Die braunen Bäcker vom Innviertel

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Das Bäcker­ge­wer­be ist ein ehren­wer­ter und har­ter Beruf, des­halb wol­len wir uns gleich bei allen Bäcker*innen für den Titel ent­schul­di­gen, denn Nazi und Bäcker, das geht eigent­lich gar nicht. Den­noch fällt es auf, dass sich gera­de im Inn­vier­tel unter Neo­na­zis eine Vor­lie­be für Mehl­spei­sen mit NS-Sym­bo­len zu ent­wi­ckeln scheint.

Über einen die­ser Mehl­speis-Nazis haben wir ja schon vor Wochen berich­tet. Aber haben wir die von ihm erschaf­fe­ne brau­ne Mehl­spei­se auch aus­rei­chend gewür­digt? Eine Pala­tschin­ke mit einem aus Scho­ko­la­de gefer­tig­ten Haken­kreuz zu ver­zie­ren, dar­auf muss man doch erst ein­mal kom­men! Gut, sein Stolz über die­se Krea­ti­on (man könn­te auch Blöd­heit dazu sagen) hat ihn dazu ver­führt, sein Meis­ter­werk abzu­fo­to­gra­fie­ren und – schö­nes Bild! – in die sozia­len Medi­en „ein­zu­spei­sen“. Dort hat die Haken­kreuz-Pala­tschin­ke dann ihren Weg zum Lan­des­ge­richt Ried gefun­den, dem das nicht so geschmeckt hat. Des­halb bekam der Mehl­speis-Nazi einen Nach­schlag zu sei­ner Haft­stra­fe in der Höhe von 20 Mona­ten (davon sechs unbe­dingt) verabreicht.

Zum Zeit­punkt unse­res Berichts damals haben wir noch nicht geahnt, dass sich so ziem­lich zur glei­chen Zeit drei alte Bekann­te eben­falls wegen brau­ner Bäcke­rei­en vor dem Lan­des­ge­richt Ried ver­ant­wor­ten muss­ten. Über die Ver­hand­lung gegen die Kame­ra­den vom Objekt 21 wur­de erst vor weni­gen Tagen in den OÖN unter dem Titel „Schnit­zel­es­sen der alten Gar­de“ berich­tet. Natür­lich essen Nazis Fleisch. Wenn der „Spee­dy“ dabei ist, ver­mut­lich sogar sehr viel Fleisch. Aber die süße Ent­de­ckung, die in dem Pro­zess­be­richt der OÖN unse­rer Mei­nung nach zu wenig gewür­digt wird, ist doch die Tor­te, die einer der Nazis vor sich trug. Nicht ein­fach eine nor­ma­le Tor­te, son­dern eine Muf­fin-Tor­te in Haken­kreuz­form. Wie so etwas kon­kret aus­schaut, hät­ten wir schon ger­ne genau­er beschrie­ben, aber lei­der lie­fern auch die „OÖN“ kein Foto die­ser toll­küh­nen Krea­ti­on. Wobei wir schon anmer­ken müs­sen: Eine Muf­fin-Tor­te ist nicht wirk­lich eine ger­ma­ni­sche Mehl­spei­se! Aber wenn sie wirk­lich der „Spee­dy“ mit sei­nen zar­ten Fin­gern geschaf­fen hät­te, wür­de uns allei­ne die­se Vor­stel­lung ent­schä­di­gen. Aller­dings ist der „Spee­dy“ eher ein Brau­er und nicht ein Bäcker.

Hakenkreuz-Muffin (Symbolbild Twitter)

Haken­kreuz-Muf­fin (Sym­bol­bild Twitter)

Als Bäcker des brau­nen Muf­fins kom­men natür­lich auch die wei­te­ren Teil­neh­mer des Tref­fens im Wirts­haus, das schon im Mai 2019 statt­ge­fun­den hat, in Fra­ge. „Damals traf man sich zu siebt oder acht“, heißt es im Bericht der OÖN, aber nur drei, der Manu­el „Spee­dy“, der Tho­mas und der Chris, muss­ten sich jetzt vor Gericht wegen Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ant­wor­ten. Nicht nur wegen des Haken­kreuz-Muf­fins! Man darf auch davon aus­ge­hen, dass die Ver­tei­di­gungs­li­nie, es habe sich um einen unpo­li­ti­schen Wirts­haus­be­such gehan­delt, so krumm ist wie der Muffin.

Wir gehen eigent­lich schon seit eini­ger Zeit davon aus, dass das Bedürf­nis der O‑21-Neo­na­zis sich nach der zeit­wei­li­gen Zer­schla­gung ihrer Struk­tu­ren und den Pro­zes­sen samt Ver­ur­tei­lun­gen wie­der­zu­fin­den, bei etli­chen brau­nen Kame­ra­den ziem­lich unge­bro­chen ist. Das Schnit­zel­es­sen mit den zur Schau gestell­ten brau­nen Tat­toos und der Muf­fin der Mehl­speis-Nazis haben da für kur­ze Abwechs­lung vor Gericht gesorgt. Aller­dings nur für drei von ihnen, wobei die Urtei­le sehr soft aus­ge­fal­len sind. Der Chris kam als „Foto­graf“ über­haupt mit einem Frei­spruch davon, der Spee­dy freut sich über zwei Jah­re bedingt und der Tho­mas über eines. Es darf stark ver­mu­tet wer­den, dass die drei die­se Gna­de des Geschwo­re­nen­ge­richts falsch inter­pre­tie­ren. So wie die ande­ren vom Wirts­haus­tref­fen der „alten Gar­de“, die gar nicht vor Gericht erschei­nen mussten.

Stellt sich noch die Fra­ge: What comes next? Eine neue Krea­ti­on von Inn­viert­ler Mehl­speis-Nazis oder doch zur Abwechs­lung wie­der mal eine ech­te Haftstrafe?