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Turnersee: Aufmerksame Anrainer, seltsame Ermittlungen

Die „Klei­ne Zei­tung“ (3.4.24) berich­tet nach von diver­sen Zeug*innen geschil­der­ten Vor­gän­gen beim Karl-Hönck-Heim am Tur­ner­see über den Abbruch von Ermitt­lun­gen wegen des Ver­dachts der Wie­der­be­tä­ti­gung gegen unbe­kann­te Täter durch die Staats­an­walt­schaft Klagenfurt.

9. Apr 2024
Turnersee (Wikipedia, www.kaernten-ferienwohnungen.com)
Turnersee (Wikipedia, www.kaernten-ferienwohnungen.com)

War­um die Ein­stel­lung der Ermitt­lun­gen, die bereits am 4. Sep­tem­ber 23 beschlos­sen wur­den, erst jetzt bekannt wur­den, geht aus dem Arti­kel des enga­gier­ten Kärnt­ner Autors Wil­helm Kuehs, der sich auch für die Umbe­nen­nung des von den Nazis benann­ten Tur­ner­sees stark macht, nicht her­vor. Die Ermitt­lun­gen wur­den jeden­falls im August 23 auf­ge­nom­men, nach­dem in der Nähe des nach dem SS-Offi­zier Karl Hönck benann­ten Hei­mes ein Anrai­ner einen Zet­tel mit ein­deu­tig ein­schlä­gi­gen Noti­zen gefun­den und Anzei­ge erstat­tet hatte:

Auf dem karier­ten Blatt fin­den sich omi­nö­se Noti­zen. „Heil Hit­ler: Gruß der Nazis“, steht da oder „undeutsch: als nicht typisch deutsch gel­tend“. Der Ver­dacht auf natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Wie­der­be­tä­ti­gung stand im Raum. Die Behör­den began­nen zu ermit­teln, und dabei fan­den sich wei­te­re Zeu­gen. Urlaubs­gäs­te hat­ten Grup­pen von jun­gen Bur­schen beob­ach­tet, die mit deut­schen Fah­nen über die Wald­we­ge zwi­schen dem Tur­ner- und Klo­pei­ner­see mar­schier­ten und dabei Lie­der san­gen, in denen die Ver­ei­ni­gung von Öster­reich und Deutsch­land zu einem groß­deut­schen Staat gefor­dert wer­den. Eine Zeu­gin berich­te auch davon, dass ihr schon spät­abends gegen 22 Uhr ein Mann und ein paar Bur­schen auf­ge­fal­len sei­en. Der Mann habe die Bur­schen dazu gezwun­gen, mit einer Bier­bank am Rücken Lie­ge­stüt­ze zu machen. Eine Art Bestra­fung. Die Zeu­gin woll­te die­se Bestra­fung unter­bin­den und wur­de vom Mann, der sich als Mit­glied des Öster­rei­chi­schen Tur­ner­bun­des zu erken­nen gab, bedroht. (kleinezeitung.at, 3.4.24)

Aus dem von der „Klei­nen Zei­tung“ ver­öf­fent­lich­ten Fak­si­mi­le des Blatts mit den Noti­zen ergibt sich ein ziem­lich kla­res Bild: Es han­delt sich ver­mut­lich um die Noti­zen eines Jugend­li­chen, die bei einem Vor­trag einer unbe­kann­ten Per­son ange­fer­tigt wur­den. Was die fol­gen­de Ermitt­lungs­an­ord­nung zur Auf­klä­rung die­ses Vor­trags und der ande­ren, sehr deut­li­chen Wahr­neh­mun­gen von Zeug*innen hät­te bei­tra­gen kön­nen, erschließt sich uns nicht. Dazu der lei­ten­de Staats­an­walt Kitz:

Der LVT (Lan­des­ver­fas­sungs­dienst) [eigent­lich das LVT; Lan­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz und Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung; Anmk. SdR] hat in der Fol­ge ver­mehrt Strei­fen­diens­te durch­ge­führt bzw. durch­füh­ren las­sen, wobei die Ver­dachts­mo­men­te, die zwei­fel­los als Para­graf 3g Ver­botsG zu qua­li­fi­zie­ren wären, sich nicht bestä­tigt haben. Da wei­te­re Ermitt­lungs­an­sät­ze nicht vor­han­den waren, hat die Staats­an­walt­schaft Kla­gen­furt das Ermitt­lungs­ver­fah­ren am 4. Sep­tem­ber 2023 abge­bro­chen. (kleinezeitung.at, 3.4.24)

Das macht sprach­los: Strei­fen­diens­te, um die exakt beschrie­be­nen Vor­fäl­le, die den Ver­dacht des Quä­lens von Jugend­li­chen (§ 92 StGB) und der NS-Wie­der­be­tä­ti­gung in einem Vor­trag begrün­den, auf­klä­ren zu kön­nen? Dazu noch der kur­ze Ermitt­lungs­zeit­raum? Was müs­sen sich die enga­gier­ten Anrainer*innen und Zeug*innen dazu denken?

„Stoppt die Rech­ten“ hat bereits 2021 von rechts­extre­men Vor­gän­gen im ÖTB-Bun­des­kna­ben­la­ger am Tur­ner­see berich­tet. Damals waren auf ver­öf­fent­lich­ten Fotos das iden­ti­tä­re Brü­der­paar Ger­frid und Ger­not Schmidt im ÖTB-Lager zu sehen. Unse­re Anfra­ge vom Som­mer 2021 beim Öster­rei­chi­schen Tur­ner­bund blieb unbeantwortet.

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