Einen ersten Auftakt hat es im identitären Zentrum in Graz bereits Anfang März gegeben, als die lokale Gruppe zu einem „Schulungsseminar“ zum Thema „Strukturentwicklung in der Steiermark“ einlud. Die Teilnehmenden waren, wenig verwunderlich, keine Unbekannten: So war beispielsweise Luca Kerbl dabei. Der ehemalige FPÖler hatte im Juni 2016 gemeinsam mit anderen Kameraden eine Vorlesung an der Klagenfurter Uni gestört. Peter Dingsleder und Jörg Dittus wiederum wurden letztes Jahr im Adventkalender der Gruppe Recherche Wien aufgrund ihrer Aktivitäten bei den Identitären geoutet. Das Zentrum soll zudem laut Eigenangaben auch eine Bibliothek und ein Büro beheimaten.
Nach Grazer Vorbild
Seit Mitte Februar sammeln die Identitären auch Spenden für ein sogenanntes „Khevenhüller-Zentrum“, das als „zentraler Arbeitsort“ der Linzer Gruppe fungieren und dabei ebenfalls sowohl eine Bibliothek als auch Lesekreise sowie Seminare, Vorträge, Workshops, Stammtische, Aktionsplanungen, Film- und Liederabende beherbergen soll. Jedoch „einen Anlaufpunkt für alle Patrioten zu schaffen“, scheint auch für die Linzer Identitären vor allem finanziell nicht so einfach zu sein. Der Website der IBÖ zufolge ist nämlich der Spendendrang der Kamerad_innen nicht allzu erfolgreich, da bis Mitte September erst 13% der benötigten 1.730 Euro aufgetrieben werden konnten. Auf der Facebook-Seite der IBÖ ist Anfang August 2016 hingegen ist nur von 1.500 Euro die Rede, die noch fehlen würden, um die Mietkosten für ein Jahr abzudecken.
„Verein zur Erhaltung und Förderung der kulturellen Identität“
Für beide „Zentren“ wird als Spendenempfänger der seit 2012 behördlich eingetragene „Verein zur Erhaltung und Förderung der kulturellen Identität“ angegeben, in dem es im letzten Jahr zu Änderungen gekommen ist. Wurde zuvor Alexander Markovics und eine Adresse im 4. Bezirk (Schelleingasse 26/1/6/19) in Wien im Kontext des Vereins genannt, verweist nun Recherche Graz darauf, dass die beiden Sellner-Brüder Thomas und Martin als Funktionsträger des Vereins fungieren, der nun seinen Sitz in der Paulinengasse 18/5/17 im 18. Bezirk hat. Auch das Spendenkonto hat sich geändert: von der Erste Bank zur easybank. Ein möglicher Hintergrund: Im August letztens Jahres war auf linksunten.indymedia.org dazu aufgerufen worden, den Identitären „die Spenden abzudrehen“ und Protest bei der Erste Bank einzulegen. Im Jänner darauf hatten die Identitären selbst auf Facebook bekannt gegeben, dass ihnen ihr Konto gekündigt worden war.
Namensgeber
Der Name des Linzer Zentrums bezieht sich auf den aus dem Kärntner Adelsgeschlecht stammenden, jedoch in Linz geborenen, kaiserlichen Feldmarschall und Oberbefehlshaber, Ludwig Andreas von Khevenhüller, der in den Erbfolgekriegen an der Seite von Prinz Eugen gekämpft hatte. Namensgeber des Grazer Zentrums ist der k.u.k. Oberst Franz Xaver Hackher zu Hart, der mit seiner Truppe den Grazer Schlossberg gegen die französische Belagerung durch die Truppen Napoléons Bonapartes am Beginn des 19. Jahrhundert verteidigt hatte.
Keine Gegenkultur
Mit dem Aufruf „Wir schaffen Orte der Gegenkultur, identitäre Freiräume und Strukturen der Reconquista!“ greifen die Identitären erneut Schlagwörter linker Subkulturen wie „Gegenkultur“ und „Freiräume“ auf und versuchen, diese in identitärer Manier umzudeuten.