Freistadt (OÖ): Hausbesuch von blauen Burschenschaftern

Am Sam­stag, 29. August fand am Haupt­platz von Freis­tadt eine Wahlkundge­bung der FPÖ statt. Mit Stra­che und dem Spitzenkan­di­dat­en für OÖ, Haim­buch­n­er. Ein „neues Zeital­ter“ für Oberöster­re­ich kündigte der FPÖ-Parte­ichef dabei an. Wie das ausse­hen kön­nte, durfte eine Fam­i­lie erfahren, die ein Trans­par­ent (‚Flüchtlinge willkom­men‘) aus dem Fen­ster gehängt hat­te. Nach dem Ende der FPÖ-Kundge­bung taucht­en Burschen­schafter im Haus auf, um zu provozieren.

Freis­tadt im Müh­lvier­tel ist recht­sex­treme Kampf­zone. Die Iden­titären ver­suchen schon seit Monat­en hier Fuß zu fassen- mit Parolen wie „Freis­tadt wehrt sich“ und „Asyl­wahn stop­pen“. Beim lokalen Ring Frei­heitlich­er Jugend (RFJ) find­en sie Anklang. „Schluss mit dem Flüchtlingswahnsinn!“ postet der , und ‑um noch deut­lich­er zu machen, wo die Truppe ste­ht – ein “Patri­oten-Stammtisch“ wurde gegrün­det. Die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in der Freistädter Kaserne kon­nten sie nicht ver­hin­dern, aber Stim­mung machen dagegen.

Ver­mut­lich auch deshalb gab es bei der FPÖ-Wahlkundge­bung am 29.9. eine Gegenkundge­bung mit rund 40 Teil­nehmerIn­nen, und Trans­par­ente, die aus Häusern gehängt wur­den. Die Gegenkundge­bung ver­lief ohne Zwischenfälle.

„Polizei nimmt von ein paar Leuten Dat­en auf, löst aber die Kundge­bung nicht auf und hält dann auch aufge­bracht schimpfende FPÖ-ler zurück (alles halb­wegs eit­el Wonne am Land)“, heißt es in einem Gedächt­nis­pro­tokoll dazu. Und weiter:

„Während der Kundge­bung kommt ein Reise­bus voller Burschen­schafter am Haupt­platz an, wird von anwe­senden Wahlkampfhelfern und RFJ-lern (erkennbar an T‑Shirts) mit „Die Kam­er­aden sind da” begrüßt“.

Dazu muss man wis­sen, dass es auch in Freis­tadt selb­st deutschna­tionale Verbindun­gen gibt: die akademis­che Feri­alverbindung Ostara etwa, die den Wahlspruch hat: “Ostara sei uns im Kampfe Walküre, siegend durch Ein­tra­cht uns Deutsche all führe!“. Daneben noch die pen­nale Burschen­schaft Ale­man­nia (eine Verbindung des MKV gibt es auch in Freis­tadt, aber die lassen wir hier außen vor).

Nach dem Ende der Kundge­bung (so um ca. 19.30h) tauchen Burschis jeden­falls bei einem der Häuser, das ein Trans­par­ent aus­ge­hängt hat, auf, läuten an und wer­den in das Haus gelassen. Das Gedächt­nis­pro­tokoll ver­merkt dazu „eh klar, Kle­in­stadt, wer denkt an so was“. So was — das fol­gt in den näch­sten Minuten. Ein halbes Dutzend Burschis bleibt im Erdgeschoss, ein­er von ihnen geht die Treppe rauf und will in die Woh­nung im ersten Stock. Er „bit­tet“ dort um Asyl – und beruft sich dabei auf das Trans­par­ent. Für die Kinder ist die Szene nur zunächst irgend­wie lustig – sie sper­ren die Woh­nungstür zu und fil­men mit Handys (gut so!), während die Eltern ver­suchen, den provozieren­den Burschen­schafter aus dem Haus zu weisen. Ist er angetrunk­en? Ein blauer Burschen­schafter, der vor ein­er frem­den Woh­nung auf­marschiert und mit der Forderung nach Asyl stänkert? Mit san­fter Gewalt gelingt es schließlich, ihn über die Stiege hin­unter und aus dem Haus zu drän­gen. Im Abgang dann noch die Dro­hung der Burschis: “Wir kom­men wieder!“.

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Dann ziehen sie ab – in Rich­tung naher Bude. Die Polizei wird ver­ständigt, doch die kann nur mehr Kon­troll­fahrten in der Alt­stadt ver­sprechen. In der Nacht fol­gt dann noch – natür­lich anonymes – Läuten bei dem Haus mit dem Transparent.

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„Tja, das war’s“, heißt es abschließend im Gedächt­nis­pro­tokoll. War’s das wirk­lich schon? Der Sohn, der mit dem Handy gefilmt hat, war nach dem Abmarsch „schon ein wenig verängstigt“. Ist das das neue Zeital­ter, das Stra­che für Oberöster­re­ich angekündigt hat? Dass die, die gegen die FPÖ poli­tisch Stel­lung nehmen, mit Haus­be­suchen rech­nen müssen?