Skip to content
Stoppt die Rechten

Stoppt die Rechten

Antifaschistische Website

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky
  • Suche
  • Wissen
    • Rechtsextremismus
    • Ist die FPÖ rechtsextrem?
    • Rechtsextreme Medien in Österreich
    • Faschismus
    • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
    • Antisemitismus
    • Rassismus
    • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
    • NS-Symbole und Abzeichengesetz
    • Verhetzung. Was ist das? Was kann ich dagegen tun?
  • Handeln
    • Aktiv werden und handeln
    • Was kann wie wo gemeldet werden?
    • Gegen Sticker & Geschmiere
    • How to “Prozessreport”?
  • Hilfreich
    • Anleitung Sicherung von FB-Postings/Kommentaren
    • Strafbare Inhalte im Netz: eine Anzeige/Sachverhaltsdarstellung einbringen
  • Wochenrückblick
  • Gastbeiträge
  • Materialien
  • Rezensionen

„Stoppt die Rechten“ ist eine unabhängige, antifaschistische Plattform, die Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich sichtbar macht, analysiert und dokumentiert – mit dem umfassendsten öffentlich zugänglichen Online-Archiv zu rechtsextremen Entwicklungen und Vorfällen in Österreich.

FPÖ
Einzelfallzähler

aktuell 0 Fälle
alle Fälle lesen

Waffenfunde
 

0
alle Fälle lesen
Lesezeit: 11 Minuten

Das Konzept von Rasse ist Rassismus

Mit den von uns initi­ier­ten Recher­chen zu und der Kri­tik an der ras­sis­ti­schen Bache­lor-Arbeit an der Fach­hoch­schu­le Joan­ne­um Graz haben wir eini­ges in Bewe­gung brin­gen kön­nen. Das betrifft aber nur die Hoch­schu­len. Solan­ge Ras­sis­mus etwa in der Pro­gram­ma­tik der FPÖ fest ver­an­kert bleibt , gibt es noch genug zu tun. Jetzt haben Wis­sen­schaf­te­rIn­nen eine Erklä­rung zu Ras­se und Ras­sis­mus in der Wis­sen­schaft erar­bei­tet, die „Jena­er Erklä­rung“, die das Kon­strukt der mensch­li­chen Ras­sen auf dem Mist­hau­fen von Wis­sen­schaft und Geschich­te entsorgt.

1. Okt. 2019

Bei unse­ren Recher­chen zu der Bache­lor-Arbeit wur­den wir ganz wesent­lich von renom­mier­ten Wis­sen­schaf­te­rIn­nen unter­stützt (dan­ke noch­mals!). Einer von ihnen teil­te uns – nach fun­dier­ter Aus­ein­an­der­set­zung mit der Bache­lor-Arbeit – auch sei­nen Frust mit: „Wenn wir (andau­ernd) solch pseu­do-wis­sen­schaft­li­chen Schmarrn kom­men­tie­ren und kri­ti­sie­ren müss­ten, dann hät­ten wir wohl kei­ne Zeit für ande­re Sachen.“

Die „Jena­er Erklä­rung“ wur­de anläss­lich des 100. Todes­ta­ges (9.8.1919) des Zoo­lo­gen Ernst Hae­ckel, der einst in Jena gelehrt hat, von vier Wis­sen­schaf­tern erar­bei­tet und bei der Jah­res­ta­gung der Deut­schen Zoo­lo­gi­schen Gesell­schaft im Sep­tem­ber 2019 öffent­lich vorgestellt.

Ernst Haeckel, Stammbaum des Menschen
Ernst Hae­ckel, Stamm­baum des Menschen

1930 hielt übri­gens Hans F. K. Gün­ther, einer der Urhe­ber der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ras­sen­ideo­lo­gie, sei­ne Antritts­vor­le­sung an der Jena­er Uni­ver­si­tät – in Anwe­sen­heit von Hit­ler, Göring und Heß. Es war übri­gens das ers­te und das letz­te Mal, dass Hit­ler eine Uni­ver­si­tät betrat.

