Salzburg/Thiazi: Jetzt hat’s „Burkhard“ erwischt

Das neon­azis­tis­che Thi­azi-Forum ist seit 2012 abge­dreht, aber die öster­re­ichis­che Jus­tiz müht sich noch immer mit den Erken­nt­nis­sen ab, die in erster Lin­ie aus den Ermit­tlun­gen der deutschen Ver­fas­sungss­chützer stam­men. In ein­er Anfrage­beant­wor­tung zu thiazi.net hat Jus­tizmin­is­ter Brand­stet­ter vor einem Jahr die Nick­names der­er ange­führt, gegen die in Öster­re­ich wegen ihrer Aktiv­ität auf thiazi.net ermit­telt wurde bzw. wird. Da war der User „Burkhard“ dabei.

Die Start­site des ehe­ma­li­gen Thiazi-Forums

Am Fre­itag, 18.8. musste sich der 29-jährige Salzburg­er, der seit sechs Jahren in Wup­per­tal lebt und dort als „Medi­en­fach­mann“ tätig war, bevor er arbeit­s­los wurde, vor dem Lan­des­gericht Salzburg wegen NS-Wieder­betä­ti­gung ver­ant­worten. Zwis­chen Jän­ner und Dezem­ber 2010 hat er auf thiazi.net rund 200 Beiträge gepostet, in denen er laut Anklage vor allem die Wieder­errich­tung eines Großdeutschen Reich­es unter nation­al­sozial­is­tis­ch­er Führung gefordert hat.

Vor den Geschwore­nen bekan­nte sich „Burkhard“ schuldig, ver­suchte seine Nazi-Aktiv­itäten mit „neg­a­tiv­en Erfahrun­gen mit anderen Kul­turen“ zu erk­lären. Seine eigene Homo­sex­u­al­ität betra­chtete er damals als min­der­w­er­tig, hat­te Suizidgedanken, het­zte aber selb­st gegen Schwule und Men­schen mit Behinderungen.

„Ich habe erst spät begrif­f­en, auf was für einem Holzweg ich war“, erk­lärte er vor Gericht. Die Frage, wann „spät“ war, wurde anscheinend nicht erörtert. Seine Ver­fahren­shelferin wies darauf hin, dass die Nazi-Post­ings von „Burkhard“ schon einige Jahre alt sind. Das stimmt zwar, das Pech für mut­maßliche Neon­azis ist halt, dass die Ver­jährungs­fris­ten im Ver­bots­ge­setz ziem­lich lange sind.

Was den „Burkhard“ bet­rifft, so müssen wir lei­der begrün­dete Zweifel anmelden, dass sich seine Neon­azi-Phase und seine Aktiv­itäten wirk­lich nur auf das Jahr 2010 beschränk­ten. Auf thi­azi-net hat er im Jahr 2010 dazu fol­gen­des gepostet:

„Man darf sich nicht erwis­chen lassen. Sollte es den­noch passieren, dann wird jede Aus­sage ver­weigert bis zum Ende.“ (zitiert nach salzburg.orf.at)

Auch ein Werk des Medi­en­fach­mannes Burkhard: die verblich­ene Web­seite der „Gemein­schaft zur Erhal­tung ger­man­is­ch­er Werte“.

Einem Neon­azi, der sich „Nordis­ch­er Wolf“ nan­nte, gab er damals auf Face­book Ratschläge, wie er Anzeige und Ver­haf­tung ver­mei­den kön­nte. Die Hak­enkreuz­fahne soll er aus seinem Pro­fil­bild ent­fer­nen und gegen eine Fahne mit dem „Besatzer­adler“ aus­tauschen, dazu ein „schön einger­ahmtes Hitler­bild“: „Wir wer­den niemals verzicht­en, aber wir soll­ten trotz­dem ver­mei­den ständig einges­per­rt zu wer­den.“ Als der andere etwas verun­sichert nach­fragt: „Alles klar kam­er­ad du bist eh gle­ich­er gesin­nung wie ich oder?“, antwortet ihm „Burkhard“ – damals mit Klar­na­men: „Wenn du Nation­al­sozial­ist bist, ja.“

Beim Salzburg­er Geschwore­nen­gericht hat es „Burkhard“ jeden­falls zur Hälfte geschafft. Er wurde zwar schuldig gesprochen, aber mit der auf Bewährung aus­ge­sproch­enen Haft­strafe von zwei Jahren kon­nte er für sich das „Einsper­ren“ ger­ade noch vermeiden.

Berichte: derstandard.at und salzburg.orf.at.