Das „Rechts” bei diesen Anwälten ist durchaus doppeldeutig zu lesen: Alexander Heinig, Steffen Hammer, Maik Bunzel, früher alle in Neonazi-Bands aktiv. Zumindest ein Song von Hammer hatte als Soundtrack des NSU gedient. In einer Kanzleigemeinschaft mit Hammer: die Anwältin Nicole Schneiders. In deren Räumlichkeiten soll die Neonazi-Zeitschrift „N.S. Heute” aufliegen. Ein Doyen der Szene-Anwälte ist Wolfram Nahrath, früher Funktionär in diversen verbotenen braunen Organisationen. Er tritt auch jetzt noch etwa bei der Neonzi-Partei „Der III. Weg” auf. Ebenfalls Redner bei „Der III. Weg”: Dirk Waldschmidt. Der kurzzeitige Verteidiger des Lübcke-Mörders Stephan Ernst muss sich jetzt um seine eigene Verteidigung kümmern. Er sitzt mit weiteren Neonazis aus dem Kreis der „Turonen” wegen des Verdachts auf Drogenhandel und Geldwäsche in Untersuchungshaft. Anwaltlich zur Seite steht ihm Nicole Schneiders.
„Kameraden verteidigen Kameraden”: aus Interesse, das Überleben der rechtsextremen Strukturen zu sichen und mit dem Ziel, Opfer und Zeug*innen einzuschüchtern und die rechtsextreme Ideologie im Gerichtssaal und von dort über die Medien zu verbreiten – Verteidiger im NSU-Komplex machten den Prozess zur „Ideologieplattform für Neonazis”, heißt es in der Doku. Eines aber haben die Szene-Anwält*innen noch gemeinsam: Soferne sie auf die Nachfragen des mdr geantwortet haben, war es immer in Form einer Distanzierung von der Ideologie ihrer braunen Schützlinge.
Gegen den Staat – Die Anwälte der Nazis (mdr 2021, 29′45″)