Thompson-Konzert (Kremsmünster) vor die Tür gesetzt

Das ging dann ja doch flott: Das Konz­ert des Musik­ers Marko Perkovic und sein­er Band Thomp­son wurde vom Bürg­er­meis­ter abge­sagt, nach­dem zahlre­iche Organ­i­sa­tio­nen, Parteien, Ver­bände und Einzelper­so­n­en dage­gen Widerp­sruch erhoben haben - wie wir gestern berichteten. Genau genom­men hat der Bürg­er­meis­ter den Ver­anstal­tern den Mietver­trag für die Bezirkss­porthalle ent­zo­gen, insofern bleibt zu fra­gen, ob sich die Ver­anstal­ter eine Ersatz-Loca­tion suchen.

Ankündigung für das - nun abgesagte - Konzert

Ankündi­gung für das — nun abge­sagte — Konzert

Oberöster­re­ichis­chen Medi­en war zu ent­nehmen, dass die Reservierung der Halle unter dem Mot­to „Kroat­is­ch­er Abend” geschehen wäre (OÖN, 27.4.2017). Der Bürg­er­meis­ter äußerte sich in einem offiziellen State­ment wie folgt:

Pressemit­teilung: Konz­ert am 29. April 2017 in der Bezirkss­porthalle abgesagt
Bürg­er­meis­ter Ger­hard Obern­berg­er teilt mit, dass er den Ver­anstal­ter des Konz­ertes am Sam­stag, den 29. April 2017 davon informiert hat, dass die Bezirkss­porthalle nicht zur Ver­fü­gung ste­ht. Grund dafür ist ein­er­seits, dass die Halle unter falschen Voraus­set­zun­gen gebucht und ander­er­seits in Vorge­sprächen der recht­sradikale Hin­ter­grund der kroat­is­chen Band Thomp­son nicht richtig bewusst gemacht wurde. Aus heutiger Sicht kann unter diesen Voraus­set­zun­gen die öffentliche Sicher­heit und ein ruhiger Ablauf der Ver­anstal­tung nicht gewährleis­tet wer­den. Bürg­er­meis­ter Ger­hard Obern­berg­er: „Ich bedau­re diese Sit­u­a­tion, denn ich bin bestrebt alle Extreme zu ver­mei­den. Kün­ftig wird es bessere Recherchen bei der Ver­gabe der Halle geben“. (Quelle: Home­page Mark­t­ge­meinde Kremsmünster)

Während die Vorstel­lung, dass ein Konz­ertver­anstal­ter auf einen etwaigen „recht­sradikalen Hin­ter­grund” sein­er Bands hin­weisen würde, etwas naiv ist, ist die rasche und ein­deutige Reak­tion des Bürg­er­meis­ters sehr zu begrüßen. In anderen Fällen, in denen die Nutzung von Ver­anstal­tungsräu­men der öffentlichen Hand durch rechte, homo­phobe oder sex­is­tis­che Musik­er, Burschen­schaften oder Organ­i­sa­tio­nen bekan­nt und kri­tisiert wird, dauert es oft lange, bis eine klare Reak­tion kommt. Oder es kommt gar keine Reak­tion mit dem Ver­weis aus „geschlossene Verträge” und die zuständi­gen Stellen ver­sprechen lediglich Besserung für die Zukunft.

Der Voll­ständigkeit hal­ber sei erwäh­nt, dass der Ver­anstal­ter die Aufre­gung ganz und gar nicht ver­ste­ht. Kras­mi­dar Gadžić, Inhab­er ein­er Sicher­heits­fir­ma und Ver­anstal­ter des Thomp­son-Konz­ert aka „kroat­is­ch­er Abend” in Kremsmün­ster lässt sich in ein­er Zeitung so zitieren:

„Die kur­sieren­den Bedenken kön­nen wir nicht teilen. Wir haben mit Her­rn Perković bere­its bei seinen vor­ange­gan­genen Konz­erten in Wien begleit­et, es gab kein­er­lei Gegen­demon­stra­tio­nen. Der Kün­stler und wir wollen damit nichts zu haben, diese Zeit­en sind lange vor­bei.“ (kosmo.at)

Von „Kroat­is­chen Aben­den” und kirch­lichen „Kroaten­feiern”
Noch ein weit­er­er Punkt ist bemerkenswert: Die Halle hätte laut Ver­anstal­ter für einen „Kroat­is­ch­er Abend” dienen sollen, weswe­gen behör­den­seit­ig nie­mand an einen „recht­sradikalen Hin­ter­grund” gedacht hätte — na wie denn auch.
Ganz ähn­lich läuft das Schema übri­gends in Bleiburg/Pliberk in Kärnten/Koroška, wo sich jedes Jahr mehr als 10.000 Anhänger der kroat­is­chen, faschis­tis­chen Ustaša und des faschis­tis­chen NDH-Staates tre­f­fen. Seit­ens der Behör­den — vor allem des Bürg­er­meis­ters und des Bezirk­shaupt­manns — wird das dor­tige Tre­f­fen eben­so nur als „Kroaten­feier” bzw. „kirch­liche Messe” gese­hen und gegenüber Kri­tik vertei­digt. Dass dort Hit­ler­grüße gezeigt, Lieder des faschis­tis­chen Ustaša-Staates gesun­gen, Fah­nen des NDH-Staates geschwenkt und Sym­bole und Orden des Drit­ten Reich­es als auch des Ustaša-Staates präsen­tiert wer­den, fällt der Behörde nicht auf — denn es ist ja nur eine „Kroaten­feier” mit „Messe”…

Für die Zukun­ft bleibt uns nur zu hof­fen, dass sich in ähn­lichen Fällen VertreterIn­nen von Behör­den wie der Bürg­er­meis­ter von Kremsmün­ster ver­hal­ten. Vielle­icht wirkt ein solch­es antifaschis­tis­ches Ver­hal­ten sog­ar bis nach Kärnten/Koroška.

Die järhliche Feier in Bleiburg/Pliberk - was als "Kroatenfeier" gilt ist das größte einschlägige Treffen in Mitteleuropa

Die järhliche Feier in Bleiburg/Pliberk — was als „Kroaten­feier” gilt ist das größte ein­schlägige Tre­f­fen in Mitteleuropa

Weit­ere Beiträge:
— 2017, noisey.vice.com: Das Konz­ert ein­er recht­sex­tremen Band aus Kroa­t­ien in Kremsmün­ster wurde nach Protesten abgesagt
— 2017, stopptdierechten.at: Forderun­gen nach Ver­bot von „Thompson“-Konzert in Kremsmünster/OÖ
— 2013, stopptdierechten.at: Thomp­son: Ultra­na­tion­al­is­mus und Ustascha
— 2012, stopptdierechten.at: Bleiburg/Pliberk (Ktn): Kroat­is­ch­er Totenkult mit Hitler-Gruß