Der Angeklagte konnte bei den Geschworenen offensichtlich damit punkten, dass er sich mehrmals nichts oder was anderes gedacht hatte. Bei der Zahl 88, die in seine Stutzen eingenäht war, war ihm zwar die Symbolik für Neonazis bewusst, für ihn sei sie aber seit seiner Jugend eine Glückszahl gewesen, die er darum verwendet habe, um seine Stutzen nach der Wäsche wiederzubekommen. Aha!
Im Zuge einer Hausdurchsuchung war bei ihm weiteres belastendes Material gefunden worden. Bildmaterial, das ihn lächelnd neben einem Hakenkreuz zeigt, Fotos von Hitler und einem Totenkopfbanner. Die Fotos seien während eines Australien-Urlaubs entstanden, so der Angeklagte. „Mit dem Nationalsozialismus habe er überhaupt nichts am Hut, er wisse auch nicht viel darüber“, zitiert ihn die APA, und weiter: „Auf die Frage, warum er sich dann ausgerechnet neben einem Hakenkreuz fotografieren lassen habe, antwortete er, dass er sich nichts dabei gedacht habe.“ – Eben!
Beim Football nicht ungewöhnlich, bei Soccer eher schon
Dass er zu den beiden Spielern der DSG Sele/Zell „Scheiß –Jugos“ gesagt hat, bestreitet er gar nicht – den Hitlergruß und die Wiederbetätigung durch die Äußerung, „Es gibt nur einen Führer und ihr gehört’s alle vergast und erschossen“, aber schon.
Was die Geschworenen zu ihrer Entscheidung veranlasst hat, was sie sich dabei gedacht haben, wissen wir nicht. Ob unter den Geschworenen Angehörige der slowenischen Minderheit waren, auch nicht. Ob das Urteil der Geschworenen ausgesetzt wird, werden die nächsten Tage zeigen. Wenn das der Fall ist, sollte man das Verfahren tunlichst in einem anderen Bundesland abwickeln.
P.S: Der Bericht der Abend-„Krone“ (12.5.2016) wurde noch vor dem Urteilsspruch der Geschworenen verfasst. Der Kontrast zum Urteilsspruch fällt daher umso deutlicher aus:
Der 25-jährige Kicker wirkt, mit Verlaub, als ob er nicht bis 3 zählen könnte: Nationalsozialismus? – Keine Ahnung. Hitler? – Achselzucken. KZ-Außenstelle Lager am Kärntner Loibl? – Nie gehört. „Warum dann die 88 auf der Sportausrüstung?“, will der Richter während der Befragung, die zur Geschichtsnachilfe wird, wissen. „88“ gilt als Nazisymbol, wurde von manchen Sportverbänden auch generell verboten. „Weil das meine Glückszahl ist“, erklärt der Klagenfurter. „Nichts sonst.“ Auch die Fotos – etwa grinsend vor dem Hakenkreuz – die laut Anklage das Bild eines Möchtegern-Führerfans untermauern, seien „grundlos“ bei einem Museumsbesuch entstanden.