Doku-Tipp: Wie Rechtsextremisten unsere Schulen unterwandern

Eine Schü­lerin stolpert beim Googeln über einen Nazi-Huldigungsvere­in und dabei über den Namen eines Lehrers ihrer Schule als Vor­sitzen­den des Vere­ins. Was fol­gte, war ein müh­samer Kampf einzel­ner Eltern, den Lehrer loszuw­er­den. Der Wider­stand in der Schule, aus großen Teilen des Kol­legiums war groß, die staatlichen Ein­flussmöglichkeit­en klein, da es sich um eine Schule in pri­vater Träger­schaft han­delt. Kein Einzelfall, wie die span­nende und lehrre­iche Doku „Wie Recht­sex­trem­is­ten unsere Schulen unter­wan­dern” zeigt. Dabei stoßen wir auch auf einen Namen, der in Öster­re­ich eine Rolle spielt: Bern­hard Schaub, Holo­caustleugn­er und Kopf der „Europäis­chen Aktion”.

Keine Noten und wenig Leis­tungs­druck, Ent­fal­tung der Per­sön­lichkeit und Förderung kün­st­lerisch­er und handw­erk­lich­er Kreativ­ität: päd­a­gogis­che Grund­sätze von Schulen in freier Träger­schaft. Sie sind meis­tens klein­er und über­schaubar­er und vor allem selb­st ver­wal­tet von Lehrern und Eltern. Immer mehr Fam­i­lien entschei­den sich für diese pri­vat­en Bil­dung­sein­rich­tun­gen: Ihre Zahl steigt — seit Anfang der 1990er Jahre um 80%. Doch immer häu­figer engagieren sich auch Lehrer oder Eltern mit recht­sex­tremer Gesin­nung in Schulen freier Träger­schaft. Schle­ichend und zunächst unbe­merkt nutzen sie die beson­deren Möglichkeit­en, die Selb­stver­wal­tung und Mit­spracherechte bieten — für ide­ol­o­gis­che Ein­flussnahme auf Kinder und Lehrinhalte.

In ein­er Wal­dorf­schule in Min­den hat­te sich ein Lehrer vom Haus­meis­ter zu einem beson­ders beliebten Handw­erk­slehrer und schließlich zu ein­er Art inof­fiziellem Schulleit­er hochgear­beit­et, dessen Mei­n­ung bei wichti­gen Entschei­dun­gen zählte. In Meck­len­burg wurde ein­er freien Schule ihr Umfeld zum Prob­lem – geprägt von recht­en Kam­er­ad­schaften und soge­nan­nten völkischen Siedlern, deren Kinder diese Schule besucht­en und deren Eltern sich dort engagierten. Und eine freie Bil­dung­sein­rich­tung in Berlin geri­et unter den Ein­fluss eines recht­sex­tremen Vaters und Holo­caustleugn­ers. Susanne Eisch, Mut­ter, Eltern­vertre­tung, nach dem Ent­deck­en eines recht­sex­tremen Lehrers an der Schule ihrer Kinder engagiert sie sich gegen Recht­sex­trem­is­mus an anderen Schulen Hin­weise auf solche Entwick­lun­gen erfol­gen fast immer anonym. Auch das macht es den Schu­lauf­sichts­be­hör­den schw­er, einzu­greifen. Die Autorin­nen der Sto­ry haben Fälle wie diese ver­fol­gt und bei ihren Recherchen fest­gestellt, wie groß die Angst betrof­fen­er Eltern und Lehrer ist, offen darüber zu sprechen. (WDR)

Wie Recht­sex­trem­is­ten unsere Schulen unter­wan­dern (WDR 2020, 43′38″)

Siehe auch Artikel im Tagesspiegel: ➡️ Freie Schule in Berlin-Mahls­dorf unter Rechtsextremismus-Verdacht