Graz: Breiviks Nachfolger am Dach der Grünen?

Es war eine Aktion der Iden­titären, aber ganz augen­schein­lich unter Beteili­gung eines Graz­er FPÖ- Funk­tionärs, der schon seit län­gerem bei den Iden­titären ange­dockt hat. Am Mittwoch, 6.4. nach­mit­tags klet­terten einige Aktivis­ten der Iden­titären, unter ihnen Mar­tin Sell­ner und der FPÖ-Funk­tionär auf das Dach der Grü­nen Parteizen­trale in Graz, brüll­ten Parolen und zün­de­ten Feuer­w­erk­skör­p­er. Beden­klich ist die Aktion aus mehreren Grün­den.

Der Vor­fall sei sehr beun­ruhi­gend für Man­datare und Mitar­beit­er, erk­lärte Lam­bert Schön­leit­ner, der Lan­dessprech­er der Grü­nen, der den Ver­fas­sungss­chutz ver­ständigt hat, dem „Stan­dard“: „In den let­zten fünf, zehn Jahren war es denkun­möglich, dass rechte Grup­pierun­gen ein poli­tis­ches Gebäude attack­iert haben — diese Entwick­lung macht uns große Sor­gen.” „Die Sicher­heitsvorkehrun­gen im Grü­nen Haus wer­den in Abstim­mung mit der Sicher­heits­di­rek­tion umge­hend ver­stärkt wer­den”, so Schön­leit­ner weiter.

Beson­ders beden­klich ist der Umstand, dass sich zumin­d­est ein FPÖ- Funk­tionär an der Dach-Aktion beteiligt hat. Ob er und die anderen beim The­o­rie-Sem­i­nar der Iden­titären auch gel­ernt haben, dass man keine Feuer­w­erk­skör­p­er am Dach zün­den sollte? Gab es noch vor einem Jahr deut­liche Dis­tanzierun­gen von bei­den Seit­en, so ist mit­tler­weile immer klar­er, dass die Iden­titären bestens per­son­ell und auch ide­ol­o­gisch mit den Blauen ver­net­zt sind und mit­tler­weile so etwas wie deren Pöbel­truppe darstellen.


Iden­titäre am Dach
-

Vor zwei Wochen fan­den in Wien ähn­liche Aktio­nen vor den Parteizen­tralen der Grü­nen und der SPÖ statt. Damals stiegen die Iden­titären allerd­ings nicht aufs Dach, um Parolen zu brüllen, son­dern brüll­ten auf der Straße, nach­dem sie sich in ein­er obszö­nen Aktion zu Todes­opfern von Paris deklar­i­ert hat­ten und „tot“ umge­fall­en waren.

Mar­tin Sell­ner, der iden­titäre Guru, kündigte damals an, dass weit­ere ähn­liche Aktio­nen fol­gen wür­den: „Wir wer­den über­all dort auf­tauchen, wo die Mul­ti­kul­tis uns nicht erwarten“. Wesentlich­er ist aber, was da son­st noch an Botschaften abge­set­zt wurde. Da hieß es näm­lich in der Ansprache, dass man ver­spreche, die Ver­ant­wortlichen zur Ver­ant­wor­tung zu ziehen. Illus­tri­ert wurde das durch das Trans­par­ent „Das ist eure Schuld“. Die Ver­ant­wortlichen für den Ter­ror in Paris – SPÖ und Grüne? Alexan­der Markovics, der zwar kein Guru wie Sell­ner, aber Sprech­er der Iden­titären ist, bestätigt diesen Irrsinn auch noch in einem Video-Inter­view mit „Öster­re­ich“: „Die wahren Schuldigen sitzen in den Regierun­gen Wiens, Öster­re­ichs und ganz Europas“.

Das ist eine ide­ol­o­gis­che Posi­tion, wie sie auch Anders Behring Breivik in seinem Man­i­fest für sich reklamiert hat:

„Mul­ti­kul­tur­al­is­mus (kul­tureller Marxismus/politische Kor­rek­theit), wie Sie vielle­icht wis­sen, liegt der voran­schre­i­t­en­den Islamisierung Europas zugrunde und resul­tierte in der islamis­chen Kolo­nial­isierung Europas durch demografis­che Kriegs­führung (von unseren eige­nen Führern vor­angetrieben)“.

Auch Breivik machte Sozialdemokrat­en, Grüne, Marx­is­ten , alle­samt für ihn Mul­ti­kul­tur­al­is­ten, als Hauptver­ant­wortliche für eine ange­bliche Islamisierung Europas an. Im Ton unter­schei­det sich Breivik nicht von den Identitären.

Auch Andreas Peham, Recht­sex­trem­is­mus-Experte des DÖW, ist dieser Einschätzung:

„Die Iden­titären ent­lar­ven sich immer mehr als Gen­er­a­tion Breivik. Ist schon ihr Pathos der let­zten Chance, die Selb­st­darstel­lung als let­zte Gen­er­a­tion, die den Unter­gang aufhal­ten könne, geeignet, um Leute wie Breivik zum Loss­chla­gen zu motivieren, so find­et sich ihre Behaup­tung, die wahren Schuldigen hin­ter islamistis­chen Ter­rors seien die Regieren­den und ihr Mul­ti­kul­tur­al­is­mus fast wor­tident in Breiviks Manifest.“

Der Stan­dard — Graz: Iden­titäre klet­tern auf Dach der Grünen
Die Presse — „Dachbe­set­zung”: Iden­titären dro­ht rechtlich­es Nachspiel