Hans F. K. Günther, Vererbung oder Erziehung
Hans F. K. Gün­ther, Ver­er­bung oder Erziehung

1938 wird dann der SS-Haupt­sturm­füh­rer Ger­hard Hebe­rer in Jena Pro­fes­sor für „All­ge­mei­ne Bio­lo­gie und Anthro­po­ge­nie“. Die wis­sen­schaft­li­chen Kar­rie­ren von Gün­ther und Hebe­rer wur­den nach 1945 nur kurz­fris­tig durch Inter­nie­rungs­haft unterbrochen.

Heberer in "Nationalsozialistische Monatshefte", 1936
Hebe­rer in „Natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Monats­hef­te”, 1936

Es gibt also vie­le gute Grün­de, dass sich Wis­sen­schaf­te­rIn­nen in Jena, das qua­si der Geburts­ort der NS-Ras­sen­ideo­lo­gie war, mit dem kon­ta­mi­nier­ten Erbe die­ser Uni­ver­si­tät aus­ein­an­der­set­zen. Die Autoren Mar­tin Fischer, Ste­fan Rich­ter, Uwe Hoß­feld (Zoo­lo­gie) und Johan­nes Krau­se (Mensch­heits­ge­schich­te) haben eine fun­da­men­ta­le und wich­ti­ge Erklä­rung zu Ras­sis­mus und Ras­se geschaf­fen – die Aus­ein­an­der­set­zung mit den Ras­sis­ten ist damit lei­der noch nicht beendet.

Jena­er Erklärung 

Das Kon­zept der Ras­se ist das Ergeb­nis von Ras­sis­mus und nicht des­sen Voraussetzung

