Doku-Tipp: Wie Rechtsextremisten unsere Schulen unterwandern

Lesezeit: 2 Minuten

Eine Schü­le­rin stol­pert beim Goo­geln über einen Nazi-Hul­di­gungs­ver­ein und dabei über den Namen eines Leh­rers ihrer Schu­le als Vor­sit­zen­den des Ver­eins. Was folg­te, war ein müh­sa­mer Kampf ein­zel­ner Eltern, den Leh­rer los­zu­wer­den. Der Wider­stand in der Schu­le, aus gro­ßen Tei­len des Kol­le­gi­ums war groß, die staat­li­chen Ein­fluss­mög­lich­kei­ten klein, da es sich um eine Schu­le in pri­va­ter Trä­ger­schaft han­delt. Kein Ein­zel­fall, wie die span­nen­de und lehr­rei­che Doku „Wie Rechts­extre­mis­ten unse­re Schu­len unter­wan­dern” zeigt. Dabei sto­ßen wir auch auf einen Namen, der in Öster­reich eine Rol­le spielt: Bern­hard Schaub, Holo­caust­leug­ner und Kopf der „Euro­päi­schen Aktion”.

Kei­ne Noten und wenig Leis­tungs­druck, Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit und För­de­rung künst­le­ri­scher und hand­werk­li­cher Krea­ti­vi­tät: päd­ago­gi­sche Grund­sät­ze von Schu­len in frei­er Trä­ger­schaft. Sie sind meis­tens klei­ner und über­schau­ba­rer und vor allem selbst ver­wal­tet von Leh­rern und Eltern. Immer mehr Fami­li­en ent­schei­den sich für die­se pri­va­ten Bil­dungs­ein­rich­tun­gen: Ihre Zahl steigt — seit Anfang der 1990er Jah­re um 80%. Doch immer häu­fi­ger enga­gie­ren sich auch Leh­rer oder Eltern mit rechts­extre­mer Gesin­nung in Schu­len frei­er Trä­ger­schaft. Schlei­chend und zunächst unbe­merkt nut­zen sie die beson­de­ren Mög­lich­kei­ten, die Selbst­ver­wal­tung und Mit­spra­che­rech­te bie­ten — für ideo­lo­gi­sche Ein­fluss­nah­me auf Kin­der und Lehrinhalte.

In einer Wal­dorf­schu­le in Min­den hat­te sich ein Leh­rer vom Haus­meis­ter zu einem beson­ders belieb­ten Hand­werks­leh­rer und schließ­lich zu einer Art inof­fi­zi­el­lem Schul­lei­ter hoch­ge­ar­bei­tet, des­sen Mei­nung bei wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen zähl­te. In Meck­len­burg wur­de einer frei­en Schu­le ihr Umfeld zum Pro­blem – geprägt von rech­ten Kame­rad­schaf­ten und soge­nann­ten völ­ki­schen Sied­lern, deren Kin­der die­se Schu­le besuch­ten und deren Eltern sich dort enga­gier­ten. Und eine freie Bil­dungs­ein­rich­tung in Ber­lin geriet unter den Ein­fluss eines rechts­extre­men Vaters und Holo­caust­leug­ners. Susan­ne Eisch, Mut­ter, Eltern­ver­tre­tung, nach dem Ent­de­cken eines rechts­extre­men Leh­rers an der Schu­le ihrer Kin­der enga­giert sie sich gegen Rechts­extre­mis­mus an ande­ren Schu­len Hin­wei­se auf sol­che Ent­wick­lun­gen erfol­gen fast immer anonym. Auch das macht es den Schul­auf­sichts­be­hör­den schwer, ein­zu­grei­fen. Die Autorin­nen der Sto­ry haben Fäl­le wie die­se ver­folgt und bei ihren Recher­chen fest­ge­stellt, wie groß die Angst betrof­fe­ner Eltern und Leh­rer ist, offen dar­über zu spre­chen. (WDR)

Wie Rechts­extre­mis­ten unse­re Schu­len unter­wan­dern (WDR 2020, 43′38″)

Sie­he auch Arti­kel im Tages­spie­gel: ➡️ Freie Schu­le in Ber­lin-Mahls­dorf unter Rechtsextremismus-Verdacht