Fast wäre uns entgangen, welche Themen die FPÖ wirklich bewegen. Einige JournalistInnen wollen ja in den letzten Wochen schon bemerkt haben, dass sich die FPÖ thematisch breiter aufstellt. Jetzt haben wir den Beleg dafür gefunden: ein ganzseitiges Inserat in der „Krone“ mit dem Appell an Innenministerin, die „unwürdige Verfolgung“ von Walter Nowotny zu beenden.
Im Vordergrund steht Gregor T.; in der Mitte in Hintergrund Markus P.; rechts im Hintergrund (fotografierend): Gottfried Küssel; ganz rechts: Felix Budin
Nachdem der Kampftag gegen Rotgrün in Wien eher mau war und die wenigen Funktionäre und Mandatare, die den Rathausplatz erreichten, nicht wirklich wussten, warum sie gegen Rotgrün in Wien sein sollten, hat die Wiener FPÖ ein neues identitätsstiftendes Kampfthema ausgegraben: Walter Nowotnys Grab!
Johann Gudenus und Johann Herzog richten einen flammenden Appell an Innenministerin Fekter, der „Störung der Totenruhe“ von Walter Nowotny ein Ende zu bereiten „und ihm endlich – 67 Jahre nach seinem Tode – die letzte Ruhe zu gewähren“.
Ein starkes Signal an die Ewiggestrigen, das durch die Verwendung von Formeln wie „Pflichterfüllung eines Soldaten“, „Herabwürdigung eines untadeligen Soldaten“, „einer der höchstdekorierten Soldaten des Zweiten Weltkrieges“ noch unterstrichen wird.
Da wäre noch etwas: „Seine vermeintliche Mitgliedschaft in der NSDAP, die im Übrigen von seinem Bruder bis zu dessen Tode immer bestritten wurde, kann ebenfalls als solche nicht als ‚belastend’ gewertet werden“, säuseln die beiden FPÖ-Hanseln.
Vorne mit Transparent marschierend: Gregor T. und Felix Budin, in der Mitte der Demonstration gehend: Markus P.
Ja, was jetzt? Vermeintlich oder tatsächlich ein Nazi? Nowotny war keiner der Irregeleiteten und Verführten, wie die beiden Grabkämpfer gerne glauben machen würden. Er war Burschenschafter, Mitglied der Hitlerjugend, ab 1938 NSDAP-Mitglied und überzeugter Nazi und ist eine Ikone der Alt- und Neonazis, die jedes Jahr zu seinem Grab pilgern, um ihr seltsames Heldengedenken zu betreiben. Nowotny, der aus einer Nazi-Familie stammt, wurde nach seinem Tod (er erhängte sich beim Versuch, sein brennendes Flugzeug zu verlassen, im Fallschirm) von Baldur von Schirach so verabschiedet: „Auf der Höhe des Ruhmes bliebst du schlicht und gerade ein Ritter ohne Furcht und Tadel, ein wahrhaft nationalsozialistischer Volksoffizier.”
Von Nowotny gibt es — laut Metapedia (ein rechtsextremes Online-„Enzyklopädie”) — folgenden Spruch aus seinem letzten Brief: „Ein Hundsfott, der jetzt die Flinte ins Korn werfen will! Es gibt nur noch eines: Bestehen und die Treue halten, mag kommen, was da will!“
Fazit: Die FPÖ Wien ist tatsächlich bei einem ihrer Kernthemen angekommen.