FA: Eine unvollendete Schmierenkomödie mit tragischen Elementen

Bei den Frei­heitlichen Arbeit­nehmern (FA) – Frauen sind in der Beze­ich­nung nicht vorge­se­hen – geht es derzeit so richtig rund. Volles Pro­gramm – Ein­tritt frei, aber Vor­sicht! Entwed­er gibt’s 100 Euro in bar oder Auss­chluss oder Abwahl. Naja, ganz so easy ist es nicht. Die Prob­lem­zone ist auch einiger­maßen lokalisier­bar mit Oberöster­re­ich, dafür läuft das Schmier­enthe­ater schon über mehrere Monate und in mehreren Akten.

1. Akt: Ein schön­er Abgang zu Beginn

Begonnen hat es im schö­nen Mai 2018 mit ein­er Presseaussendung. In der teilt der Bun­desvor­stand der FA seinem Bun­des­ob­mann in schö­nen Worten mit, dass sie jet­zt genug von ihm hät­ten und er gefäl­ligst einem Jün­geren Platz machen solle:

Nun ist es an der Zeit das Zepter zu übergeben und rechtzeit­ig zur näch­sten Arbeit­erkam­mer­wahl 2019, mit frischen Wind an der Spitze der Frei­heitlichen Arbeit­er­schaft, den Wahlkampf anzuge­hen.“ (OTS der FA) Der Jün­gere, der da her­beige­sehnt und auch genan­nt wird, ist Ger­hard Knoll (35) aus OÖ und wird vom Bun­desvor­stand des Älteren als „der richtige Mann zur richti­gen Zeit am richti­gen Ort“ bejubelt. Der Ältere, der von seinem Bun­desvor­stand da in die Wüste gewün­scht wird, ist Bern­hard Rösch (55), deutsch­er Burschen­schafter (aB! Goth­ia Wien) und neben sein­er FA-Funk­tion auch noch Bun­desrat der FPÖ. Der will aber eigentlich nicht abdanken.

2. Akt : Es läuft wie geschmiert

Rund um den 26. Mai dieses Jahres find­et dann der zweite Akt der frei­heitlichen Schmierenkomödie statt. Ort ist dies­mal der Bun­destag der FA in Graz, bei dem die Wahl des neuen Bun­des­ob­mannes – natür­lich Ger­hard Knoll – prob­lem­los über die Bühne geht. Das Wort­spiel „wie geschmiert“ bietet sich an. Bern­hard Rösch, der eigentlich noch ein­mal kan­di­dieren wollte, warf am Vortag der Wahl das Hand­tuch und wurde am Bun­destag dann – so die Aussendung – mit „Stand­ing Ova­tion“ ver­ab­schiedet. Und Tschüss!? Noch ist der zweite Akt nicht vor­bei, das Unheil dräut schon. In der OTS-Aussendung vom 29.5. 2018 ist aber nur zu lesen, dass die Delegierten den „Wun­sch des Bun­desvor­standes nach ein­er Ver­jün­gung“ bestätigt hät­ten. Hin­ter der fröh­lichen Kulisse schaute es aber ganz anders aus: Der Bun­desvor­stand, dessen Wun­sch da ange­blich entsprochen wurde, hätte eigentlich weinen müssen, denn sein Kan­di­dat Knoll hat­te – obwohl ohne Gegenkan­di­dat – nur 53,27 % der Stim­men erhal­ten. Um es noch deut­lich­er zu machen: nur 57 von 107 Stimmen!

