„Wie erst jetzt bekannt wurde, war der Verfassungsschutz schon im Dezember mit dem Fall befasst. Die Mitarbeiter der Grünen wichen nach einer Entscheidung der Landesparteigeschäftsführung aus Sicherheitsgründen sogar temporär ins Homeoffice aus“, berichtete der „Standard” (10.3.23).
Auf seinem inzwischen nicht mehr erreichbaren Facebook-Account, den „Stoppt die Rechten“ eingesehen hat, reagierte der nach eigenen Angaben studierte Mediziner B.S. auf den Besuch der Polizei und das mediale Aufsehen mit weiteren Angriffen auf die Grünen, aber zugleich auch auf die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft und die Meduni Graz. S., der vornehmlich mit nacktem Oberkörper oder in Ruderleibchen seine Videos aufnahm und gerne vor Fleischbergen posierte, bezeichnete sich als „Asperger-Autist“, was er als eine „höher gestellte Variante des Homo Sapiens” sieht.
„Der Grazer, der (…) sich selbst in seinen Videos als ‚rechtsliberal‘ und psychisch erkrankt bezeichnet, hat sich noch im Februar in E‑Mails an die FPÖ, die dem STANDARD vorliegen, als FPÖ-Mitglied und rechtsextrem bezeichnet.“ (derstandard.at, 10.3.23). Tatsächlich äußert sich S. nach Bekanntwerden seines Drohvideos in etwas holprigem Deutsch, dass man ihm „die Mitgliedschaft der Freiheitlichen zurückgelegt [hat], ich akzeptiere das“. Aber, führt S. weiter aus, „Herrn Roman Haider von der europäischen Fraktion der FPÖ bekommt selbstverständlich weiterhin meine Beiträge dazu, die nicht-mehr Partei Mitgliedschaft spielt für mich und ich hoffe auch für ihn dabei keine Rolle für eine Zusammenarbeit auf Sachebene“.
Ausweichend fällt eine Stellungnahme der steirischen FPÖ gegenüber dem „Standard“ zu B.S. aus: „Auf Nachfrage bei der Landes-FPÖ, teilte deren Sprecher Stefan Hermann mit, dass der Mann ‚kein Mitglied der FPÖ ist’ und ’niemals Funktionär der FPÖ war. Eine anderslautende Berichterstattung würde uns zu entsprechenden rechtlichen Maßnahmen zwingen’.” „Ist“, „niemals Funktionär“ – aber war der Mann nun bis vor wenigen Tagen FPÖ-Mitglied?
Oberfeind von S. sind die Grünen, denn die wären verantwortlich für die Essstörungen von Frauen, die es vorher nicht gegeben habe. „Werden wir jetzt ausradieren müssen“, tönt S. in einem seiner geposteten Videos, nachdem er Besuch durch die Polizei hatte. „Die Linken“ hätten den Frauen das Fleischessen verboten, durch Autosuggestion hätten die Frauen dennoch links gewählt. „Fridays for Future“ hat S. ebenfalls im Visier: „In Graz sitzt auch der größte Feind von Fridays for Future. Haut ab meine Lieben“, richtet er den Klimaschutzaktivist*innen via Facebook aus.
In einem als „Rede an eine gepeinigte Nation“ betitelten Video verkündet er in größenwahnsinniger Manier, sich auch für die slowenischen Freunde und die Steirer südlich der Mur einsetzen zu wollen, die gerade „von einer linken Regierung hingerichtet“ würden. „Ich würde die Macht gern für euch übernehmen, um endlich Gutes zu tun, für Österreich, für die europäische Rasse, die unterwandert wird von einer anderen.“
Wie S. politisch tickt, ist auch aus seiner Sympathie für den maltesischen Neonazi und Holocaustleugner Norman Lowell zu ersehen. Auf einem Foto posiert er mit der auf seinem T‑Shirt aufgedruckten Flagge von Lowells Partei „Imperium Europa“: ein in einem weißen Kreis gesetzes Malteserkreuz auf rotem Untergrund, was kaum zufällig an die NS-Hakenkreuzflagge erinnert. Der „Standard” (17.3.23) berichtet von Fotos auf Instagram, auf denen S. mit Lowell zu sehen sei.
Zwar erklärt S. großzügig, niemanden zu ermorden, „das mit der Spielzeugpistole war ein Blödsinn“, „ich tue niemandem Gewalt an“. Aber: „Gewalt mit Worten mach i schon!“ Am 11. März postet S. schließlich: „Euer Graf Rüdiger von Stubenberg macht bombige Statements, bitte nicht missverstehen, ich mache Wortspiele und bastle auch nichts gefährliches…“, was wohl als Anspielung auf den Rechtsterroristen Franz Fuchs zu deuten ist, der seine Briefbombensendungen mit „Wir wehren uns. Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg“ gezeichnet hatte. Das sollte eigentlich reichen, um sehr genau hinzusehen!