Eine der wirkmächtigsten Verschwörungserzählungen rund um die Corona-Pandemie war und ist jene, dass mächtige Personen (hier folgen zumeist die Namen Soros, Rothschild, Rockefeller, Gates) und/oder geheime Mächte (Bilderberger, WEF, Satanisten, Weltjudentum) eine Pandemie erfunden bzw. geplant hätten („Plandemie“), um über (Zwangs-)Impfungen die Menschheit zu dezimieren und zu vergiften und über den „Great Reset“ (Großer Umbruch) die neue Weltordnung (NWO) zu installieren.

Das Verschwörungsgebrabbel vom „Great Reset“ gibt es in den unterschiedlichsten und sogar gegensätzlichen Varianten: Der Verschwörungsexperte Michael Butter wies etwa darauf hin, dass der „Great Reset“ in den USA eher als Umbruch in Richtung Sozialismus und Umverteilung nach unten interpretiert würde, während er in Europa zumeist als Sieg einer neoliberalen Neuordnung und Umverteilung nach oben erzählt würde.
Was aber faktisch alle Varianten des „Great Reset“ in der Pandemie-Erzählung verbindet, ist der Antisemitismus. Ob mit oder ohne Soros und Rothschild, es dominiert die Erzählung von einer anonymen Weltelite, die Regierungen dirigiert und die Weltbevölkerung durch Kriege, Hunger und Seuchen versklavt. Vor über 100 Jahren waren es die antisemitischen „Protokolle der Weisen von Zion“, jetzt sind es die Erzählung vom „Great Reset“ und der „Plandemie“, die einer geheimen jüdischen Elite den Plan der Weltbeherrschung zuweisen und weit über die üblichen rechtsextremen Kreise hinaus verbreiten.
Vor einem Jahr haben wir über die sehr deutlich antisemitisch konnotierten Fotomontagen eines oberösterreichischen Bildhauers mit einem aus Spritzen gebildeten Davidstern und dem Verweis auf eine „jüdische Giftimpfung“ berichtet.

Vor kurzem wurden wir auf den eindeutig antisemitischen Eintrag der Bloggerin Manuela G. aus Salzburg aufmerksam gemacht, in dem unter dem Titel „Die CORONA-LÜGE der jüdischen Pharmazie“ gehetzt wird: gegen Juden und die „jüdische Pharmazie“, von der Viren „erfundener Weise als die Ursache für epidemiologische Phänomene ausgegeben wurden, (…) um Milliarden an Gewinnen durch Impfstoffe zu generieren und dabei die Menschheit mit ihrer Giftmischerei längerfristig krank und anfällig zu machen“.

Da ist sie wieder in ziemlich reiner Form die antisemitische Verschwörungserzählung vom „Great Reset“ und der „Neuen Weltordnung“. Der Blog ist voll von Links zu Auf1-TV, zu Beiträgen über den „Great Reset“ und über Jesus Christus. Als ihre Lebensaufgabe sieht die Bloggerin, die auch auf Telegram, Instagram, Facebook, YouTube und der stark rechtslastigen Video-Plattform Odysee aktiv ist, die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus.

Manuela G. ist keine Nationalsozialistin, keine klassische Rechtsextreme, aber eine Verbreiterin von klassisch antisemitischen Hetzbotschaften über die Pandemie, den „Great Reset“ und die „jüdische Pharmazie“. Warum und wie soll diesen Verbreiter*innen von antisemitischen Verschwörungserzählungen eine Hand zur Versöhnung zum Gräben Zuschütten gereicht werden?