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ÖIG: Keine Reaktion auf antisemitischen Action-Film?

Ein lesens­wer­ter Text über den Film „Tal der Wöl­fe — Paläs­ti­na” von der Öster­­rei­chisch-Israe­­li­­schen Gesell­schaft (ÖIG): Kei­ne Reak­ti­on auf anti­se­mi­ti­schen Action-Film? Anfra­ge und Stel­lung­nah­me der Öster­­rei­chisch-Israe­­li­­schen Gesell­schaft Seit 27. Jän­ner 2011 läuft ein Film mit volks­ver­het­zen­dem Cha­rak­ter und unglaub­li­chen anti­se­mi­ti­schen, anti­is­rae­li­schen Bild- und Text­in­hal­ten in öster­rei­chi­schen Kinos unter dem deut­schen Titel „Tal der Wöl­­fe-Paläs­­ti­­na“, kann […]

4. Feb 2011

Keine Reaktion auf antisemitischen Action-Film?

Anfra­ge und Stel­lung­nah­me der Öster­rei­chisch-Israe­li­schen Gesellschaft

Seit 27. Jän­ner 2011 läuft ein Film mit volks­ver­het­zen­dem Cha­rak­ter und unglaub­li­chen anti­se­mi­ti­schen, anti­is­rae­li­schen Bild- und Text­in­hal­ten in öster­rei­chi­schen Kinos unter dem deut­schen Titel „Tal der Wöl­fe-Paläs­ti­na“, kann von allen über 18-Jäh­ri­gen besucht und über neue elek­tro­ni­sche Medi­en auch Jugend­li­chen zugäng­lich gemacht werden.
Mit die­sem Film kön­nen unter dem Deck­man­tel der „span­nen­den Unter­hal­tung“ anti­is­rae­li­sche, anti­se­mi­ti­sche Ste­reo­typ­bil­der mit volks­ver­het­zen­dem Cha­rak­ter als Form der „Mei­nungs­frei­heit“ im Main­stream eta­bliert werden.

Neben inten­si­ver Medi­en­kri­tik1 haben bis­her nur weni­ge Insti­tu­tio­nen und Ein­zel­per­so­nen ihre Abscheu vor dem Film in Pro­tes­ten und Stel­lung­nah­men zum Aus­druck gebracht: Die Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten Petra Bayr (SPÖ)2, Sil­via Fuhr­mann (ÖVP)3 und Karl Öllin­ger (Grü­ne)4 , Bun­des­rat Efge­ni Dön­mez (Grü­ne)5, der evan­ge­li­sche Bischof Micha­el Bün­ker6 , Scho­lars for Peace in the Midd­le East Aus­tria7 , die Tür­ki­sche KUL­TUR­ge­mein­de8 und die Akti­on gegen den Anti­se­mi­tis­mus in Öster­reich9.

Die Öster­rei­chisch-Israe­li­sche Gesell­schaft nimmt mit Empö­rung zur Kennt­nis, dass ech­te Schrit­te gegen öffent­lich zugäng­li­che Volks­ver­het­zung wie­der ein­mal nur von der Israe­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de selbst, in Form einer Anzei­ge bei der Staats­an­walt­schaft Wien wegen Ver­dachts der Ver­het­zung gesetzt wer­den muss­ten10 , die Betrof­fe­nen, über die so über­stürzt mit anti­se­mi­ti­schen Ste­reo­ty­pen geur­teilt wird, sich selbst ver­tei­di­gen müs­sen und von den poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen allei­ne gelas­sen wer­den. Wie auch schon bei einer öffent­li­chen Demons­tra­ti­on gegen Isra­el in Wien Anfang Juni 2010 — anläss­lich der auch im Film rei­ße­risch und ver­het­zend the­ma­ti­sier­ten Vor­komm­nis­se um die „Mavi Mar­ma­ra“ – bei der unge­straft Schil­der mit „Hit­ler erwa­che“ in die Kame­ra gehal­ten und das NS-Haken­kreuz mit dem David­stern gleich­ge­setzt wer­den durf­ten. Ins­be­son­de­re ist für uns nicht nach­voll­zieh­bar, dass es nach Ansicht des BMUKK, Frau Bun­des­mi­nis­te­rin Schmied, für das gesell­schafts­po­li­ti­sche Kli­ma in Öster­reich und im Sin­ne eines Wir­kens gegen Volks­ver­het­zung offen­sicht­lich genügt, wenn kein öster­rei­chi­sches Steu­er­geld in der­ar­ti­ge het­ze­ri­sche „Kul­tur­pro­duk­tio­nen“ fließt und der Film der Jugend­me­di­en­kom­mis­si­on nicht vor­ge­legt, somit für Jugend­li­che nicht frei­ge­ge­ben wur­de. Als lie­ßen sich Men­schen über 18 Jah­re nicht verhetzen.