Die Idee der Exis­tenz von Men­schen­ras­sen war von Anfang an mit einer Bewer­tung die­ser ver­meint­li­chen Ras­sen ver­knüpft, ja die Vor­stel­lung der unter­schied­li­chen Wer­tig­keit von Men­schen­grup­pen ging der ver­meint­lich wis­sen­schaft­li­chen Beschäf­ti­gung vor­aus. Die vor­ran­gig bio­lo­gi­sche Begrün­dung von Men­schen­grup­pen als Ras­sen –etwa auf­grund der Haut­far­be, Augen-oder Schä­del­form –hat zur Ver­fol­gung, Ver­skla­vung und Ermor­dung von Aber­mil­lio­nen von Men­schen geführt. Auch heu­te noch wird der Begriff Ras­se im Zusam­men­hang mit mensch­li­chen Grup­pen viel­fach ver­wen­det. Es gibt hier­für aber kei­ne bio­lo­gi­sche Begrün­dung und tat­säch­lich hat es die­se auch nie gege­ben. Das Kon­zept der Ras­se ist das Ergeb­nis von Ras­sis­mus und nicht des­sen Vor­aus­set­zung. Am 9. August 2019 jähr­te sichder100. Todes­tag des Jena­er Pro­fes­sors Ernst Hae­ckel, des „deut­schen Dar­wins”, wohl des bekann­tes­ten deut­schen Zoo­lo­gen und Evo­lu­ti­ons­bio­lo­gen. Ernst Hae­ckel, der Begrün­der der Stam­mes­ge­schichts­for­schung hat durch sei­ne ver­meint­lich wis­sen­schaft­li­che Anord­nung von Menschen„rassen” in einem „Stamm­baum” in fata­ler Wei­se zu einem angeb­lich wis­sen­schaft­lich begrün­de­ten Ras­sis­mus bei­getra­gen. Die Stel­lung der ein­zel­nen Grup­pen basier­te auf will­kür­lich her­aus­ge­grif­fe­nen Merk­ma­len wie Haut­far­be oder Haar­struk­tur und deren Umset­zung in eine stam­mes­ge­schicht­li­che Sicht­wei­se. Dar­aus wur­de eine sozia­le Lese­rich­tung mit angeb­lich bio­lo­gisch höher und tie­fer ste­hen­den Men­schen­grup­pen. Karl Astel, einer der füh­ren­den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ras­sen­for­scher, ab 1933 Prä­si­dent des Thü­rin­gi­schen Lan­des­am­tes für Ras­se­we­sen in Wei­mar, Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor und ab 1939 Kriegs­rek­tor der Fried­rich-Schil­ler-Uni­ver­si­tät Jena, war über­zeugt, „daß seit dem Weg­gang von Ernst Hae­ckel die Zoo­lo­gie und damit die Bio­lo­gie in Jena nicht mehr in der Rich­tung und in der Inten­si­tät an der Uni­ver­si­tät ver­tre­ten wur­de, die Hae­ckel begrün­de­te und die für den Natio­nal­so­zia­lis­mus von größ­ter Bedeu­tung“ war. Die Uni­ver­si­tät Jena soll­te wäh­rend der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus „zu einer ras­sisch ein­heit­lich aus­ge­rich­te­ten SS-Uni­ver­si­tät“ aus­ge­baut wer­den. Die von Astel immer wie­der her­vor­ge­ho­be­ne „ras­si­sche Auf­bau­ar­beit“ und Beru­fungs­po­li­tik hat­ten eine in die­ser Form wohl ein­ma­li­ge aka­de­mi­sche und wis­sen­schafts­po­li­ti­sche Kon­stel­la­ti­on mit suk­zes­si­ve vier Pro­fes­su­ren zur Ras­sen­kun­de bewirkt. Das von Ernst Hae­ckel 1907 gegrün­de­te Phyl­e­ti­sche Muse­um soll­te zudem unter Beru­fung auf ihn zum „Thü­rin­gi­schen Lan­des-und Volks­mu­se­um für Lebens­kun­de, Ras­se­we­sen und Stam­mes­ge­schich­te“ wer­den. Auch aus die­sen Grün­den trägt die Fried­rich-Schil­ler-Uni­ver­si­tät eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung, sich mit der Fra­ge von Men­schen­ras­sen aus­ein­an­der­zu­set­zen. Trotz oder gera­de wegen der engen Ver­knüp­fung zwi­schen Ras­sis­mus und ver­meint­lich exis­tie­ren­den Ras­sen ist es Auf­ga­be der Wis­sen­schaft und damit auch einer wis­sen­schaft­li­chen Fach­ge­sell­schaft wie der Deut­schen Zoo­lo­gi­schen Gesell­schaft, nach einer mög­li­chen Rea­li­tät von Men­schen­ras­sen zu fra­gen. Dabei geht es um die Fra­ge, ob Ras­sen im Gene­rel­len und Men­schen­ras­sen im Beson­de­ren, eine bio­lo­gi­sche Rea­li­tät sind, oder aber ob es sich um rei­ne Kon­struk­te des mensch­li­chen Geis­tes han­delt. Für den ein­fluss­rei­chen bio­lo­gi­schen Sys­te­ma­ti­ker Ernst Mayr war die Exis­tenz von Men­schen­ras­sen ein „bio­lo­gi­cal fact“ (Mayr 2002), zumin­dest vor der Erobe­rung der Welt durch die Euro­pä­er. Die Begrün­dung ent­spricht der heu­te noch gän­gigs­ten Ansicht über