Oberösterreichischen Medien war zu entnehmen, dass die Reservierung der Halle unter dem Motto „Kroatischer Abend” geschehen wäre (OÖN, 27.4.17). Der Bürgermeister äußerte sich in einem offiziellen Statement wie folgt:
Pressemitteilung: Konzert am 29. April 2017 in der Bezirkssporthalle abgesagt
Bürgermeister Gerhard Obernberger teilt mit, dass er den Veranstalter des Konzertes am Samstag, den 29. April 2017 davon informiert hat, dass die Bezirkssporthalle nicht zur Verfügung steht. Grund dafür ist einerseits, dass die Halle unter falschen Voraussetzungen gebucht und andererseits in Vorgesprächen der rechtsradikale Hintergrund der kroatischen Band Thompson nicht richtig bewusst gemacht wurde. Aus heutiger Sicht kann unter diesen Voraussetzungen die öffentliche Sicherheit und ein ruhiger Ablauf der Veranstaltung nicht gewährleistet werden. Bürgermeister Gerhard Obernberger: „Ich bedaure diese Situation, denn ich bin bestrebt alle Extreme zu vermeiden. Künftig wird es bessere Recherchen bei der Vergabe der Halle geben“. (Quelle: Website Marktgemeinde Kremsmünster)
Während die Vorstellung, dass ein Konzertveranstalter auf einen etwaigen „rechtsradikalen Hintergrund” seiner Bands hinweisen würde, etwas naiv ist, ist die rasche und eindeutige Reaktion des Bürgermeisters sehr zu begrüßen. In anderen Fällen, in denen die Nutzung von Veranstaltungsräumen der öffentlichen Hand durch rechte, homophobe oder sexistische Musiker, Burschenschaften oder Organisationen bekannt und kritisiert wird, dauert es oft lange, bis eine klare Reaktion kommt. Oder es kommt gar keine Reaktion mit dem Verweis aus „geschlossene Verträge” und die zuständigen Stellen versprechen lediglich Besserung für die Zukunft.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Veranstalter die Aufregung ganz und gar nicht versteht. Krasmidar Gadžić, Inhaber einer Sicherheitsfirma und Veranstalter des Thompson-Konzert aka „kroatischer Abend” in Kremsmünster lässt sich in einer Zeitung so zitieren:
Die kursierenden Bedenken können wir nicht teilen. Wir haben mit Herrn Perković bereits bei seinen vorangegangenen Konzerten in Wien begleitet, es gab keinerlei Gegendemonstrationen. Der Künstler und wir wollen damit nichts zu haben, diese Zeiten sind lange vorbei. (kosmo.at)
Ganz ähnlich läuft das Schema übrigends in Bleiburg/Pliberk in Kärnten/Koroška, wo sich jedes Jahr mehr als 10.000 Anhänger der kroatischen, faschistischen Ustaša und des faschistischen NDH-Staates treffen. Seitens der Behörden – vor allem des Bürgermeisters und des Bezirkshauptmanns – wird das dortige Treffen ebenso nur als „Kroatenfeier” bzw. „kirchliche Messe” gesehen und gegenüber Kritik verteidigt. Dass dort Hitlergrüße gezeigt, Lieder des faschistischen Ustaša-Staates gesungen, Fahnen des NDH-Staates geschwenkt und Symbole und Orden des Dritten Reiches als auch des Ustaša-Staates präsentiert werden, fällt der Behörde nicht auf, denn es ist ja nur eine „Kroatenfeier” mit „Messe”…
Für die Zukunft bleibt uns nur zu hoffen, dass sich in ähnlichen Fällen VertreterInnen von Behörden wie der Bürgermeister von Kremsmünster verhalten. Vielleicht wirkt ein solches antifaschistisches Verhalten sogar bis nach Kärnten/Koroška.
Weitere Beiträge:
➡️ 2017, noisey.vice.com: Das Konzert einer rechtsextremen Band aus Kroatien in Kremsmünster wurde nach Protesten abgesagt
➡️ 2017, stopptdierechten.at: Forderungen nach Verbot von „Thompson“-Konzert in Kremsmünster/OÖ
➡️ 2013, stopptdierechten.at: Thompson: Ultranationalismus und Ustascha
➡️ 2012, stopptdierechten.at: Bleiburg/Pliberk (Ktn): Kroatischer Totenkult mit Hitler-Gruß