Graz 2010: Heil-Rufe der Nazi-Schläger – wann kommt der Prozess?

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Vor genau einem Jahr, am 31.Jänner 2010, haben sie­ben Neo­na­zis in dem Gra­zer Lokal Zep­pe­lin eine fröh­lich fei­ern­de Geburts­tags­run­de ange­grif­fen und etli­che der Fei­ern­den schwer ver­letzt. Der bru­ta­le Über­fall auf die Geburts­tags­run­de wur­de erst nach mehr als einem Monat in den Medi­en berich­tet und war auch Gegen­stand einer par­la­men­ta­ri­schen Anfra­ge.

Die Ant­wort der Innen­mi­nis­te­rin fiel – wie immer, wenn es um Neo­na­zi-Akti­vi­tä­ten geht – sehr knapp aus. Mitt­ler­wei­le sind die Ermitt­lun­gen längst abge­schlos­sen, doch eini­ge der Tat­ver­däch­ti­gen, die zum Teil auch an der Nazi-Schlä­ge­rei vom Juni 2010 beim Public-Vie­w­ing (Fuß­ball-WM) am Kar­me­li­ter­platz in Graz betei­ligt waren, ver­su­chen, den Pro­zess zu ver­zö­gern und haben sogar die Ein­stel­lung des Ver­fah­ren beantragt.

Beim Über­fall auf die Geburts­tags­run­de am 31.Jänner 2010 waren sie­ben Per­so­nen, Chris­toph G., Chris­ti­an J., Mar­kus L., Richard P., Chris­toph S., Ste­fan J. und Ger­hard T. betei­ligt. Der Über­fall ver­lief wesent­lich bru­ta­ler als bis­her in der Öffent­lich­keit bekannt­ge­wor­den ist. Die Nazi-Schlä­ger, die zusam­men mit zwei jun­gen Frau­en das Lokal betre­ten hat­ten, beklei­det mit Bom­ber­ja­cken, Sprin­ger­stie­feln und auch Nazi-Shirts, began­nen von Beginn an, alle im Lokal zu pro­vo­zie­ren. So pros­te­ten sie sich mit den Bier­glä­sern „Heil Stra­che“, „Heil H.C.“ und „Heil Hit­ler“ zu, bewar­fen die Gäs­te mit Bier­de­ckeln und san­gen das „Horst Wes­sel –Lied“ und eini­ge ande­re Nazi-Lie­der, um die Musik im Lokal („Hap­py Bir­th­day“) zu über­tö­nen. Als das Geburts­tags­kind zu dem Nazi-Tisch geht, um zu beschwich­ti­gen, wird er sofort von den Neo­na­zis nie­der­ge­schla­gen. Die zu Hil­fe eilen­den Freun­dIn­nen wer­den durch Schlä­ge schwer ver­letzt. Das Geburts­tags­kind wird am bru­tals­ten nie­der­ge­prü­gelt: Die ver­däch­tig­ten Neo­na­zis stel­len sich um ihn im Kreis auf und dre­schen mit Hän­den und Füßen auf ihn ein: „Einer der Beschul­dig­ten (…) stampf­te mit einem Fuß wuch­tig auf den mit dem Gesicht am Boden auf­lie­gen­den Kopf von XX und führ­te spä­tes­tens dadurch mehr­fa­che Brü­che des Nasen­bei­nes und bei­der Augen­höh­len her­bei sowie einen vom Nacken bis zum Schei­tel rei­chen­den Blut­erguss am Hinterkopf.“

Auch das Ver­let­zungs­pro­to­koll der ande­ren Gäs­te bzw. eines Kell­ners gibt deut­lich Aus­kunft über die Bru­ta­li­tät der Nazi-Schlä­ger: Prel­lung, Schwel­lung, Blut­erguß im Augen­be­reich; Prel­lung der Nase und des Kop­fes; Prel­lun­gen , Schwel­lun­gen an Auge und Joch­bein und Blut­erguß am Auge; Prel­lung lin­ker Unter­arm und Auge; Blut­ergüs­se und Prel­lun­gen an bei­den Armen und Beinen.

Die poli­ti­sche Ori­en­tie­rung eini­ger der Schlä­ger wird nicht nur durch ihre Rufe deut­lich: Richard P. war zeit­wei­se RFS- und RFJ-Mit­glied, Ste­fan J. sogar RFJ-Funk­tio­när. Richard P. war auch Bur­schen­schaf­ter (so wie Ste­fan J.) bei der „Ger­ma­nia“ im CDC, wo er wie beim RFJ aller­dings raus­ge­flo­gen ist. Auch Chris­ti­an J., Bru­der von Ste­fan, war 2009 (noch im Okto­ber doku­men­tiert) Funk­tio­när des RFJ Graz. Im Face­book-Pro­fil von Sascha Ranftl, jetzt auch im RFJ-Bun­des­vor­stand tätig, fin­den sich jeden­falls fast alle, die bei der Schlä­ge­rei im Zep­pe­lin dabei waren, als „Freun­de“ wieder.