die Exis­tenz von Ras­sen. Men­schen­ras­sen ent­spre­chen in so vie­len Kri­te­ri­en den „geo­gra­phi­schen Ras­sen“ ande­rer Arten, dass eine Alter­na­ti­ve ihm nicht mög­lich erschien, wobei Mayr sich deut­lich gegen jeg­li­chen Ras­sis­mus aus­ge­spro­chen hat. Für geo­gra­phi­sche Ras­sen (oder Unter­ar­ten) betont Mayr in der Bio­lo­gie all­ge­mein die not­wen­di­ge „taxo­no­mi­sche Unter­schied­lich­keit” zwi­schen geo­gra­phisch getrenn­ten Popu­la­tio­nen einer Art. Der Begriff Ras­se ist damit irgend­wo zwi­schen dem Begriff der Popu­la­ti­on (die auf­grund der real exis­tie­ren­den Fort­pflan­zungs­ge­mein­schaft tat­säch­lich einem Indi­vi­du­um der Wis­sen­schafts­phi­lo­so­phie ent­spricht) und der Art ange­sie­delt. Heu­te wird die­se taxo­no­mi­sche Unter­schied­lich­keit über­wie­gend aus einer gene­ti­schen Distanz bestimmt. Fest­zu­le­gen, wel­che taxo­no­mi­sche Unter­schied­lich­keit bzw. gene­ti­sche Dif­fe­ren­zie­rung aus­rei­chend wäre, um Ras­sen bzw. Unter­ar­ten zu unter­schei­den, ist aber rein will­kür­lich und macht damit auch das Kon­zept von Rassen/Unterarten in der Bio­lo­gie zu einem rei­nen Kon­strukt des mensch­li­chen Geis­tes. Das heißt nicht, dass es kei­ne gene­ti­sche Dif­fe­ren­zie­rung ent­lang eines geo­gra­phi­schen Gra­di­en­ten geben kann, doch ist die taxo­no­mi­sche Bewer­tung die­ser Dif­fe­ren­zie­rung (als Ras­se oder Unter­art oder eben nicht) will­kür­lich. Umso mehr trifft dies für den Men­schen zu, bei dem die größ­ten gene­ti­schen Unter­schie­de inner­halb einer Popu­la­ti­on zu fin­den sind und nicht zwi­schen den Popu­la­tio­nen. Dass es sich bei den Ras­sen von Haus­tie­ren um etwas ganz Ande­res han­delt, erkennt man schon an der feh­len­den geo­gra­phi­schen Glie­de­rung. Haus­tier­ras­sen sind aus­schließ­lich das Ergeb­nis mensch­li­cher Züch­tung und nicht das Ergeb­nis eines natür­li­chen, bio­lo­gi­schen Pro­zes­ses. Nur im Fall von Haus­tie­ren ist tat­säch­lich die gene­ti­sche Ähn­lich­keit (Homo­ge­ni­tät) inner­halb einer Ras­se grö­ßer als zwi­schen Ras­sen. Das Eng­li­sche ver­zich­tet hier auf den Begriff „race” und spricht von „breeds”, was dem Sach­ver­halt viel näher­kommt, der Begriff Züch­tung wäre auch im Deut­schen eher ange­bracht. Denk­sche­ma­ta des bio­lo­gisch begrün­de­ten Ras­sis­mus wie bei­spiels­wei­se die Ana­lo­gie zu Haus­tier­ras­sen­ha­ben dazu ver­führt anzu­neh­men, mit glei­chem Recht von Men­schen­ras­sen („human races“) spre­chen zu kön­nen. Das war oft ver­bun­den mit der Annah­me, dass die Ähn­lich­keit inner­halb einer ver­meint­li­chen Men­schen­ras­se wesent­lich höher sei als zwi­schen die­sen, wes­halb eine Abgren­zung mög­lich sei –im Fall des Men­schen ein bit­te­rer Trug­schluss. Die Ein­tei­lung der Men­schen in Ras­sen war und ist zuerst eine gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Typen­bil­dung, gefolgt und unter­stützt durch eine anthro­po­lo­gi­sche Kon­struk­ti­on auf der Grund­la­ge will­kür­lich gewähl­ter Eigen­schaf­ten wie Haar-und Haut­far­be. Die­se Kon­struk­ti­on dien­te und dient eben dazu, offe­nen und laten­ten Ras­sis­mus mit angeb­li­chen natür­li­chen Gege­ben­hei­ten zu begrün­den und damit eine mora­li­sche Recht­fer­ti­gung zu schaf­fen. Erst durch die wis­sen­schaft­li­che Erfor­schung der gene­ti­schen Viel­falt der Men­schen wur­den die Ras­sen­kon­zep­te end­gül­tig als typo­lo­gi­sche Kon­struk­te ent­larvt. Beim Men­schen besteht der mit Abstand größ­te Teil der gene­ti­schen Unter­schie­de nicht zwi­schen geo­gra­phi­schen Popu­la­tio­nen, son­dern inner­halb sol­cher Grup­pen. Die höchs­te gene­ti­sche Viel­falt fin­det sich auch heu­te noch bei Men­schen auf dem afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent. Dort lie­gen die Wur­zeln und die meis­ten Ver­zwei­gun­gen im mensch­li­chen Stamm­baum. Auf einem die­ser Äste fal­len die Men­schen Ost­afri­kas und alle Nicht-Afri­ka­ner zusam­men. Men­schen außer­halb Afri­kas