AfD: Diskussionskultur mit Schweinen, Marionetten und Nazi-Vergangenheit

In den Umfra­gen zur Bun­destagswahl liegt die Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD) bei rund 10 Prozent. Und das, obwohl sich die Partei in einem atem­ber­auben­den Tem­po immer deut­lich­er von ein­er recht­skon­ser­v­a­tiv­en zu ein­er recht­sex­tremen Partei entwick­elt. Spitzenkan­di­dat Alexan­der Gauland, gegen den seit kurzem wegen Volksver­het­zung ermit­telt wird, will auf die Sol­dat­en der Nazi-Wehrma­cht stolz sein und Spitzenkan­di­datin Alice Wei­del hat Prob­leme wegen ein­er offen ras­sis­tis­chen Hetzmail.

Die „Welt am Son­ntag“ veröf­fentlichte vor ein­er Woche eine E‑Mail aus dem Jahr 2013, die Wei­del anscheinend an ihren dama­li­gen Fre­un­deskreis weit­ergeleit­et hat. In dieser Mail vom 24.2.2013 (hier zitiert nach „Die Zeit“) heißt es:

„Der Grund, warum wir von kul­turfrem­den Völk­ern wie Arabern, Sin­ti und Roma etc. über­schwemmt wer­den, ist die sys­tem­a­tis­che Zer­störung der bürg­er­lichen Gesellschaft als möglich­es Gegengewicht von Ver­fas­sungs­fein­den, von denen wir regiert wer­den. Diese Schweine sind nichts anderes als Mar­i­onet­ten der Siegermächte des 2. WK und haben die Auf­gabe, das dt. Volk klein zu hal­ten indem moleku­lare Bürg­erkriege in den Bal­lungszen­tren durch Über­frem­dung induziert wer­den sollen“.

Ein Demen­ti kam nur von ihrem Press­esprech­er. Wei­del selb­st lehnte es ab, zu der Mail, die eine Mis­chung aus Reichs­bürg­er- und iden­titär­er Ide­olo­gie darstellt, Stel­lung zu nehmen:

„Zu diesem The­ma habe ich gestern auch durch meinen Sprech­er alles gesagt. Zwei Wochen vor der Bun­destagswahl werde ich wirk­lich nicht über jedes absurde Stöckchen sprin­gen, das man mir hin­hält, und diese plumpe Kam­pagne auch noch selb­st befeuern. Das mache ich nicht“ (watson.ch).

Buz­zFeed DE News Exk­lu­siv: AfD-Spitzenkan­di­dat Alexan­der Gauland will keine Ver­ant­wor­tung mehr für Ver­brechen deutsch­er Sol­dat­en übernehmen. „Wir haben das Recht, stolz zu sein auf die Leis­tun­gen deutsch­er Sol­dat­en in zwei Weltkriegen.“ http://bzfd.it/2vWfOso

Mit­tler­weile – so die „Welt am Son­ntag“ vom 17.9.2017 — lässt Wei­del nicht mehr behaupten, dass die Mail gefälscht sei. Den Ver­lust ihrer Glaub­würdigkeit kann sie bei AfD-Fans sich­er kom­pen­sieren durch ihre schrillen ras­sis­tis­chen Töne.

Alexan­der Gauland, der zweite Spitzenkan­di­dat der AfD, hat schon Ende August die Markierun­gen für die AfD noch weit­er nach extrem rechts ver­schoben, als er die Inte­gra­tions­beauf­tragte der deutschen Bund­sregierung, Aydan Özoguz, beschimpfte und sie nach Ana­tolien „entsor­gen“ wollte (FAZ).

Was sagt die weit­ge­hend abge­halfterte Vor­sitzende der Partei, Frauke Petry, dazu? Dem „Spiegel“ (Nr. 34 vom 19.8.2017) ver­suchte sie das so zu erklären:

Dank der AfD kön­nen wir seit 2013 offen­er und kon­tro­vers­er disku­tieren, da hat unsere Partei Deutsch­land und sein­er Diskus­sion­skul­tur einen großen Dienst erwiesen“.

In ein­er jet­zt bekan­nt­ge­wor­de­nen von Anfang Sep­tem­ber hat Gauland gefordert, die Tat­en deutsch­er Sol­dat­en in bei­den Weltkriegen neu zu bew­erten und einen „Schlussstrich“ unter die Vorhal­tun­gen gefordert. Deutsch­land habe das Recht, sich seine Ver­gan­gen­heit zurückzuholen:

„Man muss uns diese zwölf Jahre (gemeint ist die NS-Herrschaft zwis­chen 33 und 45) nicht mehr vorhal­ten. Sie betr­e­f­fen unsere Iden­tität heute nicht mehr. Deshalb haben wir auch das Recht, uns nicht nur unser Land, son­dern auch unsere Ver­gan­gen­heit zurück­zu­holen“ (Die Zeit).

Bis­lang war die poli­tis­che Kul­tur in Deutsch­land so sen­si­bel und entwick­elt, dass Poli­tik­er, die Äußerun­gen im Stil von Wei­del und Gauland gemacht haben, sofort zurück­treten mussten. Das scheint sich jet­zt mit und bei der AfD zu ändern.