Klagenfurt: Nichts gedacht?

Die Entschei­dung der Geschwore­nen war ein­stim­mig – falsch ist sie trotz­dem. Im Prozess wegen des Ver­dachts der NS- Wieder­betä­ti­gung gegen den Spiel­er des ASKÖ Wölfnitz, der am 17. Okto­ber des Vor­jahres beim Spiel gegen DSG Sele/Zell laut Anklage einen derbe het­zerische Aktion geset­zt haben soll, haben die Geschwore­nen ein­stim­mig auf unschuldig erkan­nt. Eine Begrün­dung für den Freis­pruch gab es nicht, auch keine Erk­lärung des Staat­san­walts. Das Urteil ist daher noch nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte kon­nte bei den Geschwore­nen offen­sichtlich damit punk­ten, dass er sich mehrmals nichts oder was anderes gedacht hat­te. Bei der Zahl 88, die in seine Stutzen ein­genäht war, war ihm zwar die Sym­bo­l­ik für Neon­azis bewusst, für ihn sei sie aber seit sein­er Jugend eine Glück­szahl gewe­sen, die er darum ver­wen­det habe, um seine Stutzen nach der Wäsche wiederzubekom­men. Aha!

Im Zuge ein­er Haus­durch­suchung war bei ihm weit­eres belas­ten­des Mate­r­i­al gefun­den wor­den. Bild­ma­te­r­i­al, das ihn lächel­nd neben einem Hak­enkreuz zeigt, Fotos von Hitler und einem Totenkopf­ban­ner. Die Fotos seien während eines Aus­tralien-Urlaubs ent­standen, so der Angeklagte. „Mit dem Nation­al­sozial­is­mus habe er über­haupt nichts am Hut, er wisse auch nicht viel darüber“, zitiert ihn die APA, und weit­er: „Auf die Frage, warum er sich dann aus­gerech­net neben einem Hak­enkreuz fotografieren lassen habe, antwortete er, dass er sich nichts dabei gedacht habe.“ – Eben!


Beim Foot­ball nicht ungewöhn­lich, bei Soc­cer eher schon

Dass er zu den bei­den Spiel­ern der DSG Sele/Zell „Scheiß –Jugos“ gesagt hat, bestre­it­et er gar nicht – den Hit­ler­gruß und die Wieder­betä­ti­gung durch die Äußerung, „Es gibt nur einen Führer und ihr gehört’s alle ver­gast und erschossen“, aber schon.

Was die Geschwore­nen zu ihrer Entschei­dung ver­an­lasst hat, was sie sich dabei gedacht haben, wis­sen wir nicht. Ob unter den Geschwore­nen Ange­hörige der slowenis­chen Min­der­heit waren, auch nicht. Ob das Urteil der Geschwore­nen aus­ge­set­zt wird, wer­den die näch­sten Tage zeigen. Wenn das der Fall ist, sollte man das Ver­fahren tun­lichst in einem anderen Bun­des­land abwickeln.

P.S: Der Bericht der Abend-„Krone“ (12.5.2016) wurde noch vor dem Urteilsspruch der Geschwore­nen ver­fasst. Der Kon­trast zum Urteilsspruch fällt daher umso deut­lich­er aus:

Der 25-jährige Kick­er wirkt, mit Ver­laub, als ob er nicht bis 3 zählen kön­nte: Nation­al­sozial­is­mus? – Keine Ahnung. Hitler? – Achselzuck­en. KZ-Außen­stelle Lager am Kärnt­ner Loibl? – Nie gehört. „Warum dann die 88 auf der Sportaus­rüs­tung?“, will der Richter während der Befra­gung, die zur Geschicht­snachil­fe wird, wis­sen. „88“ gilt als Nazisym­bol, wurde von manchen Sportver­bän­den auch generell ver­boten. „Weil das meine Glück­szahl ist“, erk­lärt der Kla­gen­furter. „Nichts son­st.“ Auch die Fotos – etwa grin­send vor dem Hak­enkreuz – die laut Anklage das Bild eines Möchte­gern-Führerfans unter­mauern, seien „grund­los“ bei einem Muse­ums­be­such entstanden.