sind somit näher ver­wandt mit Men­schen aus Ost­afri­ka, wie den Had­za, als die­se mit Men­schen aus Süd­afri­ka, z.B. mit den Khoi­san. Aus stam­mes­ge­schicht­li­cher Sicht sind somit alle Men­schen Afri­ka­ner. Es ist des­halb gera­de­zu para­dox von „dem Afri­ka­ner” zu spre­chen oder aus wel­chem Grund auch immer von „Schwarz­afri­ka­ner”. Hier han­delt es sich um ein Relikt kolo­nia­ler Spra­che und Den­kens und es gilt wie­der: Ras­sis­mus macht Ras­sen. Die Haut­far­be eines Khoi­san aus Süd­afri­ka ist weni­ger pig­men­tiert als die von Men­schen, die in Süd­ost­asi­en oder in Süd­ame­ri­ka ent­lang des Äqua­tors leben. Haut­far­be spie­gelt haupt­säch­lich eine bio­lo­gi­sche Anpas­sung an den Grad der Son­nen­ein­strah­lung wie­der und vari­iert dem­entspre­chend kon­ti­nu­ier­lich mit der Strah­lungs­in­ten­si­tät auf der Erde. Die ver­meint­li­chen mensch­li­chen Ras­sen gehen auch nicht auf getrenn­te Evo­lu­ti­ons­li­ni­en zurück(einer ande­ren Vor­stel­lung der Rea­li­tät von Ras­sen, den soge­nann­ten kla­dis­ti­schen Ras­sen fol­gend). Der ana­to­misch moder­ne Mensch ent­stand vor über 250.000 Jah­ren in Afri­ka, von dort ver­brei­te­te er sich in klei­nen Grup­pen von Men­schen über die rest­li­che Welt. Die Nicht-Afri­ka­ner zweig­ten sich vor ca. 60.000 Jah­ren von den Men­schen aus dem öst­li­chen Afri­ka ab und besie­del­ten einen Groß­teil der Welt. Nicht-Afri­ka­ner unter­schei­den sich von Men­schen, die süd­lich der Saha­ra woh­nen vor allem in gene­ti­schen Spu­ren, wel­che die Ver­bin­dun­gen mit Nean­der­ta­lern und Den­is­o­va­nern hin­ter­las­sen haben. Inter­es­san­ter­wei­se wur­de nun gera­de die­ser gene­ti­sche Bei­trag unse­rer nächs­ten aus­ge­stor­be­nen Ver­wand­ten, die vor nicht all­zu lan­ger Zeit und unzu­tref­fend als tum­be, Keu­len schwin­gen­de Vet­tern cha­rak­te­ri­siert wur­den, von den „White Supre­macists“ in den USA ver­wen­det, um abgren­zend eine über­le­ge­ne wei­ße Ras­se zu defi­nie­ren. Aller­dings ist der Anteil an Genen von Nean­der­ta­lern und Den­is­o­va­nern bei Ost­asia­ten und Grup­pen in Ozea­ni­en und Aus­tra­li­en mess­bar höher als bei Euro­pä­ern und eig­net sich somit denk­bar schlecht, eine, dank Nean­der­ta­ler-Genen, „über­le­ge­ne wei­ße Ras­se“ zu defi­nie­ren. Die zahl­rei­chen und stets wie­der­keh­ren­den Migra­tio­nen haben zudem schon immer und lan­ge vor den gro­ßen Ent­de­ckungs-und Erobe­rungs­rei­sen der Euro­pä­er zu Ver­bin­dun­gen zwi­schen geo­gra­phisch ent­fern­ten Popu­la­tio­nen geführt. Anstel­le von defi­nier­ba­ren Gren­zen ver­lau­fen zwi­schen mensch­li­chen Grup­pen gene­ti­sche Gra­di­en­ten. Es gibt im mensch­li­chen Genom unter den 3,2 Mil­li­ar­den Basen­paa­ren kei­nen ein­zi­gen fixier­ten Unter­schied, der zum Bei­spiel Afri­ka­ner von Nicht-Afri­ka­nern trennt. Es gibt –um es expli­zit zu sagen –somit nicht nur kein ein­zi­ges Gen, wel­ches „ras­si­sche” Unter­schie­de begrün­det, son­dern noch nicht mal ein ein­zi­ges Basen­paar. Äuße­re Merk­ma­le wie die Haut­far­be, die für die typo­lo­gi­sche Klas­si­fi­ka­ti­on oder im all­täg­li­chen Ras­sis­mus ver­wen­det wer­den, sind eine höchst ober­fläch­li­che und leicht wan­del­ba­re bio­lo­gi­sche Anpas­sung an die jewei­li­gen ört­li­chen Gege­ben­hei­ten. Allein die Haut­far­be hat sich im Lauf der Migra­tio­nen des Men­schen immer wie­der ver­än­dert und ist dunk­ler und hel­ler gewor­den je nach­lo­ka­ler Son­nen­ein­strah­lung oder Ernäh­rungs­wei­se. So waren die Men­schen Mit­tel­eu­ro­pas bis vor 8000 Jah­ren noch stark pig­men­tiert und erst mit Beginn der Land­wirt­schaft wan­der­ten Men­schen mit hel­le­rer Haut­far­be aus Ana­to­li­en ein. Die stark pflan­zen­ba­sier­te Kost der frü­hen Acker­bau­ern bevor­zug­te Indi­vi­du­en mit hel­le­rer Haut, um im dunk­len Win­ter Euro­pas genü­gend Vit­amin D in der Haut zu pro­du­zie­ren. Die hel­le Haut­far­be der Men­schen im nörd­li­chen Euro­pa ist jün­ger als 5000 Jahre. 

