Auf seinem Blog dietiwag.org veröffentlicht Markus Wilhelm Fotos mit hoher Aussagekraft. Auf dem einen wird eine große Marmortafel gezeigt, die über einer Lifttür hängt. Die Inschrift auf der Marmortafel feiert den 11. März 1938, den Tag der „Heimkehr der Ostmark ins Reich“ und weist darunter die bei der Volksabstimmung am 10. April 38 in Landeck abgegebenen Stimmen aus, die faktisch nur Ja-Stimmen waren.
Dann noch ein zynischer Hitler-Spruch: „Ich habe so gehandelt wie ich es vor meinem Volk und vor der Geschichte verantworten kann.“
Das Erinnerungsstück an die braune Zeit hängt gut sichtbar über dem Aufzugsportal, der zu den Verwaltungsräumen im ersten Stock führt. Das Hinterzimmer im Bild ist für die Angestellten nicht nur frei zugänglich, sondern sie haben dort auch verschiedene Arbeiten zu verrichten. (dietiwag.org)
Die Apotheke „Zur Mariahilf“ in Landeck, in der die Nazi-Tafel ausgestellt ist, betreiben die Hochstögers schon in der vierten Generation. Das ist so ähnlich wie beim Corps Gothia Innsbruck, das fast schon ein ausgelagerter Familienbetrieb der Hochstögers ist. In der Chronik der Gothia sind die Hochstögers durchnummeriert, damit man sie unterscheiden kann. Martins Vater Carl Hochstöger war natürlich auch bei den Gothen, Stadt- und Gemeinderat für die FPÖ in Landeck und so wie sein Sohn Präsident der Tiroler Apothekerkammer.
Martins Großvater Karl Hochstöger war natürlich auch schon bei den Gothen. In der Chronik der Stadtapotheke „Zur Mariahilf“ wird seine „überaus angenehme und herzliche Wesensart“ bejubelt, seine nationalsozialistische Vergangenheit aber diskret verschwiegen. Carl Hochstöger war nämlich 1938 nicht nur SS-Unterscharführer, sondern fungierte für einige Wochen nach dem Anschluss als kommissarischer Bezirkshauptmann von Landeck für die Nazis.
In dieser Funktion durfte Hochstöger nicht nur die Volksabstimmung, sondern auch den Umbau der Verwaltung in den NS-Staat organisieren – die Marmortafel hängt nicht zufällig in der Hochstöger-Apotheke.
Neben dem Aufzug mit der Marmortafel drüber befindet sich laut Markus Wilhelm aber auch noch eine Vitrine, „in der Nazi-Insignien zur Schau gestellt werden: ein SS-Totenkopf mit Eisernem Kreuz auf rotem Tuch sowie ein schwarzes Leibchen mit dem Reichsadler auf der Brust“.
In der Beschreibung der Nazi-Devotionalien fehlt noch etwas: das Hakenkreuz, das der Reichsadler auf dem schwarzen Leiberl umfasst. Weder das schwarze T‑Shirt noch der SS-Totenkopf, der durch ein Eisernes Kreuz auf rotem Grund unterlegt ist, dürften aus der NS-Ära stammen. Sie sind „neo“, durch die Nazi-Insignien dennoch verboten. Wie sie strafrechtlich zu beurteilen sind, sollte eine Ermittlungsbehörde klären. Von der FPÖ Tirol, die dringenden Handlungsbedarf hat, gibt es bislang (26.9.) keine Reaktion.