René Schimanek ist der Büroleiter von Norbert Hofer, dem Dritten Präsidenten des Nationalrats. Falls der Bundespräsident würde, wäre Schimanek zwar nicht der Leiter der Präsidentschaftskanzlei, aber wohl so etwas wie Bruno Aigner für Heinz Fischer.
Eine nicht ganz so hohe, aber ähnlich einflussreiche Position hätte Schimanek im Jahr 2000 erlangt. Fast! Wenn es da nicht Fotos gegeben hätte. René Schimanek ist der Bruder von Hans Jörg Schimanek, der zuletzt im Jahr 2009 mit Gottfried Küssel und einem deutschen Neonazi am Ulrichsberg in Kärnten aufgetaucht ist.
Ulrichsberg 2009: Hans Hans Jörg Schimanek, jun. mit Riccardo Sturm, Neonazi aus Leipzig
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Ulrichsberg 2009: Küssel mit Riccardo Sturm, Neonazi aus Leipzig
Früher einmal robbten die beiden Schimanek-Brüder bei der Kameradschaft Langenlois herum. Der Antisemitismus-Bericht des Stephen-Roth-Instituts der Universität Tel Aviv stellte 1998 jedenfalls fest, dass „das FPÖ-Mitglied Rene Schimanek tief in die paramilitärische Naziorganisation Kameradschaft Langenlois involviert war“.
Während Bruder Hans Jörg wegen seiner Aktivitäten in der Wehrsportgruppe und der neonazistischen Organisation VAPO des Gottfried Küssel zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, landete René im Jahr 2000 im Büro des kurzzeitigen FPÖ-Justizministers Michael Krüger. „Aushilfsweise“, betonte Krüger damals und drohte dem „Falter“ (6 und 8/2000), der die Beschäftigung von René recherchiert hatte, mit einer Klage.
Die Wehrsportübungen der Kameradschaft Langenlois waren das eine, das Foto eines Kampfauftritts von René mit seinem Bruder Hans Jörg und Gottfried Küssel war das andere Steinchen, das seine politische Karriere kurz behinderte. Am 21. März 1987 hatte sich die braune Küssel-Truppe am Wiener Neubau-Gürtel versammelt und gedroht, sich mit Holzknüppeln den Weg gegen linke Demonstranten freizuschlagen. Der Fotograf beschreibt dem „Kurier“ (19.5.16) die Szene und das berühmte Foto:
Küssel & Co verließen das Lokal. Die Polizisten wurden mehrfach aufgefordert, der Küssel-Truppe doch die „Holzprügel“ abzunehmen, die sie in Händen hielten, doch die Polizei kam, wie damals üblich war, dem Ersuchen nicht nach, sondern schleuste die rechten Recken an den gefährlichen „linken“ Gegendemonstranten vorbei. René Schimanek ( auf dem Foto der vierte Kerl) war eher das „Beiwagerl“ seines großen radikalen Bruders Hans-Jörg, so mein Eindruck. Der „Kleine“ war in den 1990-er Jahren in der (elterlichen) Presszentrum VerlagsGmbH tätig, die Ende 2010 aufgelöst wurde.
Die Kampfübungen der Kameradschaft Langenlois, bei der auch Gurgelschnitt und Nierenstich geübt wurden, versuchte René dem „Falter“ (Nr. 8/2000) als „Geländespiele“ zu verkaufen: „… das waren aber nur Pfadfinderspiele, die keinerlei militärischen oder politischen Charakter hatten. Ein Mitglied rechtsextremer Organisationen bin ich aber nie gewesen.“
Das Foto (eigentlich sind es mehrere) vermittelt einen anderen Eindruck. Es „zeigt die drei mit Schlagstock und Kampfstiefel“. Die drei, das waren Gottfried Küssel, Hans Jörg Schimanek jun. und René Schimanek. Wegen des Fotos und dessen Hintergrund wurde es nichts mit dem Job als Kabinettsmitarbeiter von Justizminister Krüger. Die FPÖ und Krüger erzählten der Öffentlichkeit die Geschichte mit dem Aushilfsjob, und Krüger war nach einem Monat als Justizminister selbst Geschichte. René Schimanek arbeitete im FPÖ-Parlamentsklub. Dort störte seine Geschichte schon damals niemanden. Dann arbeitete und kandidierte er für das BZÖ. Später wechselte er dann wieder zur FPÖ – anscheinend problemlos.
Gottfried Küssel, Hans Jörg Schimanek jun. und René Schimanek; © Robert Newald
Im Herbst 2015 entdeckt ihn der Falter (Nr. 43/2015) im Kabinett des Dritten Präsidenten Hofer. René Schimanek erzählt der Redakteurin, wie und was der Zufall so spielt im Leben. Bei Krüger habe er sich nur deshalb um die Post gekümmert, weil dessen Mitarbeiterin länger nicht da war (Krüger selbst war nur kurz da: Justizminister vom 4.–29.2.2000). Für das BZÖ habe er 2006 nur deshalb kandidiert, weil er damals zufällig im Pressebüro des BZÖ beschäftigt war „und wir mussten alle kandidieren“ (Falter).
Auch seine Beteiligung an den Wehrsportübungen sei nur zufällig gewesen:
„Die Lager, die mein Bruder veranstaltet hat, waren an unserem Wohnort, natürlich habe ich dort vorbeigeschaut.” Auch Neonazi Küssel habe er getroffen, „aber als Freundschaft würde ich das nicht bezeichnen. Dafür war nicht nur der Altersunterschied zu groß, ich teile auch Küssels Ideologie nicht. In einer gefestigten Demokratie hat der Nationalsozialismus keinen Platz. (Falter Nr. 43/2015)
Das Foto erzählt nicht von einer zufälligen Begegnung. Es zeigt vorne den mehrfach verurteilten Neonazi Gottfried Küssel, hinter ihm Hans-Jörg Schimanek jun. in Kampfadjustierung und Springerstiefeln, dann eine Person, die von ihm verdeckt wird, und dahinter den späteren Büroleiter – mit Schlagstock. Da ist nichts von Zufall und „Vorbeischauen“ bemerkbar.