Freiheitliche Arbeitnehmer: Kein Hammer in der Kammer

Am ver­gan­genen Woch­enende lief in Wien der außeror­dentliche Bun­destag der Frei­heitlichen Arbeit­nehmer (FA) über die Bühne. Der alte und zuvor abgewählte Bun­des­ob­mann wurde zum neuen gewählt, der inter­im­istis­che hinge­gen ist kurzfristig abge­taucht. Buch­stäblich! In Tirol befind­en sich die Frei­heitlichen Arbeit­nehmer im Sta­di­um der Auflö­sung, und in Oberöster­re­ich geht es ihnen auch nicht wirk­lich gut.

Am Tag vor sein­er Wieder­wahl gab es für den alten Bun­des­ob­mann der Frei­heitlichen Arbeit­nehmer, Bern­hard Rösch, noch einen Bur­gen­land-Aus­flug mit Emp­fang in Rust und ein­er Schiff­fahrt auf dem Neusiedlersee mit Tänzchen und Prösterchen. „Auf großer Fahrt“, betitelte der bur­gen­ländis­che Pri­vat-TV-Sender BKF seinen ein­schläfer­n­den Bericht über den Aus­flug der Frei­heitlichen Arbeit­nehmer. Naja!

Freiheitliche Arbeitnehmer auf großer Fahrt (Screenshot Sender BKF)

Frei­heitliche Arbeit­nehmer auf großer Fahrt (Screen­shot Sender BKF)

Tags darauf, am 21. Okto­ber, wurde Bern­hard Rösch, der bis Ende Mai reg­ulär­er Bun­des­ob­mann der FA war, wiedergewählt. Unter bemerkenswertem Schweigen sein­er Organ­i­sa­tion! Keine Aussendung zur Wahl, zum alten und neuen Präsi­den­ten, zum Wahlergeb­nis. Die FA Kärn­ten berichteten auf ihrer Face­book-Seite nur knapp, dass „auch die Kärnt­ner Delegierten (…) ihr Stimm­recht“ am außeror­dentlichen Bun­destag wahrgenom­men hät­ten. Wenn der Vor­gang, dass „auch“ die Delegierten aus Kärn­ten ihr Stimm­recht wahrgenom­men haben als einziges Ereig­nis vom außeror­dentlichen Bun­destag bericht­enswert ist, dann dürfte es größere Prob­leme geben.

FA Kärnten am ao. Bundestag

FA Kärn­ten am ao. Bundestag

Die FA Oberöster­re­ich liefer­ten zum außeror­dentlichen Bun­destag auf Face­book ein wun­der­schön mon­tiertes Foto ab mit der Inschrift „Die Oberöster­re­ich­er im Bun­desvor­stand“ und dem erläutern­den Text: „Mit unserem Lan­des­ob­mann Ger­hard Knoll, Rudolf Kroiß und Patrick Hol­län­der sind zukün­ftig drei erfahrene Vertreter im Bun­desvor­stand vertreten!“

Was der Text nicht ver­rät, stand in der „Kro­ne“ (OÖ-Aus­gabe, 21.10.2018): Der Lan­des­ob­mann Ger­hard Knoll war gar nicht auf dem außeror­dentlichen Bun­destag, son­dern auf Tauchurlaub in Ägypten. Dieser Umstand ersparte ihm mögliche Pein­lichkeit­en am Bun­destag. Vielle­icht hätte es doch irgendwelche vor­laut­en Delegierten mit frechen Fra­gen geben können?

