Langsam wächst zusammen, was zusammengehört. Lutz Bachmann, Gründer und Chef der rechtsextremen Pegida (Dresden), ist begeistert. „Von HC und der FPÖ lernen, heißt siegen lernen“, lautet sein Resumee vom Neujahrstreffen der FPÖ in Wels. Nahezu im Stundentakt berichtet er auf Facebook von einem „sehr guten Gespräch“ und „sensationeller Stimmung“. Der FPÖ-Pressesprecher versucht ihn zunächst als inoffiziellen Gast darzustellen, dann aber gibt’s doch ein offizielles Foto mit Strache und seinem Stellvertreter Gudenus.
In der Rhetorik werden sich FPÖ und Pegida auch immer ähnlicher. Während bei Pegida-Demonstrationen in Deutschland schon Galgen für Kanzlerin Merkel und Vizekanzler Gabriel vorgeführt wurden, beschimpft Strache den heimischen Bundeskanzler als „Staatsfeind, Bürgerfeind und Österreichfeind“.
In eine ähnliche Kategorie fällt Armin Wolf, der ORF-Nachrichtensprecher für Strache und die blaue Meute. Schon längst ist wieder vergessen, dass Armin Wolf im September 2015 Strache wegen eines zweideutigen Zitats in Schutz genommen hat. „Herr Armin Wolf vom ORF hat vollkommen Recht“, postete Strache damals, was seine Fans nicht daran hinderte, Armin Wolf verbal niederzuknüppeln.
Diesmal knüppelt Strache persönlich. Als Armin Wolf auf seinem Twitter-Account postet, „Arzt behandelt keine Asylwerber, Anwalt verteidigt keine Ausländer, Bar ist ‚asylantenfrei’“, und dazu die Frage stellt, „Was kommt als Nächstes?“, und das mit dem Bild eines SA-Mannes mit dem Schild „Die deutsche Hausfrau kauft nicht bei Juden“ kombiniert, meldet sich zunächst Hans-Jörg Jenewein, ein für solche Fragen besonders Berufener, zu Wort und fragt süffisant: „Der selbsternannte Anchorman des ORF vergleicht tatsächlich die NS-Zeit mit der aktuellen Migrationskrise in Europa? Was sagt da eigentlich die IKG dazu?“
Arzt behandelt keine Asylwerber, Anwalt verteidigt keine Ausländer, Bar ist „asylantenfrei”. Was kommt als Nächstes? pic.twitter.com/DyoOu4u5ub
— Armin Wolf (@ArminWolf) 15. Januar 2016
Strache ist zwar trotz gegenteiliger Beteuerungen („neue Juden“) nicht die IKG, weiß aber die Antwort auf die Frage seines Parteikameraden: „Armin Wolf (ORF) verharmlost und relativiert skandalöser Weise die NS-Verbrechen! Solche Vergleiche sind mehr als unpassend und unangebracht! Wann zieht der ORF die Konsequenzen?“
Armin Wolf hat sich privat eine Haltung erlaubt, die historisch und politisch durchaus angebracht ist. Keine Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen, sondern eine Erinnerung daran! Die Strache-Fans apportieren brav den Brocken ihres Chefs und beißen los. Das übliche halt: weg mit dem Wolf, warum darf der im Fernsehen (sic!) so etwas sagen, wenn wir erst einmal an der Macht sind, dann wird aufgeräumt. Und natürlich persönliche Beschimpfungen von der Sorte: „Eine hinterhältige Schlange, der böse Wolf.“ Strache gefällt die Hetze so gut, dass er sein Posting in Variationen sogar noch wiederholt.
Verharmlosung des Nationalsozialismus wirft er Wolf vor – ausgerechnet er! Unter seinem ersten Kommentar zu Wolf vom 15.1. findet sich folgender Kommentar von einem Volker Ludwig, das um 22h08 online ging: „NS-verbrechen so ein Schwachsinn….hört die Lüge denn nie auf…..” Der mehr als verharmlosende Kommentar wurde bis zum 18.1. mittags nicht gelöscht, erhielt sogar Likes. Zufall?
Was ist dann mit dem zweiten Kommentar, dem von Enrico Rose, der am Freitag um 22h56 unter dem Strache-Posting zu Armin Wolf eingestellt wurde: „Es gab keine NS-Verbrechen“ Dazu gab es einige Gegenkommentare, aber keinen von Strache (oder seinen Administratoren). Auch dieser Kommentar ist noch immer online. Nach österreichischem Recht ist das NS-Wiederbetätigung!