Die Ver­knüp­fung von Merk­ma­len wie der Haut­far­be mit Eigen­schaf­ten oder gar angeb­lich gene­tisch fixier­ten Per­sön­lich­keits­merk­ma­len und Ver­hal­tens­wei­sen, wie sie in der Blü­te­zeit des anthro­po­lo­gi­schen Ras­sis­mus ver­wen­det wur­den, ist inzwi­schen ein­deu­tig wider­legt. Die­se Argu­men­ta­ti­on heu­te noch als angeb­lich wis­sen­schaft­lich zu ver­wen­den, ist falsch und nie­der­träch­tig. Es gibt auch kei­nen wis­sen­schaft­lich nach­ge­wie­se­nen Zusam­men­hang zwi­schen Intel­li­genz und geo­gra­phi­scher Her­kunft, aber einen deut­li­chen mit sozia­ler Her­kunft. Auch hier schafft Ras­sis­mus in Form von Aus­gren­zung und Dis­kri­mi­nie­rung die ver­meint­li­chen Ras­sen. Der Ras­sis­mus unter den Men­schen besteht jedoch wei­ter. Ras­sen­for­schung, Ras­sen­kun­de und Ras­sen­hy­gie­ne bzw. Euge­nik im 20. Jahr­hun­dert als schein­bar wis­sen­schaft­li­che Dis­zi­pli­nen waren dabei nur eini­ge Aus­wüch­se ras­sis­ti­schen Den­kens und Han­delns. Eine blo­ße Strei­chung des Wor­tes „Ras­se“ aus unse­rem Sprach­ge­brauch wird Into­le­ranz und Ras­sis­mus nicht ver­hin­dern. Ein Kenn­zei­chen heu­ti­ger For­men des Ras­sis­mus ist bereits die Ver­mei­dung des Begrif­fes „Ras­se“ gera­de in rechts­ra­di­ka­len und frem­den­feind­li­chen Milieus. Ras­sis­ti­sches Den­ken wird mit Begrif­fen wie Selek­ti­on, Rein­hal­tung oder Eth­no­plu­ra­lis­mus auf­recht­erhal­ten. Bei dem Begriff des Eth­no­plu­ra­lis­mus han­delt es sich aber um nichts wei­ter als um eine Neu­for­mu­lie­rung der Ideen der Apart­heid. Auch die Kenn­zeich­nung „des Afri­ka­ners” als ver­meint­li­che Bedro­hung Euro­pas und die Zuord­nung bestimm­ter, bio­lo­gi­scher Eigen­schaf­ten ste­hen in direk­ter Tra­di­ti­on des übels­ten Ras­sis­mus ver­gan­ge­ner Zei­ten. Sor­gen wir also dafür, dass nie wie­der mit schein­bar bio­lo­gi­schen Begrün­dun­gen Men­schen dis­kri­mi­niert wer­den und erin­nern wir uns und ande­re dar­an, dass es der Ras­sis­mus ist, der Ras­sen geschaf­fen hat und die Zoologie/Anthropologie sich unrühm­lich an ver­meint­lich bio­lo­gi­schen Begrün­dun­gen betei­ligt hat. Der Nicht­ge­brauch des Begrif­fes Ras­se soll­te heu­te und zukünf­tig zur wis­sen­schaft­li­chen Red­lich­keit gehören.

