Die Oberösterreichischen Nachrichten zitieren aus dem Gibitz-Mail :
„Wie ich der Heimseite des ‚Netzwerk Zuversicht‘ entnehme, sind Sie intensiv in der Betreuung von Flüchtlingen involviert. Damit Sie noch mehr Zeit für diese Aufgabe zur Verfügung haben, werde ich in Zukunft um sämtliche Produkte der Firma H. einen großen Bogen machen.”
Einiges an dieser dürren Botschaft ist auffällig.
- Den FPÖ-Mann Gibitz stört offensichtlich der Deutschunterricht, den Dagmar H. Geflüchteten erteilt, mächtig. Das passt eigentlich so gar nicht zu den Botschaften der FPÖ Oberösterreich, die sich um Deutschkenntnisse sorgt („Ohne Deutsch keine Wohnung“).
- Für den FPÖ-Mann gilt anscheinend die Sippenhaftung. Den Deutschunterricht erteilt Dagmar H.. Ihr Ehemann ist Geschäftsführer eines oberösterreichischen Lebensmittelherstellers, den Gibitz jetzt boykottieren will, weil Frau H. Flüchtlingen die deutsche Sprache beibringt. Die Einstellung des Lambacher Blauen illustriert auch der Umstand, dass er sein Mail nicht nur an Frau H., sondern auch an ihren Mann oder seine Firma adressiert hat: „Das Mail erhielt sie auch über die Sekretärin ihres Mannes.“ (OÖN)
- Gibitz verwendet den Begriff „Heimseite“. Muss man nicht überbewerten, schließlich ist der Rest seiner Botschaft wichtiger und sehr eindeutig, aber die „Heimseite“ gehört so wie das „Weltnetz“ oder der „Partikellichtstrahldrucker“ (Laserprinter) zu den wenig attraktiven Sprachschöpfungen von Deutschtümlern und Rechtsextremen.
- Der Kaufboykott als politisches Instrument ist bei uns untrennbar mit dem Boykott jüdischer Geschäfte durch die Nazis verbunden („Kauft nicht bei Juden“). Ziel dieses Boykotts war nicht eine Verhaltensänderung eines Unternehmens, sondern dessen existentielle Bedrohung. Dieses Ziel scheint auch bei Gibitz in Verbindung mit dem Sippenhaftungsaspekt gegeben: „Damit Sie noch mehr Zeit für diese Aufgabe zur Verfügung haben.“
Am Inhalt seiner Äußerungen will Gibitz nichts ändern: „Es gibt nichts wegzutun und nichts zu erklären.” Rückendeckung erhält er dabei von seinem FPÖ-Landeschef und Spitzenkandidaten Manfred Haimbuchner, der zwar erklärt, die Meinung von Gibitz entspreche nicht der seinen und jener der FPÖ Oberösterreich, aber: „Der political correctness wird seine Haltung nicht entsprechen. Aber Hofrat Gibitz hat seine Meinung als Privatmann geäußert, und das darf er.“
Gibitz ist nicht nur der Kandidat der Lambacher Freiheitlichen, sondern auch Verwaltungsjurist bei der Bezirkshauptmannschaft Wels. In Zeiten der schwarzblauen Regierung werkte er als Kabinettsmitarbeiter im Sozialministerium und nach dem Ende von Schwarzblau in der Behindertenanwaltschaft, bis er nach dem Abgang von Herbert Haupt als Behindertenanwalt schließlich wieder nach Oberösterreich zurückkehrte.
Das „Netzwerk Zuversicht“ in Schwanenstadt, das die Deutschkurse anbietet, bei denen auch Dagmar H. mitarbeitet, macht übrigens (wie so viele andere Projekte) ganz tolle und engagierte Integrationsarbeit. Kein Wunder, dass das einen Gibitz stört!