Rechtsextreme und Holocaustleugner bei der AZK
Das Ambiente der 20. AZK wirkt spooky. Vor dem Hintergrund einer riesigen Arena, die mit nur schemenhaft angedeuteten Figuren gefüllt scheint, ist eine Bühne aufgebaut. Auf der moderiert Ivo Sasek die „Konferenz“, die aus einer Abfolge von zumeist eingespielten Vorträgen oder Interviews besteht. Früher fanden die Konferenzen tatsächlich in großen Hallen mit mehreren Tausend Besucher*innen statt. Da sich aber wegen rechtsextremer und holocaustleugnender Referent*innen wie Sylvia Stolz, Bernhard Schaub oder Iwan Götz Probleme mit den Hallenvermietern ergaben und vermutlich auch aus finanziellen Überlegungen, stieg Sasek ab der 18. AZK auf ein als „gigantisch“ hochgejubeltes Webcam-Stadion um, bei dem der Zwischenapplaus von Zuschauer*innen über zahlreiche Videokacheln zugespielt und so die fehlende Masse eines Stadions simuliert wird.
Als Referent trat bei der 20. AZK der wüste Antisemit und Verschwörungserzähler David Icke auf, der auch aufgrund seiner ins Neonazistische gehenden Lügen (dass etwa das Bankhaus Rothschild für den Holocaust verantwortlich sei) 2019 ein Einreiseverbot nach Australien und später auch in den Schengen-Raum abgefangen hatte.
Icke wurde von Sasek als „Urvater der modernen Aufklärungsszene“ anmoderiert, wobei Ickes Geschäft freilich exakt das Gegenteil von Aufklärung bedeutet. Er phantasierte mehr als eine Stunde lang unter Bedienung von antisemitischen Codes über ein Netzwerk von Geheimgesellschaften, die alle von einer noch geheimeren Sekte gesteuert würden.
Von dieser Grunderzählung der geheimen Mächte, die uns manipulieren und dirigieren wollen, wichen auch die weiteren Referenten nur unwesentlich ab: der „Aufklärungsgigant“ (Sasek) James Corbett, ein Verschwörungserzähler, der rabiate Antisemit Tilman Knechtel, der Corona-Leugner Heiko Schöning und der wegen seiner dubiosen Geschäfte ins Visier der Justiz geratene Michael Ballweg.
Der Einspieler mit Stefan Magnet von Auf1 war der kürzeste. Vom insgesamt zehnminütigen Video verbrauchte Sasek fast vier Minuten für Lobpreisung und Vorstellung von Magnet und Auf1, das als „riesige[r] Player in der alternativen Medienlandschaft“ glorifiziert wurde. Magnet bedankte sich ebenso überschwänglich „bei Ivo Sasek und seinem Team“, um ansonsten nur seine altbekannten Sprüche gegen die „Globalisten“, „die nun alles auf eine Karte setzen“ würden, abzusondern. Kein Thema war der von Magnet im Sommer 2023 großspurig angekündigte Plan, sich ab Herbst 23 in die Schweiz mit einem eigenen Studio zu erweitern. Das erregte eine für Magnet nützliche Aufregung, die Nichtrealisierung dürfte dem Schweizer Lokalhirsch unter den faktenfreien Medien, kla.tv aus dem Sasek-Imperium, aber nur Recht sein.
Gewalt und Hitler
Auftritte hatten neben Vater Ivo Sasek (lange) auch Tochter Lois (nur kurz) und Sohn Elias (etwas länger). Damit ist nicht nur die Geschlechterhierarchie im Sasek-Imperium abgebildet, sondern möglicherweise auch eine Vorsichtsmaßnahme verbunden. Von den mindestens elf Sasek-Kindern haben bereits drei ihrem strengen Vater und dessen OCG die Gefolgschaft aufgekündigt. Simon, David und Joshua Sasek offenbarten nicht nur die Unterdrückung und brutalen Züchtigungen durch den Vater, sondern auch dessen ideologische Einfärbung: „Als Kinder wurden sie von ihrem Vater aufgefordert, ‚Mein Kampf‘ von Adolf Hitler zu lesen. ‚Für ihn kommt das Buch gleich nach der Bibel‘, sagt Simon Sasek.“ (3sat.de, 27.9.24)
Vater Sasek machte aus seiner Begeisterung für Hitler auch öffentlich kein Geheimnis. Bei der 14. AZK im Jahr 2017
behauptete er, viele neue Bücher von «hochgradigen Historikern» zeigten «ein komplett anderes Bild zum Beispiel von Adolf Hitler». Er fragte seine Hörer: «Ja und jetzt, wenn das einer war, der gleich nach Jesus Christus kommt, was machst du dann? Wenn das einer ist, der vom Rang eines Apostels ist? (wikipedia.org)
2020 wurde bekannt, dass Ivo Sasek seine Anhänger aufgefordert hat,
Daten über Politiker und Journalisten zu sammeln und herauszufinden, «wer Freund oder Feind» sei. Bis Ende April 2020 sammelte und speicherte die OCG private Daten von rund 8200 Personen aus dem deutschsprachigen Raum, grossenteils öffentlich zugängliche Daten wie Wohnadressen, Handynummern, Religionszugehörigkeit, Nationalität und sexuelle Orientierung. Betroffen sind Vertreter aller deutschen Parteien, Landesparlamente und des Bundestags sowie Beamte, Journalisten und Aktivisten, darunter Kritiker der Sekte und mehrere Vorsitzende jüdischer Einrichtungen. Bei einigen ist ihre «jüdische Herkunft» vermerkt. Von einigen Regierungspolitikern wurden auch sensible Informationen gesammelt. Sasek erklärte auf Anfragen dazu, die Datensammlung diene der «Weiterbildung» der OCG-Mitglieder über «Art und Gesinnung unserer Volksvertreter» und sei nur für den «internen Gebrauch». Die Vermerke zu Juden erklärte er nicht. (wikipedia.org)
In der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des deutschen Bundestagabgeordneten Wagner (Die Linke) aus 2020 erklärte der damalige parlamentarische Staatssekretär Krings (CDU) in seltener Verkennung der Fakten: „Bisher konnte seitens der zuständigen Behörden des Bundes lediglich festgestellt werden, dass kein Aufruf zu Straftaten oder der Anwendung von Gewalt konstatierbar ist. Ganz im Gegenteil wird sich von Gewalt distanziert.“
Die deutlich gegenteilige Antwort lieferte einer der Haus-und Hofsänger der AZK, Paul Burmann, mit dem Song „Bürgerkrieg“, den er bei der 19. AZK-Konferenz zum Besten gab:
Blut fließt über die Straßen
Eure Gräueltaten wiegen über die Maßen
In verborgenen Kellern sitzt die Satansbrut
Über euch steigt auf Gottes ZornesglutIhr wägt euch in Sicherheit, ob eurer Macht
Durch uns Schwache werdet ihr zu Fall gebracht
Wissen, Enthüllung und Aufklärungskraft verbindet sich synergisch mit göttlicher Kraft!Refrain: Eure Tage sind gezählt! Tage sind gezählt! Im Ring wird angezählt, Im Ring wird angezählt. Die Geschichte ist geschrieben. In die Berge, in die Spalten müsst ihr fliehen Denn hier stehen wir in Synergie ‑Weiße Reiter, weiße Pferde mit Energie. Der Bogen gespannt mit göttlichen Pfeilen. Treffsicher werden sie euch ereilen!
Das fällt für den früheren Staatssekretär Frings und die Schweizer Behörden offenbar unter Gewaltfreiheit.