Der Angeklagte Michael M. musste 2016 bei der Polizei zu einer Einvernahme antanzen, weil er im August 2015, als die Neonazi-Kameraden von „Blood & Honour“ Ungarn Hitlers Geburtshaus besuchten, auch dabei war. Als ihm die Beamten bei der Einvernahme Fingerprints abnahmen, konnten sie diese der Klebeaktion vom Frühjahr 2014 zuordnen. Blöd gelaufen! Nicht besonders günstig wirkte sich für den jetzt angeklagten M. auch der Umstand aus, dass er bei der polizeilichen Einvernahme laut OÖN mit den Aufnähern „Max H8“ und „88 Crew“ angetanzt kam.

Und dann wäre da noch die Sache mit „NW Braunau“. Unter diesem Titel wurde im Frühjahr 2016 auf Facebook eine wenig aufregende Seite betrieben, wobei „NW“ für „Nationaler Widerstand“ steht. Das Zahnrad auf dem Profilfoto der Seite ist ein beliebtes (Neo-)Nazi-Symbol, stammt von der „Deutschen Arbeitsfront“ und wurde zuletzt von der (verbotenen) Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) verwendet.

Michael M. gefiel das Symbol so gut, dass es auch seinen Facebook-Account zierte – mit den Zusätzen NW und Braunau. Es liegt also nahe, dass M.M. auch die Seite „NW Braunau“ bespielte, die sich im Sommer völlig geräuschlos von Facebook verabschiedete – wie auch das Profil von Michael M.. Immerhin verdanken wir den beiden Facebook-Accounts die Erkenntnis, dass ein Neonazi wie M. auf ein breites Bündnis der Rechtsextremen setzt und sogar ein bisschen die Hardcore-Nazis vom „III. Weg“ kritisiert, weil sich die so deutlich von den Identitären absetzen wollen.
Der „NW Braunau“ war da nicht so eng. Da wurde sogar eine Meldung des RFJ-Bezirksobmanns geteilt, in der dieser gegen eine Schließung der „Whiskymühle“-Disco wetterte. Die „Whiskymühle“ zu dieser Zeit hatte einen bekannten Geschäftsführer, der 2012 zwei Jahre (bedingt) für Wiederbetätigung ausgefasst hatte. So wäscht eben unter den Kameraden eine Hand die andere.
Am Dienstag wird Michael M. trotzdem alleine vor Gericht stehen.
➡️ Ried/OÖ: Der NW Braunau wurde verurteilt
