Rassismus-Report 2016 von ZARA

Vor weni­gen Tagen hat ZARA seinen Ras­sis­mus-Report für das Jahr 2016 vorgestellt. Kein erfreulich­er Bericht, der — erläutert an vie­len Einzel­beispie­len — wieder eine deut­liche Steigerung ras­sis­tis­ch­er Vor­fälle gegenüber dem Vor­jahr belegt. 927 Vor­fälle sam­melte ZARA 2015, 2016 waren es 1.107, eine Steigerung um 180 Fälle (oder 16 Prozent). Dabei han­delt es sich nur um eine Samm­lung der ZARA bekan­nt­ge­wor­de­nen Fälle, also bei weit­em nicht um eine umfassende Gesamtzahl.

Der Antirassismus-Bericht 2016 kann bei ZARA oder bei uns als PDF heruntergeladen werden.

Der Anti­ras­sis­mus-Bericht 2016 kann bei ZARA oder bei uns als PDF herun­terge­laden werden.

Nach Ein­schätzung von ZARA war das Jahr 2016 „das Jahr des cyber-hate, des Has­s­es im Netz…. Die ‚gefühlte‘ Dom­i­nanz von Hass‑, Hetz- und Falschaus­sagen im Netz hat die Stim­mung gegenüber Geflüchteten und anderen als fremd wahrgenomme­nen Per­so­n­en endgültig zum Kip­pen gebracht“.

Eine Ein­schätzung, die wir weit­ge­hend teilen. Allerd­ings – und da greift die Meth­ode von ZARA mit den Einzelfall-Bericht­en ver­mut­lich zu kurz, um das deut­lich­er sicht­bar zu machen – ver­steck­en sich hin­ter vie­len Einzelfällen organ­isierte Struk­turen: Medi­en, Parteien, große Face­book-Grup­pen und die Face­book-Seit­en von Poli­tik­ern der FPÖ, die für die bre­ite Verteilung sorgen.

Ein gutes Beispiel dafür liefert ZARA selb­st: es ist der Einzelfall 22 „Has­skom­men­tar auf Face­book-Seite eines Poli­tik­ers“. Nein, aus­nahm­sweise han­delt es sich nicht um die Face­book-Seite von HC Stra­che, son­dern um die von Johann Gude­nus. Der ver­linkt am 5.September 2016 zu einem Beitrag von „unzensuriert.at“ („AKH-Mitar­bei­t­erin packt aus: Asyl­wer­ber sollen bei Oper­a­tion bevorzugt wer­den“) und stellt dazu seinen eige­nen Kom­men­tar: „Eine Sauerei. Die Öster­re­ich­er sind zu Bürg­ern 2. Klasse degradiert wor­den. Zeit für einen Wan­del! Zeit für Nor­bert Hofer!“.

Die Mel­dung von „unzensuriert.at“ stützt sich auf die anonyme Aus­sage ein­er ange­blichen Mitar­bei­t­erin des AKH. Selb­st nach­dem Medi­en wie „Vice“ („Wie die FPÖ Lügen über die Benachteili­gung von Öster­re­ich­ern ver­bre­it­et) oder „Heimat ohne Hass” (Zweimal falsch macht’s auch nicht richtig!“) oder Mimika­ma akribisch den Vor­wür­fen nachge­hen bzw. sie wider­legen, wer­den die Unwahrheit­en nicht korrigiert.

Einem Her­rn G. – und da set­zt der Einzelfall­bericht von ZARA ein — fall­en wüst het­zerische Post­ings auf der Face­book-Seite von Johann Gude­nus unter dessen Kom­men­tar auf. Doku­men­tiert wird dieses: „Warum soll über­haupt ein Asy­lant im AKH behan­delt wer­den, der soll erhängt wer­den oder am Elek­tros­tuhl lan­den“. Herr G. meldet an ZARA, ZARA meldet weit­er an die NS-Meldestelle des Ver­fas­sungss­chutzes. Im Jahres­bericht schildert und erläutert ZARA aus­führlich den Ver­het­zungspara­graphen § 283 StGB und stellt dazu exem­plar­isch die Frage „Was kann Herr G. tun?“.

Die deprim­ierende Antwort wäre: nicht viel. Wohl kön­nte es sein, dass sich der Ver­fass­er des Het­z­post­ings vor Gericht ver­ant­worten muss, aber Herr G., aber auch ZARA würde nur dann davon erfahren, wenn bei einem allfäl­li­gen Prozess eventuell eine medi­ale Berichter­stat­tung stat­tfind­et, in der das inkri­m­inierte Post­ing erwäh­nt wird.

Was aber wohl gewichtiger ist: die Falschmel­dung von „unzensuriert.at“, die nicht nur von Johann Gude­nus über­nom­men wurde, ist noch immer im Inter­net ver­füg­bar. „unzensuriert.at“ hat die Kom­men­tar­funk­tion zum Beitrag deak­tiviert, was ein Indiz dafür ist, welche Post­ings dort erbrochen wur­den. Johann Gude­nus sieht über­haupt keinen Grund, die Falschmel­dung inklu­sive seines aufhet­zen­den Kom­men­tars zu kor­rigieren. Mehr als tausend­mal wurde sein Beitrag geteilt, Het­ze und Falschmel­dung bre­it gestreut — Zweck erfüllt!

Solange Hass, Het­ze und Lüge unges­traft organ­isiert wer­den kön­nen und auch noch ein erfol­gre­ich­es Geschäftsmod­ell für (soziale) Medi­en und Parteien sein kön­nen, solange ist es ziem­lich müh­sam und wenig ‚nach­haltig‘, die Straf­be­hör­den für die einzel­nen kleinen Het­zer bemühen zu müssen – obwohl auch das notwendig ist.

Das wis­sen natür­lich auch die Mitar­bei­t­erIn­nen von ZARA, die mit ihrem Jahres­bericht 2016 eine gewichtige und erschreck­ende Doku­men­ta­tion über den erstark­ten Ras­sis­mus in Öster­re­ich erstellt haben. Nur noch so zum Drüber­streuen: die Tabelle von ZARA über die Ver­bre­itung ras­sis­tis­ch­er Vor­fälle im Inter­net bzw. sozialen Net­zw­erken. Wenn man sieht, dass sich die von ZARA gesam­melten ras­sis­tis­chen Vor­fälle in den sozialen Net­zw­erken im Jahr 2016 gegenüber dem Vor­jahr fak­tisch ver­dop­pelt haben, dann ist der Hand­lungs­be­darf evi­dent. Danke, ZARA!

Dem­nächst bericht­en wir über den Antimus­lim­is­chen Ras­sis­mus-Report 2016.

Der Antirassismus-Bericht 2016 kann bei ZARA oder bei uns als PDF heruntergeladen werden.

Der Anti­ras­sis­mus-Bericht 2016 kann bei ZARA oder bei uns als PDF herun­terge­laden werden.