Unter den Kameraden, die sich da mit Küssel zum Public Viewing trafen, ist nämlich auch einer, der bei den Identitären angedockt hat. So neu ist die Verbindung natürlich nicht, kommen doch einige der identitären Leuchten aus der Neonazi-Szene bzw. zählten zu Küssels Gefolgschaft rund um Alpen-Donau. Die Ansammlung von Neonazis, die sich da am Uni-Campus trafen, ist jedenfalls beachtlich und beunruhigend. Die Antifa Recherche Wien hat etliche der braunen Grufties, die in den letzten Jahren ohne ihren Führer auskommen mussten, beim Stelldichein mit Gottfried fotografiert.
Gottfried Küssel mit Paul B.; © Antifa Recherche Wien
Wegen seiner Beteiligung an der Neonazi-Homepage Alpen-Donau samt Forum, wo er als einer der Chefs fungierte, war Küssel Anfang 2013 zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Die Haftstrafe von Küssel, der seit April 2011 in Haft (zunächst Untersuchungshaft) war, ist Anfang 2014 von einem Senat des Oberlandesgerichts Wien auf 7 Jahre und 9 Monate reduziert worden.
Ob der Auftritt Küssels mit seinen Kameraden auf eine vorzeitige Haftentlassung zurückgeht oder ob er das Kameradschaftstreffen als “Freigänger“ zur Vorbereitung auf seine Haftentlassung absolvieren durfte, ist derzeit noch unklar. Im Rahmen seiner vorherigen Haftstrafe als Chef der neonazistischen Gruppe „VAPO“ (Volkstreue Außerparlamentarische Opposition“) war er 1993 zunächst zu zehn Jahren, bei der Neuauflage des Prozesses 1994 aber zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Weil er aber nach Ansicht des OLG Wien ein „braver“ Neonazi war, wurde seinem Antrag auf vorzeitige Haftentlassung im Juni 1999 stattgegeben.