Doku-Tipp: QAnon – Das große Erwachen

Der drit­te Teil der bemer­kens­wer­ten ORF-Doku „Ver­schwö­rungs­wel­ten“ ist vor­nehm­lich „QAnon Aus­tria“ gewid­met, jenem Mann, der allei­ne hin­ter die­sem Titel steckt. Und einem deut­schen Neo­na­zi, der inzwi­schen aus der Sze­ne aus­ge­stie­gen ist. Kris­ti­an K. hat Mär­chen­stun­de im ORF: der Staat ver­fol­ge ihn, des­halb sei er wegen sei­ner Ver­schwö­rungs­theo­rien auch ver­ur­teilt wor­den, es sei ihm – wohl vom […]

30. Jan 2022

Kris­ti­an K. hat Mär­chen­stun­de im ORF: der Staat ver­fol­ge ihn, des­halb sei er wegen sei­ner Ver­schwö­rungs­theo­rien auch ver­ur­teilt wor­den, es sei ihm – wohl vom Gericht – gera­ten wor­den, es zu las­sen. Die Rea­li­tät sieht aller­dings etwas anders aus: Wegen eines simp­len Ver­schwö­rungs­ge­brab­bels kann in Öster­reich nie­mand ver­ur­teilt wer­den, da es den Straf­tat­be­stand nicht gibt. Ver­ur­teilt wur­de K., über den wir vor einem Jahr aus­führ­li­cher berich­tet haben, wegen Betrugs und wegen ille­ga­len Waf­fen­be­sit­zes. Für K. passt das aller­dings nicht ins Nar­ra­tiv vom „Deep Sta­te“, der ihn, den selbst­er­nann­ten Auf­de­cker verfolgt.

Kristian K: Mister QAnon Austria (Screenshot Doku ORF)
Kris­ti­an K: Mis­ter QAnon Aus­tria (Screen­shot Doku ORF)

K. hat etwas von Grö­ßen­wahn, was schon allei­ne aus sei­ner Selbst­be­zeich­nung als „QAnon Aus­tria“ ables­bar ist. Die Zahl sei­ner Telegram-Abonennt*innen inter­pre­tiert er als Erfolgs­ge­schich­te; sei­ne aktu­ell 12.900 Fol­lower sind ange­sichts der para­no­iden One-Man-Show nicht wenig, aber sie sind inner­halb der letz­ten zwölf Mona­te gera­de ein­mal um 1.400 ange­wach­sen. K. scheint damit an einem Pla­fonds von ver­rück­ten Ver­schwö­rungs­gläu­bi­gen, die ihm fol­gen, ange­langt zu sein.

Die Doku ist ein Psy­cho­gram über jeman­den, der sich sei­ne Welt gebas­telt hat, zusam­men­ge­stü­ckelt aus Phan­tas­men, die ihm selbst einen ver­meint­lich sinn­vol­len Platz zuwei­sen und Wich­tig­keit ver­lei­hen, gleich­zei­tig gar­niert mit viel Opfer­sta­tus, der mög­li­cher­wei­se teil­wei­se, was Miss­hand­lun­gen in der Kind­heit betrifft, berech­tigt ist.

Axel Reitz, einst als „Hit­ler von Köln“ bezeich­net, ist qua­si das Pen­dant zu Kris­ti­an K., der ehe­ma­li­ge Nazi, der aus­ge­stie­gen ist. Reitz, der im Look auch heu­te noch an einen stram­men Bur­schen­schaf­ter erin­nert, erzählt, wie er in die Sze­ne rein­ge­ra­ten ist, was in ihm vor­ge­gan­gen ist. Er stam­me aus bür­ger­li­chem Haus­halt und sei aus Nar­ziss­mus hin­ein­ge­ra­ten. Die zuneh­men­de Iso­la­ti­on, Ver­fol­gungs­ge­füh­le und Panik und ver­mut­lich auch die Haft dürf­ten bei Reitz den Schal­ter umge­legt haben.

Beglei­tet wird die Doku durch Ein­ord­nun­gen von Ulri­ke Schies­ser, Psy­cho­lo­gin bei der öster­rei­chi­schen Bun­des­sek­ten­stel­le und Micha­el Blu­me, Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ter in Baden-Württemberg.

Ver­schwö­runsgwel­ten Epi­so­de 3: QAnon – Das gro­ße Erwa­chen (ORF 2021, 45‘; online bis 1.2.22)

Update: Online bis 30.4.25 über die ZDF-Media­thek (Ach­tung: Geo­blo­cking!) hier nachzusehen.

Verwandte Beiträge