Klagenfurt: Nichts gedacht?

Die Ent­schei­dung der Geschwo­re­nen war ein­stim­mig – falsch ist sie trotz­dem. Im Pro­zess wegen des Ver­dachts der NS-Wie­­der­­be­­tä­­ti­­gung gegen den Spie­ler des ASKÖ Wölf­nitz, der am 17. Okto­ber des Vor­jah­res beim Spiel gegen DSG Sele/Zell laut Ankla­ge einen der­be het­ze­ri­sche Akti­on gesetzt haben soll, haben die Geschwo­re­nen ein­stim­mig auf unschul­dig erkannt. Eine Begrün­dung für den […]

12. Mai 2016

Der Ange­klag­te konn­te bei den Geschwo­re­nen offen­sicht­lich damit punk­ten, dass er sich mehr­mals nichts oder was ande­res gedacht hat­te. Bei der Zahl 88, die in sei­ne Stut­zen ein­ge­näht war, war ihm zwar die Sym­bo­lik für Neo­na­zis bewusst, für ihn sei sie aber seit sei­ner Jugend eine Glücks­zahl gewe­sen, die er dar­um ver­wen­det habe, um sei­ne Stut­zen nach der Wäsche wie­der­zu­be­kom­men. Aha!

Im Zuge einer Haus­durch­su­chung war bei ihm wei­te­res belas­ten­des Mate­ri­al gefun­den wor­den. Bild­ma­te­ri­al, das ihn lächelnd neben einem Haken­kreuz zeigt, Fotos von Hit­ler und einem Toten­kopf­ban­ner. Die Fotos sei­en wäh­rend eines Aus­tra­li­en-Urlaubs ent­stan­den, so der Ange­klag­te. „Mit dem Natio­nal­so­zia­lis­mus habe er über­haupt nichts am Hut, er wis­se auch nicht viel dar­über“, zitiert ihn die APA, und wei­ter: „Auf die Fra­ge, war­um er sich dann aus­ge­rech­net neben einem Haken­kreuz foto­gra­fie­ren las­sen habe, ant­wor­te­te er, dass er sich nichts dabei gedacht habe.“ – Eben!


Beim Foot­ball nicht unge­wöhn­lich, bei Soc­cer eher schon

Dass er zu den bei­den Spie­lern der DSG Sele/Zell „Scheiß –Jugos“ gesagt hat, bestrei­tet er gar nicht – den Hit­ler­gruß und die Wie­der­be­tä­ti­gung durch die Äuße­rung, „Es gibt nur einen Füh­rer und ihr gehört’s alle ver­gast und erschos­sen“, aber schon.

Was die Geschwo­re­nen zu ihrer Ent­schei­dung ver­an­lasst hat, was sie sich dabei gedacht haben, wis­sen wir nicht. Ob unter den Geschwo­re­nen Ange­hö­ri­ge der slo­we­ni­schen Min­der­heit waren, auch nicht. Ob das Urteil der Geschwo­re­nen aus­ge­setzt wird, wer­den die nächs­ten Tage zei­gen. Wenn das der Fall ist, soll­te man das Ver­fah­ren tun­lichst in einem ande­ren Bun­des­land abwickeln.

P.S: Der Bericht der Abend-„Krone“ (12.5.2016) wur­de noch vor dem Urteils­spruch der Geschwo­re­nen ver­fasst. Der Kon­trast zum Urteils­spruch fällt daher umso deut­li­cher aus:

Der 25-jäh­ri­ge Kicker wirkt, mit Ver­laub, als ob er nicht bis 3 zäh­len könn­te: Natio­nal­so­zia­lis­mus? – Kei­ne Ahnung. Hit­ler? – Ach­sel­zu­cken. KZ-Außen­stel­le Lager am Kärnt­ner Loibl? – Nie gehört. „War­um dann die 88 auf der Sport­aus­rüs­tung?“, will der Rich­ter wäh­rend der Befra­gung, die zur Geschichts­nach­il­fe wird, wis­sen. „88“ gilt als Nazi­sym­bol, wur­de von man­chen Sport­ver­bän­den auch gene­rell ver­bo­ten. „Weil das mei­ne Glücks­zahl ist“, erklärt der Kla­gen­fur­ter. „Nichts sonst.“ Auch die Fotos – etwa grin­send vor dem Haken­kreuz – die laut Ankla­ge das Bild eines Möch­te­gern-Führ­er­fans unter­mau­ern, sei­en „grund­los“ bei einem Muse­ums­be­such entstanden.

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