Die Gruppe, die sich spätestens im November 2020 als „Sächsische Separatisten“ („SS“) gegründet haben soll, pflegte Verbindungen zu einer Reihe von rechtsextremen Organisationen, darunter der neonazistische „Dritte Weg“, schwedische Neonazis, die Identitären und – kaum überraschend – auch die AfD bzw. deren Jugendorganisation.
Auffällig ist der AfD-Politiker Hans-Georg P., der in braunen Kreisen besonders umtriebig war und bereits 2020 wegen des Verdachts auf Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen mit der Justiz in Berührung gekommen sein soll. Er wurde, wie ein Foto belegt, auch am identitären Aufmarsch am 29. Juli 2023 in Wien gesichtet – umgeben von weiteren sächsischen Rechtsextremen.
Was kann denn der Salzburger FPÖ-Chef Dürnberger dafür, wenn er mit dem mutmaßlichen SS-Rechtsterroristen Hans-Georg P. der „Sächsischen Separatisten” auf einer Demo ist? (IB-Demo Wien 2023) Foto: @_LinaDahm_ pic.twitter.com/hVB9BRFRxr
— stopptdierechten.at (@stopptrechte) November 7, 2024
Gleich fünf der mutmaßlichen Rechtsterroristen sind auf einem 2022 im sächsischen Grimma entstandenen Foto zu sehen: Dort posiert Björn Höcke u.a. mit dem AfD-Stadtrat von Grimma, Kurt Hättasch sowie Hans-Georg P., den Brüdern Jörg und Jörn S., und Karl K..
Die AfD, in der niemand etwas bemerkt haben will, versucht nun, auch vor dem Hintergrund eines drohenden Verbotsverfahrens, panisch die Reißleine zu ziehen und die drei verhafteten AfD-Mitglieder, Kurt Hättasch, Hans-Georg P. und Kevin R. im Eiltempo ausschließen.
Einer Mitteilung der Partei zufolge haben die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla eine Sondertelefonkonferenz des Bundesvorstands für Mittwoch einberufen. Einziges Thema war der Ausschluss möglicher Mitglieder der „Sächsischen Separatisten” wegen „erheblichen Verstoßes gegen die Grundsätze und Ordnung unserer Partei”. (tagesschau.de, 7.11.24)
Den „Häuserkampf“ geprobt habe die Truppe rund um ihren Rädelsführer Jörg S. am im Nationalsozialismus errichteten, mittlerweile aber aufgelassenen Flugplatz in der östlich von Leipzig gelegenen Kleinstadt Brandis, schreibt der „Spiegel“ (7.11.24). Brandis ist jener Ort, wo sich der aus Österreich stammende und in den 1990er-Jahren nach Deutschland ausgewanderte Neonazi Hans Jörg S. jun. mit seiner Familie niedergelassen hat. „Das Schießen mit scharfen Waffen sollen einige der Neonazis wiederum in Polen und Tschechien geübt haben.“ (spiegel.de) Die Festnahme von Jörg S. erfolgte in der polnischen Grenzstadt Zgorzelec. Noch nicht bekannt ist, warum er sich dort aufgehalten hat.
Umfassende Informationen über die Gruppe lieferten Überwachungen, darunter abgehörte Chats und Gespräche, bei denen Jörg S. unwissentlich mit einem eingeschleusten FBI-Informanten kommunizierte.
Im Frühjahr 2024 traf sich Jörg S. den Informationen von SZ, NDR und WDR zufolge auch noch persönlich mit einer Person, die die Ermittler auf ihn angesetzt hatten. Dieser soll S. ebenfalls von Plänen seiner Gruppe berichtet haben – offenbar ohne zu ahnen, dass er damit den Behörden alles auf den Tisch legt. Die Gruppe wurde auch technisch überwacht, so wurden etwa Telefone abgehört und das Auto von Jörg S. verwanzt. (sueddeutsche.de , 7.11.24)
Die Gruppe habe nicht geplant, den „Tag X” aktiv herbeizuführen, sondern wollte die Situation im Fall einer Krise für einen gewaltsamen Umsturz nutzen.
Als „arische Schocktruppen“, bewaffnete Milizen, übernähmen sie das Kommando auf den Straßen, Teile von Sachsen oder gar ganz Ostdeutschland würden sich vom Westen abspalten, an dem wegen seiner hohen Zahl an Migranten kein Interesse bestünde. Wer nicht als deutsch angesehen würde oder den verhassten demokratischen Staat verträte, würde getötet. Für ihre Fantasie von solch einer ethnischen Säuberung soll die Sachsen-„SS“ laut Ermittlern sogar ausdrücklich den Begriff „Holocaust“ gebraucht haben. Das erklärte Ziel demnach: ein nationalsozialistisches und rassistisches Regime, die Herrschaft der „weißen Rasse“. (sueddeutsche.de , 7.11.24)
Nicht mehr, als bereits am 5. November publik wurde, ist über die Ergebnisse der Hausdurchsuchungen in Langenlois, dem Wohnort des ehemaligen FPÖ-Politikers und Großvaters von Jörg und Jörn S. und Wien-Floridsdorf, wo Hans Jörg S. sen. eine Wohnung besitzt, bekannt. Von der Razzia in Niederösterreich dürfte außerhalb der Familie kaum jemand Notiz genommen haben, da sich die Immobilie abseits der Ortschaft in einem Waldgebiet befindet. Der „Spiegel” zieht in seinem Artikel die Linie von Sachsen nach Langenlois, zur Heimat des Vaters der verhafteten Brüder, Hans Jörg S. jun.:
Derartige Allmachtsfantasien haben in der Familie des Rechtsextremen offenbar Tradition. Der Vater von Jörg S. gehörte in den Neunzigerjahren einer militanten Neonazigruppe in Österreich an und war dort zuständig für »wehrsportliche Ertüchtigung«.
Am 20. April 1991, dem Geburtstag Adolf Hitlers, ergriff er in einem Gasthaus im österreichischen Salzkammergut das Wort. Laut Justizakten soll er sinngemäß skandiert haben: »Dann gehört die Straße uns, und auf kurz oder lang auch dieser Staat.« Er landete für mehrere Jahre im Gefängnis. Das droht nun auch seinem Sohn. (spiegel.de, 7.11.24)
Für Kader der „Jungen Alternative” aus Sachsen aber auch darüber hinaus fungierte die Veranstaltung als Vernetzungstreffen — sichtbar stolz war man auf das Gruppenfoto mit #Höcke. pic.twitter.com/EAB6HV1YAt
— vue.critique (@vuecritique) June 17, 2022