Die deutschen Opfer eines Jungfreiheitlichen

Es braucht nicht viel, um den Unter­schied erkennbar zu machen zwis­chen einem Men­schen, der ein­fach nur trauern und sich erin­nern will und einem, der die Luftan­griffe der Alli­ierten auf die Stadt Dres­den zwis­chen 13.und 15. Feb­ru­ar 1945 für recht­sex­treme und ras­sis­tis­che Agi­ta­tion nutzen will. Der frei­heitliche Jung­funk­tionär Markus Ripfl ver­sucht sich in Trauer­ar­beit und bleibt im braunen Gatsch hängen.

Seinen ursprünglichen Kom­men­tar auf Face­book hat er kor­rigiert, weil „man diesen Massen­mord wohl nicht an ein­er Zahl fest­machen sollte“. Als Ripfl seine Kor­rek­turen an der ursprünglichen Botschaft ange­bracht hat, waren schon viele Post­ings, in denen Kri­tik an Ripfls Kom­men­tar geübt wor­den war, wieder gelöscht.


Antifaschis­tis­ch­er Protest gegen Neonazis-Propaganda
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Weil ihn einige, ja eigentlich fast alle Pos­terIn­nen daran zu erin­nern ver­suchen, dass den alli­ierten Luftan­grif­f­en auf Dres­den ein bru­taler Angriff­skrieg der Nazis und der Holo­caust voraus­ging, postet Ripfl mehrmals dazwis­chen: „Bitte hier keine Diskus­sion über Holo­caust, oder son­st etwas. Da sind ganz andere The­men und haben nichts mit diesem The­ma zu tun!“.

Die Dreistigkeit des Jungspunds Ripfl über­rascht. Hat er wirk­lich keine Ahnung oder tut er nur so? So blöd darf man ja wohl als poli­tis­ch­er Funk­tionär in kein­er Partei mehr sein, oder? Darf man im Jahr 2016 noch solche Sätze schreiben?

„Wir gedenken heute den deutschen Opfern des grausamen alli­ierten Bomben­ter­rors. In Dres­den kamen vom 13–15 Feb­ru­ar 1945 tausende Deutsche ums Leben“ (Ripfls Facebook_Posting, 13.2.16, kor­rigierte Fassung).


Ripfl zu Dresden
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Vergessen wir gle­ich wieder, dass Ripfl – der recht­sex­tremen Gedenk­tra­di­tion zu Dres­den treu fol­gend – offen­sichtlich mit Opfer­zahlen hantiert hat, die nicht halt­bar waren. Die hat er ja kor­rigiert. Was an Text geblieben ist, ist schlimm und unver­froren genug: da will ein­er im Jahr 2016 nur der (es heißt der und nicht den, Herr Ripfl!) „deutschen“ Opfer des Luftan­griffs gedenken!

Ripfl, der sich erin­nern will, hat entwed­er keine Ahnung oder lässt in voller Absicht die nicht­deutschen Opfer von Dres­den in sein­er braunen Gedächt­niss­chublade verschwinden.

Die Luftan­griffe auf Dres­den sym­bol­isieren auch deshalb den Irrsinn dieses von den Nazis ent­fes­sel­ten Krieges, weil in dem Infer­no nicht nur die von Ripfl in die Erin­nerung geholten „deutschen“ Opfer star­ben, son­dern auch tausende Zwangsar­beit­er, KZ-Insassen, Flüchtlinge. Dres­den war damals Stan­dort der Rüs­tungsin­dus­trie und Eisen­bahn­knoten­punkt. Die Offen­sive der Roten Armee im Osten trieb eine Flüchtlingswelle vor sich her, die in Dres­den vorüberge­hend zum Still­stand kam. In den Rüs­tungs­be­trieben der Stadt waren Zwangsar­beit­er und KZ-Insassen der Außen­lager von Ravens­brück und Flossen­bürg beschäftigt. Im Unter­schied zu den Deutschen durften die Zwangsar­beit­er, Kriegs­ge­fan­genen, KZ-Insassen und auch die weni­gen Juden, die sich noch in der Stadt aufhiel­ten, nicht die Luftschutzräume auf­suchen während der Bombe­nan­griffe.


Ripfl bekommt Contra
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So schlimm und sinn­los der Bomben­tod der „deutschen“ Opfer auch war – schließlich wollte das NS-Regime ja lieber das „deutsche Volk“ unterge­hen lassen als den ohne­hin schon längst ver­lore­nen Krieg aufgeben, selb­st im Infer­no von Dres­den gab es noch Unter­schiede beim Sterben!

Weil Juden und Kriegs­ge­fan­gene nicht in den Kellern Schutz suchen durften, flo­hen sie auf die Straße. Zumin­d­est einige- wie etwa der berühmte Roman­ist und Chro­nist der Juden­ver­fol­gung, Vic­tor Klem­per­er — kon­nten so dem Bomben-und Flam­men­tod bzw. der bevorste­hen­den Depor­ta­tion sog­ar entkom­men. Das Infer­no von Dres­den war auch Moment der Befreiung – aber nur für einige wenige.

Im Abschluss­bericht der His­torik­erkom­mis­sion zu den Luftan­grif­f­en auf Dres­den hießt es deshalb zusammenfassend:

„In der Kon­se­quenz des von Deutsch­land aus­ge­gan­genen Krieges wurde Dres­den im let­zten Kriegs­jahr durch alli­ierte Luftan­griffe schw­er zer­stört. Inner­halb weniger Stun­den star­ben viele Tausend Men­schen –Zivilis­ten und Mil­itärange­hörige, Dres­d­ner und Flüchtlinge, aber auch Zwangsar­beit­er, Häftlinge und Kriegs­ge­fan­gene. Für die weni­gen noch nicht ermorde­ten jüdis­chen Mit­bürg­er bedeuteten die Luftan­griffe Gefahr und Ret­tung vor Depor­ta­tion gle­icher­maßen. Ein ver­ant­wortlich­es Erin­nern an das Schick­sal aller dieser Men­schen set­zt ein ern­sthaftes und andauern­des Bemühen um die Kor­rek­theit der geschichtlichen Darstel­lung voraus“.

Bei dem frei­heitlichen Jungspund ist davon nichts zu bemerken.