3. Akt: Alles null und nichtig – Wiederholung!?

Im drit­ten Akt gibt es einen völ­lig neuen Schau­platz: das Bun­desvere­ins­gericht der FA. Diesem war näm­lich hin­ter­bracht wor­den, dass der Lan­des­ob­mann der FA OÖ, der soeben zum Bun­des­ob­mann gekürte Ger­hard Knoll, die Delegierten aus seinem Bun­des­land dadurch bei Lust und Laune gehal­ten hat­te, indem er jedem Delegierten (es sollen auch Frauen darunter gewe­sen sein) 100 Euro in bar als „Aufwand­sentschädi­gung“ aus­bezahlte. In Summe waren es 2.700 Euro, die der nun­mehr sehr betrübte Ger­hard Knoll aus Grün­den der „Ver­wal­tungsvere­in­fachung“ aus­gelegt hat. Das Bun­desvere­ins­gericht wollte ihm bei dieser Argu­men­ta­tion nicht fol­gen und entsch­ied, dass die Wahl null und nichtig sei und wieder­holt wer­den müsse. Der dritte Akt ist im klas­sis­chen Dra­ma der entschei­dende: Da soll man erah­nen, wie’s weit­erge­ht, ob Tragödie, Komödie usw.. Wir bleiben dabei: Schmierenkomödie!

Böse Stimme aus dem Off 

Zwis­chen drit­tem und vierten Akt tritt berichtet noch eine Erzäh­ler­stimme aus dem Off , dass es schon bei der Wahl von Knoll zum Lan­des­ob­mann der FA OÖ im Jahr 2015 zu „Unregelmäßigkeit­en“ gekom­men sei. Die „Kro­ne OÖ“ (9.8.2018) schreibt dazu:

Er bekam in einem notwendig gewor­de­nen zweit­en Wahl­gang nur zwei Stim­men mehr als der dama­lige Lan­des­ob­mann Man­fred Pühringer. Auch damals wurde das Bun­desvere­ins­gericht angerufen, das am 8. Mai 2015 „For­mal­rechtliche Män­gel in der Vor­bere­itung und Durch­führung des Lan­destages und beson­ders der Wahl zum Lan­des­ob­manns“ fest­gestellt hat“.

Die „Kro­ne“ führt dann aus, dass min­destens zwei, wenn nicht drei Per­so­n­en mit­ges­timmt hät­ten, die man­gels Mit­glied­schaft eigentlich nicht als Delegierte mit­stim­men hät­ten dür­fen, und zitiert dann das Vere­ins­gericht: „Da der Unter­schied im Wahlergeb­nis lediglich zwei Stim­men beträgt, kommt der Stim­ma­b­gabe durch diese zwei, eventuell drei Nicht-Stimm­berechtigten eine entschei­dende Bedeu­tung für das Ergeb­nis zu.

Für diese Beurteilung müssen auch wir von Stoppt­dierecht­en dem Vere­ins­gericht uneingeschränkt zus­tim­men. Umso unver­ständlich­er zunächst, warum die Wahl damals nicht annul­liert wurde. Vielle­icht wäre den FA dann auch die Wahlwieder­hol­ung 2018 erspart geblieben?

4. Akt: Gemet­zel, Gerichte und ein Generalsekretär

Gemach, gemach, der vierte Akt kommt ja schon! Er begin­nt mit einem sehr kurzen Auftritt des FPÖ-Lan­deschefs Haim­buch­n­er, der trä­nenüber­strömt erk­lärt, dass er „sehr unglück­lich mit dem Lauf der Dinge bei der FA“ (krone.at, 12.8.18) sei und dem­nächst mehr sagen würde. Dann geht er schluchzend ab und gibt die Bühne frei, die sofort von dicht­en Nebelschwaden einge­hüllt wird. Man hört Stim­men, die erk­lären, dass es dem­nächst einen außeror­dentlichen Lan­destag der FA OÖ geben müsse, bei dem dann der FA-Funk­tionär und FPÖ-Land­tagsab­ge­ord­nete Kroiß zum neuen Lan­des­ob­mann gewählt wer­den kön­nte – „zur Beruhi­gung der Lage“ (Kro­ne, 23.8.18). Kurzfristig licht­en sich die Nebel und Bern­hard Rösch tritt auf. Der abgewählte und dann vom Vere­ins­gericht bis zu ein­er Neuwahl über­gangsmäßig wiedereinge­set­zte Obmann erk­lärt in ein­er Presseaussendung, datiert mit 17. Sep­tem­ber 2018, dass Ger­hard Knoll „vor kurzem“ vom Bun­desvor­stand der FA ein­stim­mig zum Gen­er­alsekretär gewählt wor­den sei und er, Rösch, sich freue, „mit Ger­hard Knoll als Gen­er­alsekretär an mein­er Seite die bevorste­hen­den Arbeit­erkam­mer­wahlen bestre­it­en zu kön­nen“. Wie jet­zt? Keine Neuwahl des Obmanns, keine Sank­tion für Knoll, son­dern Beloh­nung und Friede, Freude, Eierkuchen? Das Pub­likum ist so rat­los wie die Per­son, die diese Geschichte erzählen muss.