Die­sen Film am inter­na­tio­na­len Tag des UNO-Holo­caust-Geden­kens in Wien erst­mals auf­zu­füh­ren und von allen für Kunst, Bil­dung und Jugend­schutz Ver­ant­wort­li­chen unkom­men­tiert zu las­sen kann für alle Betrof­fe­nen nur als bewuss­te Pro­vo­ka­ti­on auf­ge­fasst wer­den. Dies kommt vor allem dadurch zum Aus­druck, dass auch rechts­extre­mis­ti­sche Web­sei­ten den Film emp­foh­len und vor allem den Pre­mie­ren­tag eupho­risch begrüßt haben.11
Es soll­te Gren­zen geben, was eine Gesell­schaft mit unse­rem his­to­ri­schen Hin­ter­grund zulas­sen will und was nicht.

Das Ent­ge­gen­tre­ten gegen so unglaub­li­che anti­se­mi­ti­sche und anti­is­rae­li­sche Ten­den­zen nur bei den Ver­an­stal­tun­gen rund um den natio­na­len Holo­caust-Gedenk­tag am 5. Mai 2011 wird für jede poli­ti­sche Glaub­wür­dig­keit zu wenig sein, noch dazu, wo Öster­reich ein Grün­dungs­mit­glied der „Task Force for inter­na­tio­nal Coope­ra­ti­on on Holo­caust Edu­ca­ti­on, Remem­brance and Rese­arch” ist.

Öster­rei­chisch-Israe­li­sche Gesellschaft


(1) http://derstandard.at/1295571038777/Actionfilm–Tal-der-Woelfe-Pervertierung-des-Holocaust
(2) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110127_OTS0019/bayr-zum-film-tal-der-woelfe-antisemitismus-auch-im-kino-eine-absage-erteilen
(3) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110201_OTS0180/fuhrmann-film-tal-der-woelfe-sollte-auch-in-oesterreich-nicht-gezeigt-werden
(4) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110126_OTS0102/oellinger-zu-tal-der-woelfe-filmverleih-und-kinos-sollen-auf-die-ausstrahlung-des-films-verzichten
(5) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110125_OTS0084/br-doenmez-tal-der-woelfe-film-gefaehrdet-gesellschaftliches-klima-auch-in-oesterreich
(6) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110127_OTS0025/bischof-michael-buenker-gegen-filmstart-von-tal-der-woelfe
(7) http://www.spme.net/cgi-bin/articles.cgi?ID=7589
(8) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110125_OTS0230/tuerkische-kulturgemeinde-trauertag-wegen-film-tal-der-woelfe
(9) News­let­ter 1/11 von [email protected] v. 2. Febru­ar 2011.
(10) http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110201_OTS0105/tal-der-woelfe-ikg-erstattet-anzeige-wegen-verhetzung
(11) http://de.altermedia.info/general/altermedias-interkultureller-filmtip-tal-der-wolfe-palastina-21–01-11_60208.html