Oje statt Yeah!

Lesezeit: 3 Minuten

Die rech­ten Schwe­den­de­mo­kra­ten haben die Spit­zen ihres Jugend­ver­ban­des aus­ge­schlos­sen, berich­tet die Neue Zür­cher Zei­tung (30.4.2015). Unter ande­rem des­we­gen, weil sie Kon­tak­te zu (rechts)extremistischen und anti­se­mi­ti­schen Grup­pen gepflegt hät­ten. Oje statt Yeah! Hin­ter der Abkür­zung Yeah steckt der Dach­ver­band Young Euro­pan Alli­ance for Hope, dem auch der RFJ ange­hört. Der atmet auch schon ziem­lich flach.

Seit Jah­ren bas­tel­ten die extrem rech­ten Jugend­ver­bän­de von rechts­extre­men Par­tei­en an einem euro­päi­schen Zusam­men­schluss, der dann Anfang April 2014 in Wien vom Gene­rals­se­kre­tär der FPÖ und EU-Abge­ord­ne­ten Harald Vilims­ky ziem­lich stolz prä­sen­tiert wur­de: Neben dem RFJ und ihrem Vor­sit­zen­den Udo Land­bau­er waren die Vlaams Belang Jon­ge­ren mit ihrem dama­li­gen Vor­sit­zen­den Tom van Grie­ken, Juli­en Roche­dy vom Front Natio­nal Jeu­nesse und Gus­tav Kas­sel­strand von Sveri­ge­de­mo­kra­tisk Ung­dom (SDU) vertreten.

Wäh­rend Tom van Grie­ken noch im Herbst 2014 nach der hef­ti­gen Schlap­pe der Mut­ter­par­tei bei den bel­gi­schen Par­la­ments­wah­len ( nur mehr 3,7% bzw. 3 Man­da­te, 2007 waren es noch 12 % bzw. 17 Man­da­te) zum Vor­sit­zen­den des Vlaams Belang gewählt wur­de und Roche­dy von der Le Pen Jugend mit Kotz­sprü­chen wie „Homo­se­xua­li­tät ist eine kul­tu­rel­le Pra­xis, die bio­lo­gisch kei­nen Sinn ergibt“ an sei­ner Par­tei­kar­rie­re bas­telt, haben die bei­den Spit­zen des SDU – Gus­tav Kas­sel­strand als Vor­sit­zen­der und Wil­liam Hah­ne als sein Stell­ver­tre­ter – nach Ansicht ihrer Mut­ter­par­tei „durch mora­lisch frag­wür­di­ges Ver­hal­ten das Anse­hen der Par­tei beschä­digt“ (NZZ, 30.4.2015).

Ver­mut­lich sind damit nicht gemeint ihre Besuch beim Aka­de­mi­ker­ball der FPÖ, son­dern, wie Radio Schwe­den berich­tet, „mut­maß­li­che Kon­tak­te der Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on mit rechts­extre­mis­ti­schen Grup­pie­run­gen, dar­un­ter die faschis­ti­sche White-Power-Orga­ni­sa­ti­on ‚Nor­disk Ung­dom’“. Schon in der Ver­gan­gen­heit hat es Pro­ble­me mit den bei­den Spit­zen­ju­gend­li­chen gege­ben, die aber von der Par­tei hin­ge­nom­men wurden.

Ursprüng­lich hat die Par­tei­spit­ze 20 Mit­glie­dern mit Aus­schluss gedroht. Aus den 20 wur­den dann acht und zuletzt wur­den sie­ben tat­säch­lich aus­ge­schlos­sen, dar­un­ter Kas­sel­strand und Hah­ne: „In zu vie­len Punk­ten wichen die bei­den von der Par­tei­li­nie ab.“

Da die bei­den ihre Funk­tio­nen im Jugend­ver­band SDU nicht auf­ge­ben wol­len, darf man gespannt sein, wie es dort wei­ter­geht – schließ­lich erhält die Par­tei­ju­gend eine staat­li­che För­de­rung von jähr­lich 100.000 Euro, die sie ver­lie­ren wür­de, wenn die Par­tei ihre Ver­bin­dun­gen kappt. Ver­mut­lich wird aber bei den Schwe­den­de­mo­kra­ten, die mit den Aus­schlüs­sen wohl eher ein sym­bo­li­sches Zei­chen set­zen dafür woll­ten, dass sie mit dem Rechts­extre­mis­mus gebro­chen hät­ten, nicht so heiß geges­sen. Ihr stell­ver­tre­ten­der Par­tei­vor­sit­zen­der Karls­son beton­te näm­lich gleich die gute Zusam­men­ar­beit: „Es gibt auch künf­tig gute Vor­aus­set­zun­gen für gute Bezie­hun­gen zum Jugend­ver­band, denn ich weiß, dass es dort star­ke Kräf­te gibt, die eine ande­re Ent­wick­lung wol­len.“ – Jaja, das ken­nen wir doch von irgendwo!

Der euro­päi­sche Dach­ver­band Yeah, in dem SDU noch bei der Grün­dung im April 2014 ver­tre­ten war, zeich­net sich nicht durch Akti­vi­tät aus. Der Grün­dungs­akt eines supra­na­tio­na­len Ver­ban­des im Vor­jahr muss die Ultra­na­tio­na­lis­ten so viel Kraft gekos­tet haben, dass sie seit­her schwei­gen. Auf Face­book, wo die jun­gen Rech­ten von Yeah ver­tre­ten sind, stammt der letz­te Ein­trag vom 28. Mai 2014. Auch auf der Web­sei­te von Yeah gibt es kei­nen Hin­weis, kei­ne Erklä­rung zu den Vor­gän­gen bei der schwe­di­schen Orga­ni­sa­ti­on. Oder doch? Der letz­te Ein­trag unter News stammt vom 4. April , aller­dings 2014!


Wie im Sta­li­nis­mus: Yeah ohne SDU

Merk­wür­di­ger­wei­se wird die schwe­di­sche Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on SDU zwar noch im Grün­dungs­ma­ni­fest von Yeah, aber sonst nir­gend­wo auf der Sei­te erwähnt: kei­ne Adres­se, kein Sym­bol der SDU; auch als Grün­dungs­or­ga­ni­sa­ti­on wird sie nicht mehr genannt!


Wie beim Sta­lin: Ein­fach verschwunden

Ver­mut­lich ist die SDU schon bald nach der Grün­dung des Dach­ver­ban­des wie­der gestri­chen wor­den, weil ihre Mut­ter­par­tei, die Schwe­den­de­mo­kra­ten, nicht mit der FPÖ und dem Front Natio­nal in einem Klub im Euro­päi­schen Par­la­ment zusam­men­span­nen woll­te. Die jetzt von der Mut­ter­par­tei fest­ge­stell­ten rechts­extre­men Ten­den­zen ihrer Spit­zen­funk­tio­nä­re haben sicher kei­ne Rol­le gespielt.


Wie im Sta­li­nis­mus: Yeah ohne SDU

Wie säu­sel­te Kas­sel­strand noch im Vor­jahr? Der RFJ, mit dem sich der SDU seit 2012 angeb­lich in „ver­tief­ter Part­ner­schaft“ befin­det, sei für ihn und den SDU eine „Inspi­ra­ti­ons­quel­le“. – Oh Yeah! Kön­nen wir uns gut vorstellen!