Der vierte Akt ist aber noch nicht zu Ende, düstere Nebel fall­en wieder ein, Rösch ver­schwindet, der Erzäh­ler aus dem Off muss die irre Schmierenkomödie weit­er­erzählen. Er berichtet davon, dass fünf Arbeit­erkam­mer­räte (M +F) der FA den „sofor­ti­gen Auss­chluss“ von Knoll aus ihrem Vere­in fordern. Warum? Weil Knoll schon im Juni zwei andere FA-Funk­tionäre, näm­lich seinen Vorgänger als Lan­des­ob­mann, Man­fred Pühringer, und die AK-Rätin Weichen­berg­er stante pede „wegen vere­inss­chädi­gen­dem Ver­hal­ten“ aus­geschlossen habe, was die fünf als „ver­ab­scheuungswürdi­ge und sämtliche rechtsstaatliche Prinzip­i­en ver­höh­nende, ja kafkaeske Prax­is“ (krone.at, 24.9.18) beze­ich­nen und deshalb das schon bekan­nte Vere­ins­gericht anrufen. Im Hin­ter­grund hört man FPÖ-Lan­des­ob­mann Haim­buch­n­er neuer­lich schluchzen, worauf ihn eine andere Stimme (Stra­che?) beruhigt mit den Worten „Wir schaf­fen das!“. Es kön­nte aber auch Knoll selb­st gewe­sen sein, dem näm­lich die aus der „Kro­ne“ vom 25.9.18 zitierten Sätze zugeschrieben wer­den können:

Obmann Knoll zeigt sich zuver­sichtlich, dass sich alles klären werde, darüber hin­aus wende er seine Energie lieber für den Kampf für Arbeit­nehmer­in­ter­essen auf. Dass fünf FA-AK-Räte, die als seine Geg­n­er gel­ten, nicht mehr für die Wahl aufgestellt wer­den, sei schon im April entsch­ieden wor­den.

Die fünf wider­spen­sti­gen AK-Räte, denen Knoll da so neben­bei mit­teilt, dass sie schon längst erledigt sind, geben noch bekan­nt, dass sie Knoll jet­zt auch bei drei Staat­san­waltschaften gle­ichzeit­ig angezeigt hät­ten. Man hört noch ein­mal ein Schluchzen von Haim­buch­n­er aus dem Hin­ter­grund , dann fällt der Vorhang.

Bauernrauferei beim Kartenspiel (Adriaen Brouwer – https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Adriaen_Brouwer,_Bauernrauferei_beim_Kartenspiel_(c._1630–1640).jpg)

Bauern­raufer­ei beim Karten­spiel (Adri­aen Brouw­er – https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Adriaen_Brouwer,_Bauernrauferei_beim_Kartenspiel_(c._1630–1640).jpg)

Das Pub­likum ver­weigert auch nach dem 4. Akt den Applaus und wartet ges­pan­nt auf das Ende der Schmierenkomödie im 5. Akt. Wird das Stück tragisch enden – und für wen? Am ehesten wohl für das blaue Pub­likum, dem da von seinen Oberen ein unwürdi­ges Schmier­enthe­ater vorge­führt wurde, für das sie auch noch Ein­tritt bezahlt haben. Wir wer­den jeden­falls wieder berichten!