Der Angeklagte – nennen wir ihn M.M. — musste 2016 bei der Polizei zu einer Einvernahme antanzen, weil er im August 2015, als die Neonazi-Kameraden von „Blood & Honour“ Ungarn Hitlers Geburtshaus besuchten, auch dabei war. Als ihm die Beamten bei der Einvernahme Fingerprints abnahmen, konnten sie diese der Klebeaktion vom Frühjahr 2014 zuordnen. Blöd gelaufen! Nicht besonders günstig wirkte sich für den jetzt angeklagten M.M. auch der Umstand aus, dass er bei der polizeilichen Einvernahme laut OÖN mit den Aufnähern „Max H8“ und „88 Crew“ angetanzt kam.


Und dann wäre da noch die Sache mit „NW Braunau“. Unter diesem Titel wurde im Frühjahr 2016 auf Facebook eine wenig aufregende Seite betrieben, wobei „NW“ für „Nationaler Widerstand“ steht. Das Zahnrad auf dem Profilfoto der Seite ist ein beliebtes (Neo-)Nazi-Symbol, stammt von der „Deutschen Arbeitsfront“ und wurde zuletzt von der (verbotenen) Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) verwendet.

Dem jetzt angeklagten M.M. gefiel das Symbol so gut, dass es auch sein persönliches Facebook-Konto zieren durfte – mit den Zusätzen NW und Braunau. Es liegt also nahe, dass M.M. auch die Seite „NW Braunau“ bespielte, die sich im Sommer völlig geräuschlos von Facebook verabschiedete – so wie das Konto von M. M. auch. Immerhin verdanken wir den beiden Facebook-Seiten die Erkenntnis, dass ein Nazi wie M.M. bzw. der „NW Braunau“ auf ein breites Bündnis der Rechtsextremen setzt und sogar ein bisschen die Hardcore-Nazis vom „III. Weg“ kritisiert, weil sich die so deutlich von den Identitären absetzen wollen.

Der „NW Braunau“ war da nicht so eng. Da wurde sogar eine Meldung des RFJ-Bezirksobmanns geteilt, in der dieser gegen eine Schließung der „Whiskymühle“-Disco wetterte. Moment! Hatte die „Whiskymühle“ zu dieser Zeit nicht einen sehr berühmten Geschäftsführer? Der 2012 zwei Jahre (bedingt) für Wiederbetätigung ausgefasst hatte? So wäscht eben unter den Kameraden eine Hand die andere.
Am Dienstag wird M.M. trotzdem alleine vor Gericht stehen.
