Innsbruck: FPÖ-Sitzung mit Neonazis

Die FPÖ Tirol wird seit Jahren von Krisen geschüt­telt: Auss­chlüsse, Aus­tritte und jede Menge Intri­gen. Nicht immer ist leicht zu unter­schei­den, wer da gegen wen kämpft: die Recht­en gegen die Recht­sex­tremen? Oder die Recht­en mit Recht­sex­tremen gegen andere Rechte mit oder ohne Recht­sex­treme? Ein Vor­fall aus den let­zten Tagen legt nahe, dass let­zteres wahrschein­lich­er ist. Bei der Sitzung der FPÖ-Orts­gruppe Pradl/Igls mis­cht­en Neon­azis mit.

Die Kro­ne-Tirol berichtet in ihrer Kolumne „Tirol­er Poli­tik inof­fiziell“ am 27.6.2011 über die Sitzung der FPÖ in Pradl/Igls. Am 7. Juni fand dort die Sitzung des FPÖ-Orts­grup­pe­nauss­chuss­es statt, bei der ein neuer Auss­chuss für eine neue Orts­gruppe gewählt wer­den sollte. Die neue Orts­gruppe sollte aus der Zusam­men­le­gung der zwei Orts­grup­pen Pradl/Igls und Saggen/Dreiheiligen entste­hen. Prob­lem 1: Die Zusam­men­le­gung war von oben ver­fügt wor­den, Prob­lem 2: Die Mit­glieder bei­der Orts­grup­pe­nauss­chüsse waren nicht informiert, Prob­lem 3: Der Zeit­punkt der Sitzung: Dien­stag, 7.6., nach­mit­tags um 16 Uhr.

Die Stim­mung war daher schon zu Beginn der Sitzung anges­pan­nt. Nichts Ungewöhn­lich­es für die Inns­bruck­er FPÖ. Als im Vor­jahr die Stadt­parteileitung Inns­bruck ihrem Vor­sitzen­den Richard Heis in ein­er geheimen Abstim­mung das Mis­strauen aussprach, war die Stim­mung auch nicht gut. Zwei Per­so­n­en waren für Heis, vier gegen ihn, eine enthielt sich. Der frus­tri­erte Heis über­gab sein Amt an Elmar Denz und ver­ließ die Sitzung. Kurz darauf war alles anders: Heis wieder zurück in sein­er Funk­tion, von den anwe­senden neun Per­so­n­en fünf aus der Partei aus­geschlossen und eine mit einem Funk­tionsver­bot belegt. Eine heftige Säu­berungsak­tion, die aber nur der Auf­takt war für eine noch größere.

Beim Stadt­parteitag der FPÖ Inns­bruck am 21. Juli 2010 wurde Heis mit wenig Glanz und Glo­ria als Stadt­parteiob­mann gewählt. Die 71 Prozent Zus­tim­mung waren wohl erst dadurch möglich, dass zuvor von den 550 Mit­gliedern 350 bis 400 als nicht stimm­berechtigt erk­lärt wor­den waren. Sie hat­ten ange­blich ihre Mit­glieds­beiträge nicht bezahlt und wur­den zu Sym­pa­thisan­ten zurück­gestuft. Heis gilt als Ver­bün­de­ter von Ger­ald Hauser, dem Tirol­er FPÖ-Obmann.

Von den Parteiauss­chlüssen 2010 waren auch einige Recht­sausleger wie Patrick Haslwan­ter und Paul Pil­ger­mair (bei­de aus dem RFJ-Tirol) betrof­fen. Hauser und mit ihm auch Heis haben dadurch den Nim­bus von aufrecht­en Recht­en, die gegen Recht­sex­treme und Neon­azis in ihren eige­nen Rei­hen kämpfen. Bis zur Sitzung der kleinen FPÖ-Orts­gruppe Pradl/Igls.

22 Per­so­n­en waren an diesem Nach­mit­tag anwe­send: „Als es zur Wahl gekom­men wäre, hat Heis die Wahl ein­fach abge­brochen, weil er befürchtet hat, dass er seinen Mann – Wern­er Kan­dler – nicht durch­bringt“, erk­lärte die stel­lvertre­tende Orts­grup­penobfrau Ange­li­ka Mayr der „Kro­ne“. Kan­dler, der ver­hin­derte neue bzw. alte Orts­grup­pen­leit­er, hat­te zur Sitzung aber auch zwei Per­so­n­en mitgebracht:

Mayr zur „Kro­ne“: „Unter den Anwe­senden waren auch zwei junge Burschen, die wir nicht kan­nten. Als einige von uns sie auf­forderten, die Sitzung zu ver­lassen, meldete sich Orts­grup­penchef Kan­dler zu Wort und sagte, dass die bei­den Burschen bere­its ihren Mit­glieds­beitrag bezahlt hät­ten und daher auch an der Sitzung teil­nehmen könnten.“

Die bei­den eifrigen Jung­parteim­it­glieder sind alte Bekan­nte aus der Neon­azi-Szene. Mayr: „Ein­er der bei­den saß sog­ar wegen Totschlags im Gefäng­nis.” (Kro­ne, 27.6.2011) Höch­ste Zeit also, dass wir die bei­den FPÖ-Mit­glieder der Orts­gruppe Pradl/Igls vor den Vorhang bitten.

Mario K. und Sebas­t­ian F. sind tat­säch­lich wohlbekan­nt. F. ist schon seit Jahren umtriebig: zunächst beim RFJ, dann in freier Wild­bahn. 2008 wurde er wegen NS-Wieder­betä­ti­gung verurteilt, nach­dem er zuvor mehrere Angriffe auf ein alter­na­tives Kul­turzen­trum in Inns­bruck ges­tartet und dabei auch „Sieg Heil” gerufen und Nazi-Parolen gesprayt hat­te. (west.blogsport.de)

Hauser wollte damals ver­suchen, den „Buam“ auf den recht­en Weg zu brin­gen: „Als Wirtschaft­späd­a­goge sei er immer­hin aus­ge­bildet, junge Men­schen zu führen”, erk­lärte der FPÖ-Chef der „Neuen“ (12.2.2008). Das dürfte nun mit der Mit­glied­schaft in der FPÖ Orts­gruppe gelun­gen sein, obwohl die Tirol­er Tageszeitung vor einem Jahr noch die alten Vor­lieben bei Sebas­t­ian F. fest­stellen konnte.

Die Nei­gun­gen von Mario K. sind ähn­lich gelagert. Während Sebas­t­ian F. mit einem Stahlmistkü­bel die Fas­sade des alter­na­tiv­en Kul­turzen­trums zertrüm­merte, hat Mario K. mit einem solchen Gerät eine junge Frau schw­er ver­let­zt und sie anschließend über eine Treppe gestoßen. Am 9. April 2008 wurde er dafür wegen schw­er­er Kör­per­ver­let­zung und ander­er Delik­te verurteilt. Auch 2009 ist er wieder ein­schlägig unter­wegs. (west.blogsport.de) Wie Fotos der bei­den zeigen, teilen sie auch ihre Liebe zur Schwarzen Sonne, einem ein­schlägi­gen Nazi-Symbol.

Der Lan­desvor­stand der Tirol­er FPÖ muss die vor­läu­fige Auf­nahme der bei­den Neon­azis noch abseg­nen. Wir sind schon sehr gespannt.