Das Posting, das Krauss am 13. April vormittags auf Facebook abgesetzt hat, hat die passenden Ingredienzien für einen blauen Shit-Storm: Sexualdelikte, Vergewaltigung, Zadićfür Fußfesseln, FPÖ für harte Strafen:
Wenn die Grünen das Strafrecht novellieren sieht das so aus: Mildere Strafen und Fussfesseln für Vergewaltiger! So geht das nicht, Frau Zadic! Gerade bei Sexualdelikten muss es strenge Haftstrafen geben, die präventiv wirken. Gerade von einer Frau im Amt der Justizministerin hätte man sich mehr Sensibilität erwartet!
Dazu noch ein Insert mit der Kurzversion: „Für Vergewaltigung kann es nur eines geben: Harte Strafen statt Fussfesseln! Maximilian Krauss“ und dazu verschnitten der Titel eines „Presse“-Artikels: „Künftig wieder mildere Strafen bei Vergewaltigung?“ mit einem Foto der Justizministerin Alma Zadić.
Das erwartbare Resultat lag wenige Stunden vor: hunderte hetzerische Kommentare. In Dutzenden davon wird ihr die Vergewaltigung gewünscht. Das reicht von der scheinheiligen „Frage“: „vielleicht will sie es“, „vielleicht würde sie es sich wünschen“ bis hin zu den ganz offenen Vergewaltigungsphantasien, von denen „FPÖ Fails” einige besonders widerliche und mutmaßlich auch strafrechtlich relevante faksimiliert wiedergibt.
Das Facebook-Posting von Krauss mit dem Link zu dem „Presse“-Beitrag (der hinter der Bezahlschranke versteckt ist) unterschlägt, dass der Vorschlag für die Anwendung der Fußfessel im Strafvollzug erstens nicht auf Sexualstraftäter beschränkt ist, zweitens von Expert*innen des Strafvollzugs formuliert und drittens auch mit Argumenten und Fakten unterlegt wurde. Im Beitrag der „Presse“ ist das auch zu lesen, allerdings eben hinter der Paywall. So bleibt die Schlagzeile der „Presse“, und die ist tendenziös und ein Angebot für jemanden wie Krauss.
Kann man sich über angeblich mildere Strafen für Vergewaltiger aufregen und dabei der vermeintlichen Urheberin selbst die Vergewaltigung wünschen? Die FB-Seite von Maximilian Krauss lehrt: Das geht locker! Am Abend des 13. April wird der komplette Thread gelöscht – ohne einen Hinweis, ohne Mahnung an die User*innen, ohne eine Entschuldigung. Die Arbeit ist erledigt, und es geht auf zum nächsten Thema: der Rücktritt von Gesundheitsminister Anschober. „Anschober ist ein Opfer der türkisen Skrupellosigkeit!“, lässt sich Krauss in einem in düsterem Grundton gehaltenen Insert zitieren. Dazu noch der Text: „Wenn es um Macht geht, agiert die Kurz-Truppe skrupellos und ohne Rücksicht auf Verluste. Insoferne ist auch Anschober ein Opfer dieser Politik. Was jetzt kommen muss, ist eine Ablöse dieser Regierung durch den Bundespräsidenten!“
Drei Tage zuvor klang das noch ganz anders bei Krauss. Zu einer Meldung von oe24.at über Rücktrittsgerüchte um Anschober gab’s noch nicht die späteren Krokodilstränen, sondern eine Jubelmeldung: „Der Druck der FPÖ zeigt offenbar Wirkung! Jetzt muss auch noch Kurz weg!“
Krauss trommelte schon seit Monaten, dass Anschober weg müsse. Der blaue Klubobmann will eigentlich alle „weg“: Anschober, Kurz und die Regierung sowieso, die Maskenpflicht, den Lockdown, die Rundfunkgebühren, den Wiener Bürgermeister und auch den Bundespräsidenten – sie und noch etliche mehr sollen „weg“, was auch immer das im Detail bedeuten soll. Der blauen Leuchte fällt nicht einmal auf, dass er den weggewünschten Bundespräsidenten mit dem Wegräumen der Bundesregierung beauftragen möchte!