Zwei raus, einer rein: Alles neu bei der FPÖ?

In regelmäßi­gen Zyklen erzählt irgend­je­mand aus der FPÖ, sie werde sich erneuern – immer nach Zer­würfnis­sen und groben Skan­dalen. Auch Nor­bert Hofer will sein­er Partei einen neuen Anstrich geben. Ein erstes Zeichen: die Demon­tage der bei­den Gen­er­alsekretäre Vil­im­sky und Hafe­neck­er und die Instal­la­tion von Michael Schnedlitz. Doch der ist höch­stens per­son­ell neu, in seinem Denken aber so Uralt-FPÖ, wie man eben sein kann, wenn mann seit ewigen Zeit­en Funk­tionär dieser Partei ist.

Es ging im let­zten Jahr durch die Medi­en, als die Iden­titären nach Bekan­ntwer­den der Spende des Recht­ster­ror­is­ten und Atten­täters von Christchurch an Mar­tin Sell­ner plöt­zlich in den Fokus von Poli­tik, Medi­en und Jus­tiz geri­eten. Da gab’s plöt­zlich Dis­tanzierun­gen seit­ens der FPÖ bis hin zur vielz­i­tierten Aus­sage von Hofer, es sei für ihn „unvorstell­bar, dass jemand, der bei uns aktiv ist – egal auf welch­er Ebene –, sagt: ‚Ich spende etwas oder ich gehe zu ein­er Ver­anstal­tung oder Demo.’“ (news.at, 11.4.19)

Es fol­gte, so wurde es kol­portiert, sog­ar ein internes Schreiben, jegliche Nahev­er­hält­nisse bzw. offe­nen Sym­pa­thiekundge­bun­gen für die Iden­titären zu unter­lassen. Nun ja, wir wis­sen, direk­te Kon­se­quen­zen für Per­so­n­en, die mit Iden­titären nachgewiesen­er­maßen enge Kon­tak­te pflegten, gab es nicht. So gese­hen ist es auch nicht weit­er erstaunlich, dass mit Michael Schnedlitz nun ein Gen­er­alsekretär instal­liert wird, der im Feb­ru­ar 2016 in Wiener Neustadt unter Applaus in eine iden­titäre Demon­stra­tion hinein­rief: „Liebe iden­titäre Bewe­gung, ich begrüße Euch recht her­zlich in Wiener Neustadt! Hier seid Ihr sehr her­zlich willkom­men! Bewe­gun­gen wie die Pegi­da in Deutsch­land, die sind die Speer­spitze, die die Bevölkerung im Kampf gegen die Bun­desregierung und gegen dieses Sys­tem noch gebrauchen wird (…) und jed­er einzelne Bursch und jedes einzelne Mädel von Euch, die heute hier sind (…), hat mehr Rück­grat und mehr Charak­ter als diese gesamte Bundesregierung.“

Michael Schnedlitz beim Auftritt vor den Identitären in Wiener Neustadt (Screenshot Youtube)

Michael Schnedlitz beim Auftritt vor den Iden­titären in Wiener Neustadt (Screen­shot Youtube)

Aber auch Michael Schnedlitz tönte dann mit der Parteilin­ie ziehend im April 2019 anders: „Er und die Neustädter FPÖ dis­tanziere sich von den Iden­titären. Und weit­er: ‚Es gibt und gab nie einen direk­ten Kon­takt oder eine direk­te Verbindung. Seit sie 2016 bei unser­er Ver­anstal­tung unter den Zuschauern aufge­taucht sind, habe ich von den Iden­titären außer in den Medi­en nichts mehr gehört oder gese­hen.’ Es sei ‚lächer­lich’, der FPÖ ein Nahev­er­hält­nis mit den Iden­titären zuzuschreiben, sagt Schnedlitz.“ (NÖN, 9.4.19, S. 6)

Wie bitte? Da muss Schnedlitz seine Augen aber ganz fest zuge­drückt haben, denn ger­ade Wiener Neustadt war ein Hotspot der damals auch für blaue Kreise so hip­pen recht­sex­tremen Truppe rund um Sell­ner & Co, von der Schnedlitz urplöt­zlich nach seinen war­men Worten bei der Demon­stra­tion nichts mehr gese­hen und gehört haben will. Aber natür­lich ist diese Aus­sage von Schnedlitz gle­ich zu werten wie jene, dass die FPÖ kein Nahev­er­hält­nis zu den Iden­titären gepflegt habe.

Michael Schnedlitz gehört übri­gens zu jen­er Sorte an frei­heitlichen Wun­der­wuzzis, die gle­ich mehrere Jobs par­al­lel ver­richt­en kön­nen: In sein­er Heimat­ge­meinde ist er Vize­bürg­er­meis­ter und Stad­trat, in der niederöster­re­ichis­chen FPÖ hat er Funk­tio­nen von der Stadt über den Bezirk bis in die Lan­despartei, zwis­chen­durch hat­te er für Udo Land­bauer den Sitz im niederöster­re­ichis­chen Land­tag warm gehal­ten, er ist Lan­desparteisekretär in Niederöster­re­ich und bis zum Herb­st 2019 war er auch noch par­la­men­tarisch­er Mitar­beit­er des niederöster­re­ichis­chen Nation­al­ratsab­ge­ord­neten Chris­t­ian Lausch. Seit dieser Leg­is­laturpe­ri­ode ist Schnedlitz Nation­al­ratsab­ge­ord­neter und nun­mehr auch noch FPÖ-Generalsekretär.

Michael Schnedlitz: Multifunktionär mit saftigen Nebeneinkünften (Meine Abgeordneten)

Michael Schnedlitz: Mul­ti­funk­tionär mit safti­gen Nebeneinkün­ften (Meine Abge­ord­neten)

Zusam­menge­fasst: Ide­ol­o­gisch bleibt in der FPÖ alles beim Alten und was die aben­teuer­liche Häu­fung von Funk­tio­nen und Man­dat­en inklu­sive beachtlich­er Nebeneinkün­fte bet­rifft, ebenfalls.