Schließlich war Ger­hard Knoll vor eini­gen Monat­en ja mit einem äußerst knap­pen Ergeb­nis und ohne Gegenkan­di­dat­en zum Bun­des­ob­mann gewählt wor­den, wobei die Wahl dann vom Bun­desvere­ins­gericht der FA als irreg­ulär aufge­hoben wurde und der frisch gewählte Knoll als Bun­des­ob­mann wieder abtreten musste und durch den inter­im­istisch agieren­den alten Bun­des­ob­mann erset­zt wurde. Der nützte die Chance und beförderte seinen Konkur­renten Knoll zum Gen­er­alsekretär, während dieser, statt wegen der irreg­ulären Wahl selb­st sank­tion­iert zu wer­den, lieber seine Kri­tik­er in OÖ, darunter seinen Amtsvorgänger als Lan­des­ob­mann, sank­tion­ierte und auss­chloss (s. Bericht 4. Akt!) .

Am außeror­dentlichen FA-Bun­destag lief die Wahl nicht so wie im Mai geschmiert, aber glatt ab. Man­gels offizieller Berichte kön­nen wir nicht ein­mal ver­lässlich sagen, ob der Burschen­schafter Rösch dies­mal 100 Prozent erhal­ten hat und ob die „stand­ing ova­tions“, die ihm im Mai zum trau­ri­gen Abschied verabre­icht wurde, von den Delegierten rück­abgewick­elt wurden.

„Glatt“ stimmt lei­der auch nicht. Da wäre näm­lich noch Tirol! Die Frei­heitlichen Arbeit­nehmer in Tirol haben sich näm­lich im Vor­feld des außeror­dentlichen Bun­destages noch schnell selb­st zer­legt – und zwar so ziem­lich kom­plett. Die vier Arbeit­erkam­mer-Man­datare sind aus der FPÖ und auch aus der FA-Frak­tion aus­ge­treten, wobei ihr Frak­tion­schef „wegen der unsozialen Poli­tik“ der FPÖ schon seit Mai abgängig und mit einem Zweit­en mit­tler­weile zur Frak­tion ÖAAB — FCG über­ge­treten ist.

FA: Hammer in der Kammer

FA: Ham­mer in der Kammer

Das bedeutet: keine FA-Man­datare in der AK Tirol. Der „Ham­mer in der Kam­mer“ (FA-Slo­gan bei der let­zten AK-Wahl) hat sich selb­st kräftig auf die Fin­ger gek­lopft. Der Schmerz hat die FPÖ in Per­son ihres „Lan­desparteigen­er­alsekretärs“ und Land­tagsab­ge­ord­neten Patrick Haslwan­ter nicht ruhen lassen, und so richtete er im Vor­feld des außeror­dentlichen Bun­destages den Frei­heitlichen Arbeit­nehmern aus, dass sie in Zukun­ft in Tirol Ver­gan­gen­heit sein wür­den, weil die FPÖ Tirol näm­lich mit ein­er „echt­en frei­heitlichen Arbeit­nehmervertre­tung“ antreten würde. Wer wäre bess­er dafür geeignet als der „Lan­desparteigen­er­alsekretär“? Eben! Nie­mand! Und so kürte sich dieser gle­ich zum Spitzenkan­di­dat­en der Partei FPÖ für die Arbeit­erkam­mer­wahl 2019.

Viel Blau bei den FA Tirol

Viel Blau bei den FA Tirol

Die Delegierten zum außeror­dentlichen Bun­destag der FA dürften das Todes­glöck­lein aus Tirol deut­lich ver­nom­men haben und sind vielle­icht deshalb in tiefes Schweigen ver­fall­en. Uns bleibt einst­weilen nur die Möglichkeit zu applaudieren und „Weit­er so!“ zu rufen. Den „Lan­desparteigen­er­alsekretär“, Land­tagsab­ge­ord­nen und neuen FPÖ-Arbeit­nehmervertreter Patrick Haslwan­ter wer­den wir dem­nächst vorstellen.

Bauernrauferei beim Kartenspiel (Adriaen Brouwer – https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Adriaen_Brouwer,_Bauernrauferei_beim_Kartenspiel_(c._1630–1640).jpg)

Bauern­raufer­ei beim Karten­spiel (Adri­aen Brouw­er – https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Adriaen_Brouwer,_Bauernrauferei_beim_Kartenspiel_(c._1630–1640).jpg)