Keine Noten und wenig Leistungsdruck, Entfaltung der Persönlichkeit und Förderung künstlerischer und handwerklicher Kreativität: pädagogische Grundsätze von Schulen in freier Trägerschaft. Sie sind meistens kleiner und überschaubarer und vor allem selbst verwaltet von Lehrern und Eltern. Immer mehr Familien entscheiden sich für diese privaten Bildungseinrichtungen: Ihre Zahl steigt — seit Anfang der 1990er Jahre um 80%. Doch immer häufiger engagieren sich auch Lehrer oder Eltern mit rechtsextremer Gesinnung in Schulen freier Trägerschaft. Schleichend und zunächst unbemerkt nutzen sie die besonderen Möglichkeiten, die Selbstverwaltung und Mitspracherechte bieten — für ideologische Einflussnahme auf Kinder und Lehrinhalte.
In einer Waldorfschule in Minden hatte sich ein Lehrer vom Hausmeister zu einem besonders beliebten Handwerkslehrer und schließlich zu einer Art inoffiziellem Schulleiter hochgearbeitet, dessen Meinung bei wichtigen Entscheidungen zählte. In Mecklenburg wurde einer freien Schule ihr Umfeld zum Problem – geprägt von rechten Kameradschaften und sogenannten völkischen Siedlern, deren Kinder diese Schule besuchten und deren Eltern sich dort engagierten. Und eine freie Bildungseinrichtung in Berlin geriet unter den Einfluss eines rechtsextremen Vaters und Holocaustleugners. Susanne Eisch, Mutter, Elternvertretung, nach dem Entdecken eines rechtsextremen Lehrers an der Schule ihrer Kinder engagiert sie sich gegen Rechtsextremismus an anderen Schulen Hinweise auf solche Entwicklungen erfolgen fast immer anonym. Auch das macht es den Schulaufsichtsbehörden schwer, einzugreifen. Die Autorinnen der Story haben Fälle wie diese verfolgt und bei ihren Recherchen festgestellt, wie groß die Angst betroffener Eltern und Lehrer ist, offen darüber zu sprechen. (WDR)
Wie Rechtsextremisten unsere Schulen unterwandern (WDR 2020, 43′38″)
Siehe auch Artikel im Tagesspiegel: ➡️ Freie Schule in Berlin-Mahlsdorf unter Rechtsextremismus-Verdacht