FPÖ lädt zu Antisemitismus-Symposion

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Die FPÖ, genau­er ihr Bil­dungs­in­sti­tut, lädt ja heu­te Abend zum The­ma Anti­se­mi­tis­mus. Ja, Sie haben rich­tig gele­sen: Die FPÖ äußert sich dazu in der Woche der 78. Wie­der­kehr des Tags der anti­se­mi­ti­schen Novem­ber­po­gro­me („Reichs­kris­tall­nacht” genannt) eben dazu. Dar­an wur­de zurecht Kri­tik geäu­ßert, vor allem aber die Wider­sprü­che auf­ge­zeigt die sich dadurch ergeben.

Hei­ßen tut die Ver­an­stal­tung „Sym­po­si­on „Haben wir aus der Geschich­te gelernt? Neu­er Anti­se­mi­tis­mus in Euro­pa“ in Wien”, statt­fin­den wird es heu­te abend im Grand Hotel am Kärnt­ner Ring, ein­ge­la­den wur­de etwa via Pres­se­aus­sendung.

Der Stan­dard ver­wies in sei­ner Online-Aus­ga­be zurecht dar­auf, dass bis kurz vor der Ver­an­stal­tung anti­se­mi­ti­sche Pos­tings auf Nor­bert Hofers zu fin­den waren.

Kri­tik dar­an übte — neben ande­ren — auch mein Kol­le­ge Harald Wal­ser, sei­ne Aus­sendung dazu:

Wal­ser zum FPÖ-Anti­se­mi­tis­mus: „Hofer hat Erklä­rungs­be­darf“ — FPÖ-Sym­po­si­um ist unglaub­wür­di­ge Alibi-Aktion

Wien (OTS) — „Die plötz­li­chen Rein­wa­schungs­ver­su­che der tief anti­se­mi­tisch gepräg­ten FPÖ sind pein­lich und unglaub­wür­dig“, stellt der Grü­ne Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te Harald Wal­ser in Reak­ti­on auf das heu­te, Mon­tag­abend, statt­fin­den­de FPÖ-Sym­po­si­um zum Anti­se­mi­tis­mus fest: „Der Titel der FPÖ-Ver­an­stal­tung ‚Haben wir aus der Geschich­te gelernt?‘ kann ein­deu­tig mit ‚Nein‘ beant­wor­tet wer­den. Denn wie­der wer­den auf der Face­book-Sei­te von Nor­bert Hofer in ein­deu­ti­ger Absicht und mit Dul­dung des Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten anti­se­mi­ti­sche Inhal­te gepos­tet, indem etwa mit Hin­weis auf Heinz Fischers Teil­nah­me an Bil­der­ber­ger-Tref­fen Fischers Frau als ‚Jewisch’ bezeich­net wird und zudem auf eine klar anti­se­mi­ti­sche Web­site ver­linkt wird.“

Wal­ser bezieht sich damit auf einen Link auf das „Natio­nal Jour­nal“, das etwa vom Deut­schen Ver­fas­sungs­schutz nicht nur als rechts­extrem, son­dern auch ein­deu­tig als „neo­na­zis­tisch“ klas­si­fi­ziert wird. So wird dort etwa „vor dem glo­ba­lis­ti­schen Sen­dungs­be­wußt­sein jüdi­scher Macht­zen­tren“ gewarnt, „Dr. Goeb­bels“ gelobt und Putins angeb­li­cher Kampf gegen das „Welt­füh­rungs-Juden­tum“ beschwo­ren. Das sei gefähr­lich, steht dort geschrie­ben und fol­gen­der­ma­ßen begründet:
„Wel­ches Risi­ko Putin mit die­ser küh­nen Wider­stands­po­li­tik ein­geht, läßt sich erah­nen, wenn man sich das Schick­sal der Natio­nal­so­zia­lis­ten vor Augen führt.“

All das stört Nor­bert Hofer offen­bar nicht, kon­sta­tiert Wal­ser — im Gegen­teil: Er lässt die anti­se­mi­ti­sche Hass­ti­ra­de ste­hen und betont nur wenig spä­ter in einem Kom­men­tar im sel­ben Thread, er selbst wer­de nicht am „Bil­der­ber­ger-Tref­fen“ teil­neh­men. Wal­ser: „Wie gehen Stra­che, Hofer & Kame­ra­den mit den vie­len anti­se­mi­tisch durch­setz­ten Bur­schen­schaf­ten um, in denen FPÖ-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te und wei­te­re frei­heit­li­che Poli­ti­ker zuhauf Mit­glie­der sind?“ Zudem fragt sich Wal­ser: „Wird auf das Wir­ken des anti­se­mi­ti­schen FPÖ-Par­tei­ob­manns Anton Reinth­al­ler und ande­rer Par­tei­grün­der ein­ge­gan­gen? Wer­den die aktu­el­len anti­se­mi­ti­schen Akti­vi­tä­ten the­ma­ti­siert? Wenn nein, ist die­ses ‚Sym­po­si­um’ eine unglaub­wür­di­ge Alibi-Aktion.“

Abschlie­ßend mahnt der Grü­ne Abge­ord­ne­te: „Wenn sich die FPÖ ernst­haft mit dem Anti­se­mi­tis­mus in den eige­nen Rei­hen aus­ein­an­der­set­zen möch­te, wird eine Abend­ver­an­stal­tung nicht aus­rei­chen. Da braucht es eine Kom­mis­si­on aner­kann­ter unab­hän­gi­ger His­to­ri­ke­rin­nen und His­to­ri­ker zur Auf­ar­bei­tung der eige­nen Ver­gan­gen­heit und vor allem Schu­lungs­ein­hei­ten für alle Mit­glie­der von Stra­che und Hofer abwärts, damit Pos­tings wie das oben zitier­te nicht mehr vor­kom­men.“ (Quel­le: OTS)