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Salzburg/Thiazi: Jetzt hat’s „Burkhard“ erwischt

Das neo­na­zis­ti­sche Thia­­zi-Forum ist seit 2012 abge­dreht, aber die öster­rei­chi­sche Jus­tiz müht sich noch immer mit den Erkennt­nis­sen ab, die in ers­ter Linie aus den Ermitt­lun­gen der deut­schen Ver­fas­sungs­schüt­zer stam­men. In einer Anfra­ge­be­ant­wor­tung zu thiazi.net hat Jus­tiz­mi­nis­ter Brand­stet­ter vor einem Jahr die Nick­na­mes derer ange­führt, gegen die in Öster­reich wegen ihrer Akti­vi­tät auf thiazi.net ermittelt […]

21. Aug 2017

Die Start­si­te des ehe­ma­li­gen Thiazi-Forums

Am Frei­tag, 18.8. muss­te sich der 29-jäh­ri­ge Salz­bur­ger, der seit sechs Jah­ren in Wup­per­tal lebt und dort als „Medi­en­fach­mann“ tätig war, bevor er arbeits­los wur­de, vor dem Lan­des­ge­richt Salz­burg wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ant­wor­ten. Zwi­schen Jän­ner und Dezem­ber 2010 hat er auf thiazi.net rund 200 Bei­trä­ge gepos­tet, in denen er laut Ankla­ge vor allem die Wie­der­errich­tung eines Groß­deut­schen Rei­ches unter natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Füh­rung gefor­dert hat.

Vor den Geschwo­re­nen bekann­te sich „Burk­hard“ schul­dig, ver­such­te sei­ne Nazi-Akti­vi­tä­ten mit „nega­ti­ven Erfah­run­gen mit ande­ren Kul­tu­ren“ zu erklä­ren. Sei­ne eige­ne Homo­se­xua­li­tät betrach­te­te er damals als min­der­wer­tig, hat­te Sui­zid­ge­dan­ken, hetz­te aber selbst gegen Schwu­le und Men­schen mit Behinderungen.

„Ich habe erst spät begrif­fen, auf was für einem Holz­weg ich war“, erklär­te er vor Gericht. Die Fra­ge, wann „spät“ war, wur­de anschei­nend nicht erör­tert. Sei­ne Ver­fah­rens­hel­fe­rin wies dar­auf hin, dass die Nazi-Pos­tings von „Burk­hard“ schon eini­ge Jah­re alt sind. Das stimmt zwar, das Pech für mut­maß­li­che Neo­na­zis ist halt, dass die Ver­jäh­rungs­fris­ten im Ver­bots­ge­setz ziem­lich lan­ge sind.

Was den „Burk­hard“ betrifft, so müs­sen wir lei­der begrün­de­te Zwei­fel anmel­den, dass sich sei­ne Neo­na­zi-Pha­se und sei­ne Akti­vi­tä­ten wirk­lich nur auf das Jahr 2010 beschränk­ten. Auf thia­zi-net hat er im Jahr 2010 dazu fol­gen­des gepostet:

„Man darf sich nicht erwi­schen las­sen. Soll­te es den­noch pas­sie­ren, dann wird jede Aus­sa­ge ver­wei­gert bis zum Ende.“ (zitiert nach salzburg.orf.at)

Auch ein Werk des Medi­en­fach­man­nes Burk­hard: die ver­bli­che­ne Web­sei­te der „Gemein­schaft zur Erhal­tung ger­ma­ni­scher Werte“.

Einem Neo­na­zi, der sich „Nor­di­scher Wolf“ nann­te, gab er damals auf Face­book Rat­schlä­ge, wie er Anzei­ge und Ver­haf­tung ver­mei­den könn­te. Die Haken­kreuz­fah­ne soll er aus sei­nem Pro­fil­bild ent­fer­nen und gegen eine Fah­ne mit dem „Besatzer­ad­ler“ aus­tau­schen, dazu ein „schön ein­ge­rahm­tes Hit­ler­bild“: „Wir wer­den nie­mals ver­zich­ten, aber wir soll­ten trotz­dem ver­mei­den stän­dig ein­ge­sperrt zu wer­den.“ Als der ande­re etwas ver­un­si­chert nach­fragt: „Alles klar kame­rad du bist eh glei­cher gesin­nung wie ich oder?“, ant­wor­tet ihm „Burk­hard“ – damals mit Klar­na­men: „Wenn du Natio­nal­so­zia­list bist, ja.“

Beim Salz­bur­ger Geschwo­re­nen­ge­richt hat es „Burk­hard“ jeden­falls zur Hälf­te geschafft. Er wur­de zwar schul­dig gespro­chen, aber mit der auf Bewäh­rung aus­ge­spro­che­nen Haft­stra­fe von zwei Jah­ren konn­te er für sich das „Ein­sper­ren“ gera­de noch vermeiden.

Berich­te: derstandard.at und salzburg.orf.at.

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