Ursprünglich hätte die Sitzung, bei der der SS-Obergruppenführer und Chef der Sicherheitspolizei Reinhard Heydrich Gastgeber war, bereits am 9. Dezember 1941 stattfinden sollen. Die Sitzung musste jedoch infolge des Angriffs von Japan auf Pearl Harbour kurzfristig verschoben werden. So trafen sich die 15 Männer und die Sekretärin von Adolf Eichmann, die ein stenographisches Protokoll angefertigt hatte, erst im Jänner in gediegener Atmosphäre am Wannsee, um die organisatorische Durchführung des bereits zuvor beschlossenen Massenmords an elf Millionen Menschen aus ganz Europa unter dem zynischen Titel „Endlösung der Judenfrage“ zu planen.
Das ZDF hat anhand des einzig verbliebenen Protokolls, das aus dem Aktenbestand des damaligen Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amt, Martin Luther, stammt, einen vielbeachteten Spielfilm produziert. Wer annimmt, dass der Film die historische Realität abbildet, muss jedoch korrigiert werden: Es existiert kein Wortprotokoll der Konferenz, das Papier, das 30-fach ausgeschickt wurde, ist eine mehrfach nachbearbeitete Zusammenfassung. Was von wem auf dieser Konferenz tatsächlich geäußert wurde, ist nicht bekannt und wird es auch niemals sein.
Wir möchten daher auf die begleitende Dokumentation verweisen: Sie stellt die reale Bedeutung der Wannsee-Konferenz, die schließlich direkt in die industrielle Vernichtung von Jüdinnen und Juden geführt hatte, anhand von Familienschicksalen ergänzt durch erklärende Einordnungen von Historiker*innen dar. Sehenswert!
Die Wannseekonferenz — Die Dokumentation (ZDF 2022, 45‘; online bis 20.01.2027)
Passend zum Fernsehfilm und dem umfangreichen Begleitangebot des ZDF stellt der Verband der Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer Deutschlands (VGD) didaktisch und methodisch aufbereitete Materialien zur Verfügung. Die pdf-Dateien wurden von Dr. Ralph Erbar und Niko Lamprecht zusammengestellt. Sie erläutern den historischen Kontext und bieten Arbeitsaufträge für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen I und II an. (zdf.de)