzungsseminare am freiheitlichen Bildungsinstitut
Im Herbst 2010 wurde gegen die am freiheitlichen Bildungsinstitut vortragende Sabaditsch-Wolff von der Wiener Staatsanwaltschaft ein Strafantrag wegen Verhetzung eingebacht. In den von ihr abgehaltenen Seminaren zum Islam habe sie, wie der Standard berichtete, vorgetragen, dass „Muslime wegen ihrer Religion Kinder vergewaltigen“ und der „Islam böse und seine Anhänger feindselig” seien. Sabaditsch-Wolff war nicht nur Vortragende am FBI, sondern scheint auch in direktem Kontakt zu Heinz-Christian Strache gestanden zu haben, denn wie der Kurier berichtete, hat Sabaditsch-Wolff Strache auf dessen letzter Reise nach Israel begleitet. Ihre Anschauungen zur für sie als bedrohlich eingestuften Ausbreitung des Islams, tut sie auf diversen Blogs wie etwa SOS-Österreich, Gates of Vienna oder ihrer Webseite save free speech kund.
Sabaditsch-Wolffs Texte und ihre tödlichen Folgen
Breivik hat in seiner Deklaration viele auf „Gates of Vienna” gepostete Beiträge und Texte übernommen und zitiert. Hauptsächlich hat sich Breivik auf einen auf „Gates of Vienna” sehr aktiven Blogger namens Fjordman bezogen, aber auch zwei Texte von Sabaditsch-Wolff, die auf die Anti-EU-Demonstrationen im Juni 2008 eingehen, wurden zitiert. Sie gilt als die Österreich-Korrespondentin des Blogs. Zudem besteht eine starke Verbindung zwischen Breiviks Vorbild Fjordman und der FPÖ-nahen Sabaditsch-Wolff, denn sie hat einen Kommentar von Fjordman auf ihrer Webseite save free speech in übersetzter Version veröffentlicht. Fjordman geht dabei auf die Anklage wegen Verhetzung gegen Elisabeth Sabaditsch-Wolff in Österreich ein und bezeichnet sie als an der Spitze des Kampfes stehend.
Sie steht an der Spitze eines Kampfes gegen die fortschreitende Zerstörung des Westens und wir alle sind als Nächste an der Reihe. Aus diesem Grund sollten wir ihr unsere volle Unerstützung [sic] geben, moralisch wie auch finanziell, und wir sollten die österreichischen Behörden für ihren Betrug und ihre unverfrorene Unterwerfung unter muslimisches Drängen beschämen.
Radikaler Anti-islamismus und die Aufforderung zum Kampf – die ideologischen Verstrickungen
Allgemein ist noch festzustellen, dass die Argumentationslinien von Sabaditsch-Wolff und Breivik sehr ähnlichen Mustern folgen. Genau wie Breivik geht auch Sabaditsch-Wolff von der Gefahr der rapiden Ausbreitung des Islams, in dem laut Sabaditsch-Wolff Gewalt ein immer vorhandenseiendes Element darstellt, und insbesondere der Scharia, in Europa und den USA, aus. Zudem setzt sie die Ausdehnung des Islam in direkten Zusammenhang mit der Einschränkung der Meinungs- und Redefreiheit. Auch Sabaditsch-Wolff ruft in einer auf „Gates of Vienna” veröffentlichten Rede, die sie im März 2011 für die neu gegründete antiislamische Organisation The United West Miami hielt, zum Kampf gegen die Ausdehnung des Islams auf und erläutert, dafür auserwählt zu sein, denn: „This is not a job that any of us would have chosen to do, but it is the job that has been chosen for us. Our children and our grandchildren will never forgive us if we fail to act now, while successful action is still possible.”
In ihrem Bericht über die Probleme, die sie bei der Einreise in die USA im März 2011 hatte, stellt sie außerdem einen Bezug zwischen den verstärkten Sicherheitskontrollen und der von ihr so gefürchteten Islamisierung her. Sabaditsch-Wolff betont aber, dass sich diese Kontrollen nun gegen die falschen Personen, Redefreiheitsaktivist_innen wie sie selbst, richten und stattdessen doch lieber Personen mit einem hohen – in den rassistischen Worten von Sabaditsch-Wolff – „Mohammed Koeffizienten“ kontrolliert werden sollten.
Die Loyalität der FPÖ zur Hassrednerin
Im „Kurier” spricht sich Herbert Schiedel, ein Mitarbeiter des DÖW, dafür aus, dass Sabaditsch-Wolff Schlüsse aus dem Attentat und ihrer ideologischen Rolle darin, ziehen müsse. Denn Sabaditsch-Wolff habe
die geistige Munition wohl nicht absichtlich geliefert. Für die Zeit davor kann ich ihr keinen Vorwurf machen. Aber entscheidend ist, was sie jetzt tut. Jetzt könnte sie Verantwortung übernehmen und sich distanzieren. Ab jetzt muss man immer mitbedenken, dass solche Leute mitlesen — und was das letztlich bewirken kann.
Die Frage, ob sich die FPÖ nun endlich von einer Person, die den Attentäter in wesentlicher Weise beeinflusst hat, distanzieren will, ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Denn in der ZIB 2 am 25.07.2011 gab der stellvertretende FPÖ-Vorsitzende Norbert Hofer an, dass Sabaditsch-Wolff bei Straches letzter Israel-Reise äußerst hilfreich gewesen war und sie Strache natürlich weiterhin bei seinen Israel-Reisen begleiten werde. An eine Distanzierung sei von seiner Seite überhaupt nicht zu denken.