Zur Aus­ein­an­der­set­zung mit der ras­sis­ti­schen Bache­lor-Arbeit an der FH Joan­ne­um Graz:

Bericht von „Spie­gel online“
Kur­zer Bericht im sozia­len Netz­werk Solidarno
Sehr umfas­sen­der und infor­ma­ti­ver Bericht auf Bell­tower von Robert Wagner
Stel­lung­nah­me des Insti­tuts für Sprach­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Graz
Stel­lung­nah­me der StV Sprach­wis­sen­schaft der ÖH Uni Graz
Stel­lung­nah­men der FH Joanneum:
https://www.fh-joanneum.at/presse/stellungnahme-der-fh-joanneum-zu-rassistische-bachelorarbeit-an-fh-approbiert/
https://www.fh-joanneum.at/presse/lessons-learnt-und-massnahmen/

 

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
  • spenden 
Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation, Materialien
Schlagwörter: Politische Bildung/Aufklärung | Rassismus/Antimuslimischer Rassismus | Steiermark | Weite Welt

Beitrags-Navigation

« Mélange KW 39/19
Neonazis von „Revolution Chemnitz“ vor Gericht »

» Zur erweiterten Suche

Spenden

Wissen

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung

Handeln

  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?

Hilfreich

  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
E-Mail-Benachrichtigung bei neuen Beiträgen
  • Wochenrückblicke
    Beiträge
  • Gastbeiträge
    Beiträge
  • Materialien
    Beiträge
  • Rezensionen
    Beiträge
Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

oder viaPaypal

Kontakt

Vorfälle und Hinweise bitte über unser sicheres Kontaktformular oder per Mail an:
[email protected]

Wir garantieren selbstverständlich den Schutz unserer Informant*innen, der für uns immer oberste Priorität hat.

Spendenkonto

Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz

IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

Oder via PayPal:

Socials

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky

Links

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung
  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?
  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
  • Über uns
  • Beirat und Unterstützer*innen
  • Datenschutz
  • Impressum
Spenden